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POV Keno
Ich saß immer noch neben Kai auf der Bettkante und streichelte sanft seine Hand, als der Arzt das Zimmer betrat. Ich merkte sofort, wie er sich verkrampfte und unruhig wurde. Ich drückte sanft seine Hand und er entspannte sich sichtlich unter der Berührung und Silver schnurrte sogar leicht, was mich unglaublich glücklich machte. Warum wusste ich selbst nicht so recht. Der Arzt kam langsam um das Bett herum und lächelte beruhigend. Silver hingegen knurrte und fuhr den Arzt an ,,Sein beruhigendes lächeln kann er sich sonst wo hin schmieren." Ich beugte mich zu ihm hinunter und flüsterte ihm ins Ohr ,,Er will dir nur helfen. Und übrigens, die Anweisung, dir ein Beruhigungsmittel zu spritzen, kam von mir. Einer der beiden Männer hat dir bei dem Übergriff wohl den Arm gebrochen. Der Arzt hat gemeint, er muss den Knochen richten und den Arm danach eingipsen." Der Arzt bejahte meine Aussage mit einem kurzen nicken und fügte noch hinzu, ,,Das kann jetzt schmerzhaft werden. Möchtest du, dass ich dir etwas gegen die Schmerzen gebe?", fragte er. ,,Das kannst du vergessen. Ich trau dir nicht ," entgegnete Kai leise, drehte mir aber den Kopf zu, um dem Arzt zu signalisieren, dass er beginnen konnte und dass er ihm nichts tun würde, was ich für sehr wahrscheinlich gehalten hatte. Er sah mich kurz an, schloss dann erneut seine Augen und drückte kurz meine Hand. Ich war um ehrlich zu sein ein bisschen überrascht von dieser Geste, weil ich eigentlich davon ausgegangen war, dass er mich hasste, vor allem, nachdem ich ihm gebeichtet hatte, dass ich die Anweisung gegeben hatte, ihm das Mittel zu spritzen. Aber anscheinend war das nicht der Fall, zumindest im Moment nicht. Vielleicht brauchte er mich auch einfach, da seine Hitze begonnen hatte. Ich war auf jeden Fall dankbar, dass er den Arzt machen lies. Dieser legte sich gerade seine Sachen zurecht und fragte ein weiteres Mal mit besorgter Stimme, ob Kai nicht etwas gegen die Schmerzen haben wollte. Angesprochener knurrte nur leise und schüttelte leicht den Kopf. Der Arzt entfernte vorsichtig den zuvor angebrachten Verband am rechten Arm und besah sich abermals die Verletzung. Er hob den Blick und erklärte uns, dass das Handgelenk gebrochen sei, der Knochen sich etwas verschoben habe und wie er diesen richten würde. Gesagt getan. Mit der einen Hand hielt er den Arm etwas über dem Handgelenk fest, was dem Jungen schon ein schmerzerfülltes Stöhnen entlockte und mit der anderen Hand nahm er die rechte Hand des Omegas. ,,Bereit," fragte er. Kai nickte nur leicht, kniff seine Augen fest zu und krallte sich geradezu in meine Hand. Mit einem kräftigen Ruck drehte und zog er gleichzeitig an der Hand, sodass der Unterarm Knochen mit einem lauten knirschen wieder in seine ursprüngliche Position gebracht wurde. Im selben Moment riss Kai die Augen auf und ein leiser Schrei entkam seinem Mund. Er krallte sich nur noch fester in meine Hand und drohte sie zu zerquetschen. Woher hatte er nur so viel Kraft dachte ich mir während sein Griff wieder etwas lockerer wurde. Er stöhnte immer noch leicht vor Schmerz, während er seine Augen erschöpft schloss. Der Arzt trug noch eine kühlende Salbe auf und bat mich ein feuchtes Tuch zu holen, mit welchem er dann vorsichtig den Arm einwickelte. Nachdem er mir erklärt hatte, dass er den Arm jetzt noch nicht schienen könnte, da dieser wahrscheinlich ein wenig anschwellen würde, versicherte er mir noch dass er morgen wieder vorbeikommen würde und verlies dann den Raum. Ich strich Kai vorsichtig ein paar Strähnen aus dem Gesicht und streichelte ein wenig über die weichen Haare. Daraufhin öffnete er blinzelnd die Augen und sah zu mir hoch. ,,Willst du was trinken oder etwas zu essen." Er schüttelte den Kopf und drehte sich von mir weg, bedacht darauf seinen Arm nicht zu belasten.  Ich ging zu meinem Sofa schnappte mir von dort die flauschige graue Decke und ging wieder zurück, um die warme Decke über Kai auszubreiten. Dieser murmelte ein kurzes Danke und zog die Decke über seine Schultern. Ich ging zu meinem Schrank, um mir eine frische Boxershorts, eine graue Jogginghose und ein schwarzes Shirt herauszukramen und ging damit ins Badezimmer. Die alten Klamotten legte ich ab, trat in die Dusche und lies das kalte Wasser auf mich herabprasseln. Nachdem ich mich fertig geduscht hatte, trocknete ich mich ab und schlüpfte in die bereitgelegten, frischen Sachen und rubbelte meine Haare noch etwas trocken. Danach ging ich wieder in mein Zimmer und betrachtete einige Sekunden lang verträumt den schlafenden Jungen, ehe ich auf das Bett zuging und mich neben ihn legte. Ich zog ihn noch ein stückchen enger in meine Arme und lauschte eine Weile seinem gleichmäßigem Atem, welcher mich langsam selbst immer müder machte, bis ich dann schließlich mit ihm im Arm einschlief.

Wach wurde ich ein paar Stunden später, als sich Kai versuchte aus meinem Klammergriff zu befreien. Ich blinzelte kurz und gab ihn dann frei. Diese Chance nutze er und quälte sich förmlich vom Bett und schlurfte Richtung Bad. Langsam setzte ich mich auf und sah ihm verwirrt hinterher, da er einen komischen Eindruck auf mich machte. Das war am Abend nicht so gewesen, rief ich mir in Gedanken, schlug die Decke zurück und folgte ihm ins Bad, aus dem in diesem Moment das Geräusch der Dusche zu vernehmen war. Immer noch etwas schläfrig betrat ich durch die Tür das Bad und meine Verwirrung stieg nur noch mehr. Kai lehnte mit angezogenen Beinen und nur mit seiner Boxershorts bekleidet an der gefliesten Duschwand, hatte den Kopf auf seinen Knien abgelegt und lies das kalte Wasser auf sich hinunterprasseln. Ich trat vor die Dusche, kniete mich hin und hob sanft seinen Kopf an. Er hatte die Augen geschlossen und glühte förmlich. Auch als ich meine Hand auf seine Stirn legte war diese heiß und schwitzig. Ich stellte die Dusche ab, worauf hin Kai ein unzufriedenes wimmern von sich gab. Bedacht darauf nicht auszurutschen, trat ich in die Dusche und hob den völlig fertigen Omega auf meine Arme, um ihn kurz darauf in die Badewanne zu legen und dort das Wasser aufzudrehen. Dieser gab einen erleichterten Seufzer von sich und entspannte sich ein wenig, da ihm das kalte Wasser anscheinend ein wenig Abhilfe schaffte. Als die Badewanne mit kaltem Wasser gefüllt war und Kai erneut erschöpft seine Augen geschlossen hatte, verließ ich das Bad, um den Arzt anzurufen, da mir sein Zustand ganz und gar nicht gefiel. Zumal ich auch keine Ahnung hatte was ich in der Hitze alles beachten musste und wie ich ihm helfen konnte wusste ich auch nicht. Nachdem es ein paar mal geklingelt hatte und ich schon befürchtete, dass er nicht rangehen würde, meldete sich am anderen Ende der Leitung eine verschlafene Stimme und fragte kurz wer überhaupt dran war. Mir war es in dem Moment relativ egal, dass ich den Arzt geweckt hatte. Ich erklärte ihm kurz die Situation und bat ihn so schnell wie möglich zu kommen.

POV Kai
Ich wachte schweißgebadet und orientierungslos auf. Meine Hitze hatte einen noch nie da gewesenen Höhepunkt erreicht und mein ganzer Körper brannte wie Feuer. Ich fühlte mich ausgetrocknet und unendlich müde, entschloss mich aber trotzdem dazu mich aus dem Klammergriff zu befreien und irgendwie ins Bad zu kommen, damit ich meinen Körper mit einer kalten Dusche etwas beruhigen konnte. Endlich befreit, rutsche ich langsam von der Bettkante und machte mich schwankend auf den weg ins angrenzende Badezimmer. Dort angekommen zog ich schwerfällig mein Shirt über den Kopf, drehte das Wasser an und lies mich an den kalten Fliesen zu Boden gleiten. Das tat unglaublich gut. Seufzend lies ich meinen Kopf auf die angezogenen Knie sinken und genoss die Erleichterung. Kurz darauf bemerkte ich wie jemand, wahrscheinlich Keno, das Badezimmer betrat und vor der Dusche in die Knie ging. Ich wollte eigentlich meinen Kopf heben und ihm die Situation erklären aber die Erschöpfung siegte letzten Endes und ich lies den Kopf auf meinen Knien liegen. Das nahm mir Keno ab, indem er sanft meinen Kopf mit der Hand anhob und schließlich eine Hand auf meine Stirn legte. Er brummte etwas und drehte dann das Wasser ab. Was macht der denn da. Er soll gefälligst das Wasser wieder anmachen, grummelte Silver und ich konnte ihm nur zustimmen. Auf einmal stieg er in die Dusche, hob mich mit Leichtigkeit hoch und legte mich in der Badewanne ab. Das kalte Keramik an meinem Körper entlockte mir einen erleichterten Seufzer und als er das Wasser aufdrehte schloss ich meine Augen und entspannte mich ein wenig. Das kalte Wasser entspannte meine heißen Muskeln und machte das brennende Gefühl, zumindest im Moment erträglich. Keno hatte in der Zwischenzeit das Bad verlassen. Was er tat wusste ich nicht, es war mir aber auch herzlich egal. Ich merkte wie ich langsam immer ruhiger wurde und schließlich eindämmerte.

Eine raue Hand auf meiner Stirn holte mich wieder ins hier und jetzt zurück und ich schlug die Augen auf, da mir diese Hand nicht bekannt vorkam. Als mein Blick immer klarer wurde blickte ich in das besorgte Gesicht des Arztes, dem die Hand auch gehörte. Mit dieser Gewissheit schloss ich meine Augen wieder, weil es schlicht zu anstrengend war, diese offen zu halten. Der Mann verließ mit Keno das Badezimmer und überlies mich meiner himmlischen Ruhe, die ich im Moment mehr als nötig hatte.

Schatten der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt