N I N E

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Dick in meine Winterjacke eingemummelt, öffnete ich die Tür zu meinem Klassenzimmer.
Sobald ich eintrat lagen alle Blicke auf mir, es wurde hier und da spöttisch gelacht.
Ich versteckte meine Nase noch tiefer in meinem wärmenden Wollschal und ging so unauffällig wie möglich zu meinem Platz.
Auf einmal spürte ich einen Widerstand gegen meinen Fuß drücken und verlor das Gleichgewicht.
Sofort brach überall schallendes Gelächter aus und ich sammelte peinlich berührt und mit hochrotem Kopf meine verstreuten Materialien für den Unterricht ein.
Niemand half, alle labten sich an dem Anblick, wie ich auf dem Boden krabbelte und meinen Sachen hinterherjagte.
Doch die anderen wollten es mir nicht leichter machen, im Gegenteil.
Sie schubsten mit ihrem Fuß alles noch weiter von mir weg.
Und der Lehrer?
Der saß nur an seinem Platz vorne und sah zu.
Und ab diesem Zeitpunkt war der Entschluss gefasst, keinen Menschen in meine Nähe zu lassen.
Denn letztendlich lassen sie dich doch eh alle immer im Stich, suchten sich andere Leute mit denen sie abhängen konnten.
Alles was für mein Alter verständlich war, konnte ich nicht machen.
Ich war allein, hatte keine Freunde, war eine Außenseiterin. 
Öfters ist mir der Gedanke an Suizid in den Sinn gekommen, doch immer kurz vor meiner Erlösung war dort etwas gewesen, das mich hier hielt.
Und selbst Jahre später, bei erneuten Versuchen, war dort ein Hinderniss tief in meinem Herzen.

Ein Hinderniss das mir die Hoffnung auf Liebe gebracht hatte...
Eine Liebe, die immer an meiner Seite stehen würde, mich so lieben würde, wie ich war...

Eine Person, die einen Teil meiner Seele in sich hatte...

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