E I G H T E E N

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Um Fassung ringend schloss Jakob die Augen.
Dann fragte er: "Das möchtest du wirklich wissen?"
Er stieß einen verzweifelten Laut aus.
Ich nickte knapp.
Er biss sich auf die Unterlippe um seinen ganzen Mut aufzubringen.

"Es war nach unserem Gespräch.
Ich machte mich auf den Weg zu meinem Zimmer, um mich in aller Ruhe für's Bett fertig zu machen.
Gedacht, getan.
Nachdem das erledigt war, ging ich noch auf den Balkon um die Sterne betrachten zu können."

Er unterbrach sich selbst und blickte mich überprüfend an.

"Warum lachst du nicht? Ich meine, das gehört sich doch nicht für Jungs..."

"Jakob", sagte ich, "das ist nicht komisch. Jeder hat seine Vorlieben und das sollten die Mitmenschen auch akzeptieren."

Ich hoffe darauf, dass er seine Augen öffnete, doch nichts tat sich.
Er schüttelte nur den Kopf und fuhr fort: "Ich war zu tief in meine Betrachtung versunken und bekam rein gar nicht mehr mit. In meinem Leichtsinn musste ich mich dann natürlich auch noch an das Gerüst lehnen."

Er verzog sein Gesicht erneut zu einer Grimasse.

"Aber das Geländer kann doch kaum unter deinem Gewicht nachgeben!", rief ich. "Du siehst mir auch nach keiner schweren Person aus."

"Das ist es ja."

Jakob seufzte.

"Ich nahm meine Umgebung gar nicht wahr und somit auch nicht denjenigen, der direkt hinter mir aufgetaucht war.
Danach ging alles zu schnell um es verhindern zu können."

"Dann..., also..., du-", ich brachte keinen ganzen Satz zusammen.

"Ja, ich wurde drüber gestoßen. Ich kann dir nicht viel sagen, außer das es sich um einen Jungen gehandelt hatte.
Und das Ende ist dir ja bekannt."

Ich nickte nur zaghaft, war zu sehr von seiner Erzählung gefesselt.
Wie konnte ein Mensch nur so kalt sein, um einen seinesgleichen umbringen zu wollen?
Wer konnte so etwas einfach so tun, ohne eine Spur von Reue?

"Jakob-", setze ich an, doch wurde kurz darauf von der aufgehenden Krankenzimmertür unterbrochen.

"Sie sollten nun gehen", meinte eine Ärztin kühl und schloss die Tür hinter sich, nachdem ich mich kurz von Jakob verabschieden und den Raum verlassen hatte.

In der ganzen Zeit die mein Heimweg dauerte nahm ich weder die Kälte noch sonst etwas wahr.

Mir schwirrte nur eine Frage im Kopf herum:
Wie konnte jemand nur so etwas tun?

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