S I X T E E N

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Der kalte Wind zauste durch meine Haare und peitschte stürmisch über meine Wangen.
Die Kühle des kommenden Winters lag in der Luft und ließ mich frösteln.
Meine Augen brannten und ich zog meinen gefütterten Mantel enger um mich.
In meinen wunden Händen hielt ich einen Stadtplan den ich gerade noch in aller Eile hatte mitgehen lassen.
Sich bei diesen eisigen Temperaturen zu Fuß zu einem Krankenhaus aufzumachen war vielleicht dumm, doch trotzdem strotzte ich nur so vor lauter Adrenalin das durch meinen Körper schoss.
Ich hatte keine Uhr dabei, aber ich schätzte die Zeit die ich bereits lief auf ungefähr eine dreiviertel Stunde.
Flüchtig warf ich einen Blick auf die Karte vor mir, die besagte nur noch ein paarmal Straßen zu überkreuzen bis ich mein Ziel erreicht hatte.
Ich seufzte laut auf.
In mir drinnen herrschte eine absolute Hektik und ließ mich fast an nichts anderes mehr denken.
Gedanken von vorhin huschten mir durch den Kopf.
Warum meinte ich mit einem Besuch meiner sein Leben zu retten?
Was ließ diese neu entflammte Hoffnung auf bessere Zeiten für mich entstehen?
Das ich auf all diese Fragen keine Antworten kannte verunsicherte mich zutiefst, doch ließ zugleich auch ein warmes Gefühl hochsteigen, das mir vermittelte alles zu tun um dieses Leben zu retten.
Es war ein verzweifelter Wunsch, das wusste ich, aber trotzdem hielt ich daran fest.
Ich wollte diesen Wunsch noch nicht einfach aufgeben!
Unbewusst beschleunigten sich meine Schritte bis ich beinahe lief und die kalte Luft in meinen Lungen brannte.
Die Türen, die in das innere des Krankenhaus führten, tauchten vor mir auf.
Eine mir bisher noch unbekannte Aufmerksamkeit stieg in mir hoch.
Dort, direkt vor mir, war der Eingang zu den Antworten auf meine Fragen.
Kurz bevor ich eintrat blieb ich stehen, schaute gen Himmel und atmete noch einmal tief die kühle Luft ein.
Ich schloss für eine kurze Weile meine Augen und öffnete sie erst wieder, als eine Frauenstimme mich fragte: "Alles okay bei Ihnen? Kann ich Ihnen irgendwie helfen?"
Anfangs konnte ich sie nur anstarren, ich verstand nicht warum sie mich das fragte.
Als es dann doch in mein Bewusstsein sickerte schüttelte ich nur meinen Kopf und hielt ihn beim Eintreten in das große weiße Gebäude gesenkt.
Angespannt schritt ich auf den Empfangstresen zu und teilte der Frau dahinter meinen Namen und Anliegen mit.
"Sie haben fünfzehn Minuten Besucherzeit, danach müssen Sie das Zimmer 254 verlassen", meinte sie kühl und nicht auch nur ein Hauch von Freundlichkeit erreichte sie.
Trotz dessen bedankte ich mich höflich bei ihr und begann dann meine Suche nach dem Raum in dem Jakob lag.

Unter größter Anspannung legte ich meine Hand auf die Klinke, die fürchterlich zitterte.
Vorsichtig drückte ich sie nach unten und schob die Türe auf.
Doch was ich dann sah, raubte mir beinahe den Atem.
Jakob lag so blass wie eine Leiche in seinem Bett, schrecklich viele Kratzer und Schrammen zierten sein Gesicht und Arme.
Mit leisen Schritten näherte ich mich ihm, nachdem die Tür still ins Schloss gefallen war.
Mein Herz pochte vor lauter Aufregung so stark und schnell, dass man meinen könnte es würde gleich herausspringen.
Als ich sein Bett erreichte und mich langsam auf den Besucherstuhl sinken ließ erschrak ich.

Ich blickte direkt in seine hellwachen braun-grünen Augen...

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