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Mein Wecker klingelte und riss mich aus meinem leichten traumlosen Schlaf. In letzter Zeit schlief ich sehr schlecht, wenn ich denn überhaupt schlief. Es war Mittwoch. Das hieß für mich 8 Stunden Hölle und obendrauf auch noch zwei Klausuren. Ich rappelte mich immer noch im Halbschlaf hoch und schlug auf meinen Wecker damit dieser endlich aufhörte mich mit seinen schrillen Tönen zu bombardieren. Ich stand auf und schlurfte verschlafen zu meinem Kleiderschrank. Darin wühlte ich, bis ich mir schließlich eine schwarze löchrige Jeans und einen weißen Hoodie mit Backprint schnappte. Als ich mich auf den Weg ins Bad machte riss mich ein ohrenbetäubender Schrei aus meinen Tagträumen. Ich sprintete die Treppe nach unten in dem wissen, dass meine Eltern und mein kleiner Bruder wahrscheinlich schon in der Küche saßen, aus der der Schrei und jetzt auch die lauten Geräusche drangen. Ich überbrückte die letzten fünf Stufen mit einem Sprung und bog gleich darauf um die Ecke in die Küche und wäre beinahe über den leblosen Körper meiner Mutter gestolpert. Sie lag auf dem Boden und regte sich nicht. Langsam kamen mir die Tränen. Nachdem ich mit zitternden Fingern ihren Puls gefühlt hatte und mit Entsetzten feststellen musste, dass sie bereits Tot war hob ich langsam meinen Kopf um nach meinem Vater und meinem jüngeren Bruder zu sehen. Mein Bruder Philip lag ebenfalls regungslos in den Armen meines Vaters der den kleinen Jungen fest an sich gepresst hatte, als würde er versuchen ihn damit vor weiterem Grauen zu beschützen. An dem Blick meines Vaters und seinem Tränen überströmten Gesicht erkannte ich, dass ihn wohl das gleiche Schicksal wie meine Mutter ereilt hatte. Es brach mir das Herz ihn so zu sehen. Warum hatte ich nicht früher bemerkt, das irgendwas nicht stimmte. Vielleicht hätte ich ihm dann ein längeres Leben schenken können. Erst jetzt fiel mir auf dass ein schwarz gekleideter Riese hinter meinem Vater kniete und diesem ein Messer an den Hals drückte.
,,Wenn du es wagst dich zu bewegen, dann wird dein Vater ein grausames Schicksal erleiden. Genauso wie deine Schlampe von Mutter." In mir stieg eine enorme Wut auf und ich merkte wie Silver auch immer unruhiger wurde. Ich knurrte den Mann bedrohlich an und lies meinen innern Wolf in meinen Augen aufblitzen, die sofort eine gelbe Farbe annahmen. Der Riese grinste und rief höhnisch ,,Was will mir so ein kleiner, schwacher Omega wie du denn schon groß anhaben, hää." Wenn nicht das Leben meines Vaters von meinen Taten abhängen würde, dann wäre ich schon längst auf diesen Arsch losgegangen. Stattdessen knurrte ich ihn nur wütend an. Daraufhin drückte dieser die Klinge seines Kampfmessers gegen den Hals meines Vaters, an dem bereits einige kleine Rinnsale seines fast schwarzen Blutes hinab rannen. Ich wimmerte auf und kniete mich auf den Boden, als Zeichen, dass ich ihn nicht anspringen würde. Mein Vater warf mir einen gequälten aber dankbaren Blick zu. Ich fühlte mich unendlich hilflos. Fieberhaft dachte ich nach, wie ich meinen Vater am besten retten könnte. Mir wollte beim besten willen keine halbwegs sinnvolle Strategie einfallen, wie ich uns beide aus dieser prekären Lage befreien konnte. Ich war so in Gedanken versunken, dass ich nicht bemerkte wie zwei Kumpanen des Angreifers hinter mir in Wolfsform die Küche betraten. Ich schreckte erst hoch als ich das verräterische knacken wahrnahm, was mir signalisierte, dass sich hinter mir gerade einer oder mehrere Wölfe verwandelt hatten. Ich fuhr herum und sah gerade noch, wie der größere der beiden mit seinem Bein ausholte. Nur Sekunden später landete sein Fuß mit voller Wucht auf meinem linken Rippenbogen. Von seinem Tritt wurde ich gegen die Kücheninsel geschleudert und schlug hart auf dem Boden auf. Ich hatte es deutlich knacken hören und Silver bestätigte mir meinen Verdacht der gebrochenen Rippen. Ächzend versuchte ich mich hoch zu drücken, damit ich halbwegs sah was um mich herum passierte. Als ich es nach dem zweiten erfolglosen Versuch jedoch aufgab und mich wieder zu Boden sinken lies, ertönte ein höhnisches Lachen der drei Eindringlinge. ,,Du bist kein Gegner für uns. Halt dich da raus oder ich werde dir persönlich sämtliche Knochen in deinem mickrigen Körper brechen." Daraufhin gab der augenscheinliche Anführer seinen zwei Begleitern ein Zeichen. Sie kamen auf mich zu und ich versuchte mich ein weiteres mal erfolglos aufzurichten. Plötzlich wurde ich grob am Arm gepackt und auf die Beine gezogen, wobei ich deutlich ins schwanken geriet. Während mich der Mann hinter mir immer noch grob auf den Beinen hielt, holte der andere aus und kurz darauf landete seine geballte Faust in meiner Magengrube. Meine Beine gaben nach und ich wäre gefallen, würde ich nicht weiterhin eisern festgehalten. Ich schnappte keuchend nach Luft und versuchte mich gleichzeitig aus seinem Griff zu winden. Meine Versuche mich zu befreien wurden jäh unterbunden, indem mir der Gorilla vor mir ein feuchtes Tuch auf mein Gesicht drückte und mir schwindlig wurde. Meine Chancen meinen Vater und mich aus dieser misslichen Lage zu befreien gingen damit gleich null. Ich spürte wie ich das Bewusstsein verlor. Das letzte was ich mitbekam, war wie mir der Typ hinter mir meine Hände mit Kabelbindern auf den Rücken fesselte, bevor ich zu Boden ging und mich Schwärze umfing.

Schatten der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt