T W E N T Y - F I V E

62 26 8
                                    

Panisch fing ich an um mich zu treten und schlagen.
Zum zweiten Mal in einer Stunde lag ich in dieser Position, ein Knie auf dem Rücken und nun auch noch die Hände zusammengebunden.
Die Panik wich purer Wut und so fing ich an lauthals zu schreien, in der Hoffnung, gehört zu werden.
Ein leicht verärgertes, leises Zischen, das mich zum Leise sein ermahnte, ertönte von dem Menschen auf meinem Rücken.
Dann - eine große, dennoch schmale Hand auf meinem Mund.
Ein wütender, so gar nicht zu mir passender Laut entkam meinen Lippen und überwand die Wand aus Fleisch und Blut.
"Halt jetzt endlich den Rand, oder willst du das er uns findet?", knurrte jemand dicht neben meinem Ohr.
Allein durch den Klang seiner Stimme zuckte ich zusammen, doch auch kleine Schauer rannen über meinen Rücken.
Aber kaum war eine Sekunde dieser Gefühle vergangen, stieg die Verärgerung wieder in mir auf und ich begann zu versuchen mein Gesicht aus der Reichweite seiner Hand zu bekommen.
Frustriert über meine Gegenwehr nahm er wie weg, verließ jedoch nicht seine Position mit dem Knie auf mir.
Der Schnee hatte sich bereits einen Weg durch sämtliche Klamotten und Schuhe gebahnt, ich war klatschnass. Normalerweise würde mich jetzt ein riesiges Schüttelfrost überfallen, aber das Adrenalin und der Hass, die beide gleichzeitig durch meinen Körper huschten, ließen das Gefühl der Eiseskälte nicht zu.
Im Gegenteil, mir war so heiß, wie als wenn ich in vierzig Grad Sonnenschein in einem Winterpulli direkt in der Sonne stehen würde; ich spürte wie ich schwitzte und vor lauter Anspannung auch noch zitterte.
Nicht gerade die beste Verfassung um mit ihm zu Diskutieren, gar zu Streiten!
"Beruhige dich, Wally", murmelte mein Angreifer beruhigend und strich mir passend zu seinen Worten über den Rücken.
Diese ganzen Gefühle in mir verstärkten seltsamerweise sämtliche meiner Sinne, und so konnte ich wahrnehmen, wie er immer weniger Beachtung auf die haltende Stellung meiner Position gab.
In einem Moment der wenigsten Aufmerksamkeit, sprang ich - wie vor kurzem erst - in die Höhe und warf ihn von mir runter.
Meine vor Kälte schmerzenden Glieder protestierten bei diesen plötzlichen Bewegungen und ließen es mich auch deutlich zu spüren bekommen.
Doch das Keuchen meines Gegenübers lenkte die tolle Aufmerksamkeit von meinem Körper ab und zu ihm hin.
Mein Blick wanderte an seiner schmalen, großen Gestalt hoch, bis er auf seine Augen stieß, die direkt in mich zu gucken schienen.
Klare, dunkle, braun-grüne Augen blickten mich aus diesem markanten Gesicht entgegen, das ich das erste Mal mit verzweifelten Emotionen gesehen hatte.
Doch nun spiegelte sich darauf nur eine feste Entschlossenheit und ein Gefühl, das für mich nicht möglich war zu deuten.
"Wally", kam es einfach aus seinem Mund und er tat einen Schritt auf mich zu.
Mein Überlebensinstinkt schrie, geh! Lauf weg!
Aber mein Herz dachte nur, bleib und warte auf ihn.
Ein Körper, zwei Meinungsbekunder, zwei sehnlichste Wünsche.
Und doch hörte ich auf den naivsten von beiden.
Ich folgte dem Wunsch meines Herzen.

                                                 
Wer ist dieser Angreifer?
Was denkt ihr?

Someone Like You Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt