F I V E T E E N

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Wie betäubt starrte ich an die Decke meines Zimmers.
Vor dem Fenster zeichneten sich langsam die ersten Strahlen der aufgehenden Morgensonne ab, fingen an einen klitzekleinen Hauch an Wärme über die Ebenen der Natur zu schicken.
Seit diesem Vorfall mit ihm lag ich nun hier, nicht in der Lage mich zu rühren.
Der Schock saß zu tief in meinen Knochen.
Ich hatte dabei zugesehen wie ein Mensch sein Leben verlor und konnte es nicht verhindern.
Die Schuld nagte und zerrte an mir, hielt mich in einer festen Umklammerung aus der ich mich nicht befreien vermochte.
Warum nur war das mir passiert?
Warum nur kannte ich das Opfer des Todes?
Warum starben immer alle um mich herum?
Meine Trauer mischte sich mit meiner Verzweiflung, wurde zu einem brodelnden Kessel voll Wut.
Wie konnte ich dummer Mensch nur geglaubt haben ihn retten zu können?
Ich war ein Nichts, ein kleines herzkrankes Nichts das sowieso dem Tode geweiht war.
Wie konnte ich da meinen als die Beute des Henkers andere vor ihm zu retten?
Ein abfälliger Laut kam über meine Lippen und ließ mich über mich selbst erschrecken.
Ein solcher Tonfall wäre mir nie aus dem Mund gekommen, nie.
Doch es hatte sich alles verändert.
Mein Umfeld, meine Bestimmung, meine Mitmenschen, meine Lebensbedingungen...

Doch lebte ich überhaupt? Hatte ich es jemals getan?
Nein, wahrscheinlich nicht.
Denn zum Leben gehören Liebe, Freundschaft, Seelenwohl und so vieles mehr.
Doch das alles besaß ich nicht.
Wenn man mich und alle anderen verglich war ich arm, besaß nichts.
Und ein anderer Mensch hatte alles verloren, nur weil ich nicht dagewesen war, weil ich nicht rechtzeitig helfen konnte.

Jakob lag mittlerweile im Krankenhaus, aber es konnte nichts bringen.
Einen Toten erst ins Krankenhaus zu bringen wenn er schon tot war brachte nichts.
Doch irgendwie schien mir in diesem Augenblick noch ein kleiner Funken Hoffnung entgegen, etwas was mir sagte das noch nichts verloren war.

Wie von Sinnen sprang ich auf und zerrte mir einen Mantel über die zitternden Schultern.
Es stand fest.
Ich würde dem Tod einen Besuch abstatten...

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