F O U R

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"Wally, du weißt, was für ein Problem du hast. Und glaube mir, ich auch", fing sie an.
"Jedoch möchte ich es nicht miterleben. Ich werde dich nicht auf deine letzten Tage hin begleiten."
Geschockt starrte ich sie an.
"Aber Mom, wo soll ich denn dann wohnen?", fragte ich leise nach, obwohl ich ihre Antwort eigentlich nicht hören wollte.
"Ich schicke dich weg. Du bist auf einem Internat angemeldet, aber ich werde dich nicht besuchen. Es tut mir leid, Wally. Aber das kann ich mir nicht antun."
Erneut stiegen mir die Tränen hoch, doch ich wischte sie mir entschlossen weg. Ich wollte vor meiner Mom keine Schwäche zeigen.
Doch kann ich sie nach ihrem Entschluss überhaupt noch als meine Mom ansehen?
"Wann?", krächzte ich.
"Heute noch."
Völlig verzweifelt starrte ich sie an.
"Aber..."
"Keine Widerrede, pack deinen Koffer. Jetzt."
"Ja, tut mir leid."
Mit gesenktem Kopf ging ich zurück in mein Zimmer und suchte mir alles wichtige zusammen.
Viel besaß ich nicht, als Einzelgängerin und Außenseiterin konnte es doch wahrscheinlich nicht anders sein, oder?
Ich war nie wirklich beliebt und hatte auch keine Freunde, nachdem meine einzigste weggezogen war und mein Bruder verstarb.
Denn er war immer bei den Top 3 der heißesten Jungs dabei.
Bei dem Gedanken an ihn kamen mir schon wieder die Tränen.
Und das erinnerte mich wieder an den Brief des mysteriösen Jungen...
Warum ich heute so sentimental war, wusste auch ich nicht.
Doch einen Grund gab es. Die Botschaft des Arztes.
Auch wenn ich mich noch so sehr anstrengte, ich konnte sie nie wirklich vergessen.
"Wally, wann bist du denn endlich fertig?", rief meine Mutter genervt und ich hörte schon ihre näherkommenden Schritte.
"Ja", antwortete ich nur leise und schulterte meinen Rucksack.
Ein letztes Mal blickte ich mich in meinem kleinen Zimmer um, das jetzt noch kahler als jemals zuvor wirkte.
Dann drehte ich mich um und ging mit gesenktem Kopf aus unserer Wohnung heraus, die Treppen im Wohnhaus herab und durch die Türe nach draußen.
Ein letzter Blick auf die Fassade meiner ehemaligen Heimat, bevor ich in das Auto meiner Mutter stieg und sie losfuhr...

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