S E V E N

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An niemanden, an jemanden.
Das ist nun schon mein zweiter Brief in diesem Monat und meine Entscheidung hat sich nur nochmal öfters als gut herausgestellt.
Ich kann das einfach nicht mehr, ich kann nicht mehr leben.
Tagtäglich muss ich mir Beleidigungen anhören, muss Schubsereien, Prügeleinen und sonstiges über mich ergehen lassen.
Gerade bin ich dabei, die verschiedenen Methoden für ein Suizid durchzugehen. Es gibt so viele, doch ob ich eine davon nehmen möchte...
Ich müsste mir einfach Schlaftabletten besorgen, dann wäre es auch schon vorbei.
Ein Messer, vom Balkon springen, mich vor einen Zug werfen, von einem Auto überfahren lassen, erschießen, den Kopf an der Wand einschlagen, in einen Pool ohne Wasser springen, mich ertränken, verdursten, verhungern, einen tödlichen Unfall haben, nach einem Sprung falsch aufkommen,...
Es gibt einfach so viele Möglichkeiten, aber die Entscheidung ist das Schwere.
Doch soll ich wirklich noch länger die ganzen Abscheulichkeiten über mich ergehen lassen?
Nein, das kann ich einfach nicht mehr mitmachen.
Ich bin ausgeleiert, mir fehlt die Lust auf alles.
Tag für Tag reduziere ich die Menge meines Essens, schotte mich immer mehr ab, rede mit niemandem.
Mittlerweile werde ich von einigen auch schon der stumme Junge genannt.
Nicht der schönste Name, im Gegenteil.
Er lässt mich meiner Situation nur noch bewusster werden.
Meine Hoffnung, dort draußen noch jemanden zu finden, dem ich vertrauen kann, ist bei Null.
Das einzige was ich noch tue ist, diese lächerlichen Briefe zu schreiben.
Warum mache ich das überhaupt?
Wahrscheinlich haben sie recht, sie alle.
Ich bin nur ein durchgeknallter Vollidiot, nichts weiter.
Bitte, lasst mich einfach sterben.
Denn leben tue ich ohne Grund.

Ganz langsam ließ ich den Zettel in meiner Hand sinken und blickte auf das Dachfenster unseres Zimmers.
Mittlerweile war die Sonne untergegangen und die Sterne zeugten von dem Aufmarsch der Nacht.
Kalt und silbern leuchteten sie von ihrem Himmelszelt herunter und erschienen wie die Tränen der Nacht...

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