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POV Keno
Auf halbem Weg entschloss ich mich an einem großen Einkaufszentrum zu halten, denn ich hatte ja schließlich noch kein Geschenk für Kai's Geburtstag morgen. Bevor ich das Auto verließ betrachtete ich Kai noch einmal im Rückspiegel und schloss dann das Auto ab und ging über den Parkplatz auf die Läden zu. Als erstes, hatte ich überlegt, würde ich Zutaten für einen Geburtstagskuchen einkaufen gehen und dann nach einem Geschenk suchen. Ich betrat den Supermarkt und suchte mir nach und nach die Zutaten zusammen, während ich überlegte, was ich ihm schenken könnte. Auf dem Weg zur Kasse holte ich noch eine Packung Kondome, man konnte ja nie wissen, und bezahlte schließlich. Die Lebensmittel verstaute ich erstmal im Kofferraum und machte mich auf, endlich etwas zu finden, was ihm entsprach. Neben dem Supermarkt befand sich ein Spielwaren Geschäft, ihr fragt euch jetzt bestimmt was ich in einem Spielwarenladen will, aber mir ist eine Idee gekommen. Zielstrebig ging ich auf die Abteilung mit den Plüschtieren zu und blieb unschlüssig davor stehen. Eigentlich hatte ich überlegt einen kleinen Teddy zu kaufen aber der graue, flauschige Wolf gefiel mir dann letztendlich doch besser. Zufrieden mit meiner Wahl bezahlte ich und lies den kleinen Wolf gleich einpacken, damit Kai ihn nicht sah, sonst wäre ja die ganze Überraschung zerstört. Mit dem kleinen Päckchen unter dem Arm ging ich zurück und versteckte es in der Einkaufstasche von vorhin. Ich schlug den Kofferraumdeckel zu und stieg wieder vorne ein, ehe ich noch einen kurzen Blick hinter mich warf, nur um festzustellen, dass mich Kai aus müden Augen ansah. ,,Du bist ja wach! Ich hab mir schon Sorgen gemacht." Mir fiel ein großer Stein vom Herzen, dass er offensichtlich wohlauf war. ,,Wo warst du", fragte er mit leichter Verunsicherung in der Stimme. ,,Ich war nur schnell etwas einkaufen, damit wir morgen frühstücken können", log ich. Er sollte ja schließlich nicht von meinem Vorhaben erfahren. ,,Kann ich zu dir vor kommen?" ,,Sicher, warte ich helfe dir." Er war schon dabei sich aufzurichten und wollte aussteigen aber ich war schneller und hatte ihm die Tür aufgemacht. Langsam stieg er aus und lies sich wenig später auf den Beifahrersitz fallen, rollte die Decke als Kopfkissen zusammen und war auch schon eingeschlafen. Kopfschüttelnd lies ich mich ebenfalls auf meinen Sitz sinken und startete das Auto.

Es war bereits dunkel als ich auf den Parkplatz meines Hauses fuhr und den Motor abstellte. Kai schlief friedlich vor sich hin und ich begann die Einkäufe und Taschen hinein zu tragen und erstmal im Eingangsbereich abzustellen. Ein letztes mal ging ich auf das Auto zu, nahm den schlafenden Wolf auf den Arm und sperrte das Auto ab. Mit dem kleinen Nervenbündel auf dem Arm stieg ich die Treppen nach oben und betrat mein Zimmer, wo ich ihn dann auf dem Bett ablegte und mich auf die Bettkante fallen lies. Das war ein mehr als aufreibender Tag gewesen und ich war ehrlich froh, dass Kai keine weiteren Verletzungen davongetragen hatte. Seufzend stand ich auf, zog ihn bis auf die Boxershorts aus, da Jeans und Pulli voller Blut waren und deckte ihn zu. Leise verließ ich das Zimmer und lehnte die Tür an, ehe ich mich in die Küche begab um den Geburtstagskuchen zu backen. Nach zwei Stunden hatte ich einen ganz ansehnlichen Kuchen zu Stande gebracht und stellte diesen im Kühlschrank kalt. Erschöpft aber zufrieden machte ich mich ebenfalls auf den Weg ins Bett. Darf ich mit ihm kuscheln. Lev erschreckte mich ein wenig mit seinem plötzlichen Vorschlag aber ich gab nach, da es keinen Sinn hatte jetzt noch eine Diskussion mit ihm anzufangen. Aber halt dich bitte morgen früh zurück, ja? Bereitwillig überlies ich Lev die Kontrolle und lies ihn machen, nachdem er mir versichert hatte er würde sich benehmen.

POV Lev
Ich hatte eigentlich nicht erwartet, dass Keno so schnell nachgeben würde aber umso besser. Ich wollte schließlich Kai nicht aufwecken. Vorsichtig sprang ich auf das Bett und rollte mich neben Kai zusammen und kuschelte mich etwas enger an den kleinen Körper. Kai grummelte leicht im Schlaf und vergrub, wahrscheinlich unbewusst sein Gesicht in meinem Fell. Daran könnte ich mich auf jeden Fall gewöhnen, dachte ich bevor ich auch in den Schlaf hinüber glitt.

POV Kai
Ich hatte so gut geschlafen wie schon lange nicht mehr und fühlte mich tatsächlich ausgeschlafen. Neben mir lag ein großes Fellknäuel und ich erschrak mich erst heftig, bis ich erkannte dass Lev friedlich an mich gekuschelt schlief. Wie hat er denn bitte Keno überzeugt. Ja das frag ich mich auch aber er war schön warm. Ja das stimmt. Warte was denkst du da. Ja hör auf herumzunörgeln. Alles gute zum Geburtstag du nerviges Anhängsel. Danke ich hab dich auch lieb, Kai. Seit wann riecht Lev so gut. Kai ich hab da ein ganz mieses Gefühl. Ja ich auch. Ich geh erstmal duschen, bevor ich mir den Kopf darüber zerbreche. Ich nahm mir meinen Lieblingspulli, eine schwarze Jogginghose und frische Unterwäsche aus einer der Taschen, die wir gestern geholt hatten und schlich ins Bad. Das warme Wasser half mir meine Gedanken zu beruhigen, was mir den Raum gab endlich einen klaren Gedanken zu fassen. Und was Silver und ich da spürten, brachte uns dermaßen aus dem Konzept, dass ich bestimmt eine halbe Stunde einfach nur vor mich hin starrte. Das konnte nicht sein, warum hatte ich auch wirklich immer das Glück. Verzweifelt drehte ich das Wasser ab und mir kam der Gedanke, dass es Keno gewusst haben musste, mich aber einfach hat im dunkeln tappen lassen. Hatte er mich deswegen entführt. Hatte er es von Anfang an gewusst. Wahrscheinlich. Warum sollte er auch jemanden wie mich ohne Grund entführen. Was hätte er davon. Aber jetzt machte alles einen Sinn. Unweigerlich stieg enorme Wut in mir hoch. Wollte er mich nur benutzen? Aufgelöst brach ich in Tränen aus und sank an den Fließen zu Boden und ließ dem Frust und den Tränen freien Lauf. Warum immer ich? Warum? Warum? Warum? Mittlerweile hatte ich aufgehört zu schluchzen und hatte mein Gesicht in den Händen vergraben. Anscheinend war Lev aufgewacht, denn Keno kniete plötzlich vor mir und nahm meine Hände in seine und sah mich traurig an. ,,Warum hast du mir nichts gesagt", fragte ich enttäuscht. Keno's Gesichtsausdruck wurde noch trauriger, ehe er Antwortete. ,,Ich wollte dir eigentlich die Überraschung nicht verderben aber das hab ich wohl ohne es zu wollen. Hör zu. Ich habe dich ganz sicher nicht deswegen entführt, beziehungsweise entführen lassen. Das wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht aber als ich es herausfand konnte ich dich nicht einfach wieder gehen lassen. Vor allem, da du sonst wahrscheinlich in absehbarer Zeit gestorben wärst. Ich wollte dich niemals verletzten oder benutzen, das musst du mir glauben. Ich habe niemals auch nur gewollt, dass du dich hintergangen fühlst. Ich will dir die Familie sein, die du verdienst aber nie hattest. Ich gebe dir den Raum, falls du Zeit für dich brauchst um mit diesen Informationen klar zu kommen. Aber bitte geb mir Bescheid, wie du dich entschieden hast. Ich werde deine Entscheidung akzeptieren, egal wie sie ausfällt. Pass auf dich auf, bitte!" Während er sprach war ich aufgestanden und hatte ihm den Rücken gekehrt. Erneut liefen mir die Tränen über die Wangen und ich war außer Stande etwas dagegen zu tun. Nachdem er geendet hatte, verließ ich das Bad, das Haus und hatte mich verwandelt, sobald ich auf die Terrasse trat und rannte auf direktem Weg in den Wald. Ich brauchte Zeit zum nachdenken und musste mir erstmal der neuen Umstände klar werden. Auch wenn ich damit vielleicht egoistisch und kindisch war, aber ich brauchte gerade einfach Zeit zum nachdenken, um mir klar zu werden, was ich wollte. Eine ganze Zeit rannte ich schon durch den Wald ohne darauf zu achten, in welche Richtung mich meine Beine trugen. Irgendwann blieb ich stehen und sah mich um. Ich hatte keine Ahnung wo ich war, geschweige denn, ob ich überhaupt noch in Keno's Rudelgebiet war. Darüber wie und ob ich zurückfinden würde, wollte ich mir Gedanken machen, wenn es soweit war. Seufzend lies ich mich am Ufer eines kleinen Sees sinken und starrte über das klare, glitzernde Wasser. Völlig in Gedanken versunken starrte ich bestimmt eine ganze Stunde zum gegenüberliegenden Ufer und fuhr erst durch ein knacken hinter mir hoch. Dort trat gerade ein fremder Wolf aus dem Gebüsch und ich sprang sofort auf alle viere und knurrte ihn an. Mein Gegenüber hatte schmutziges grau-braunes Fell und legte somit den Verdacht nahe, dass er entweder ein rudelloser, ein freier Wolf oder ein Rouge war. Selbst wenn er ersteres oder zweites wäre, könnte er mir durchaus gefährlich werden, von einem Rouge einmal abgesehen. Der andere Wolf musterte mich interessiert, was aber noch lange nicht hieß, dass er keine feindlichen Absichten hegte. Den Gedanken schob ich beiseite, weil es war mir egal ob er feindliche Absichten hatte oder nicht. Würde er mir zu nahe kommen, dann würde ich mich verteidigen und das zeigte ich ihm auch offen, indem ich ihn weiterhin anknurrte und meinen Körper so drehte, dass ich so wenig Angriffsfläche wie möglich bot. Der graue Wolf jedoch bewegte sich kein Stück, was ich mehr als eigenartig fand. Damit waren mir quasi jegliche Fluchtwege versperrt und ich saß auf dem Präsentierteller. Aber wenn er dachte ich würde kampflos aufgeben, dann hatte er sich gewaltig getäuscht. Mit unverhohlener Neugier kam er mit langsamen Schritten auf mich zu und schränkte damit meine Bewegungsfreiheit weiter ein. Der einzige Vorteil war, dass er davon ausging, dass ich ein typischer Omega war und ich würde ihn auch in dem Glauben lassen, bis er es am eigenen Leib zu spüren bekam. Ich würde weiterhin so tun als knurrte ich ihn nur an, weil ich zu mehr nicht im Stande war. Das erhöhte meine Chancen deutlich und vielleicht würde ich ja auch mit dem Leben davonkommen. Der Wolf kam immer näher und sprang schließlich ab, warf sich auf mich und brachte uns beide zu Boden. Er hatte definitiv den Vorteil des größeren Körpergewichts und pinnte mich damit zwischen ihn und den sandigen Boden. Gerade im Moment konnte ich keinen Muskel rühren und es sah tatsächlich so aus, als würde er die Oberhand behalten. Er hatte sich mit einem ganz bestimmten Ziel auf mich geworfen und ich hatte bereits als er aufgetaucht war, erkannt, dass er ein Rouge war und ich damit die schlechtesten Chancen hatte, die man nur haben konnte, um davon zu kommen. Diese seltene Unterart der Omegas unterschied sich in einem ganz gravierenden Punkt von den normalen Omegas. Sie waren meist aufgrund ihrer Stärke und Aggressivität Rudellos, da sie einfach ein viel zu großes Risiko für die Gemeinschaft darstellten, vor allem wenn sie in ihrer Hitze waren. Denn anders als wir normalen Omegas vertrugen sich deren Körper und die Pillen zum unterdrücken der Hitze ganz und gar nicht. So hatte sich über die Jahre ein ungewöhnlich starker Drang nach sexueller Befriedigung entwickelt und wenn man einen Rouge in seiner Hitze erwischte, war es mehr als wahrscheinlich, dass man diese Begegnung nicht überlebte. Denn Grundsätzlich töteten Rouges ihre Opfer, nachdem sie sie vergewaltigt hatten. Und Omegas waren nun mal die Schwächsten, deswegen kam es sehr selten vor, dass ihre Opfer einen anderen Rang hatten. Wir sind gearscht. Das weiß ich selber aber wir sind schon mal entkommen. Aber nur ganz knapp. Etwas feuchtes stupste gegen meinen Bauch und ich versuchte mich aus seinem Griff zu winden, ehe es zu spät war. Das brachte das Männchen kurz aus dem Gleichgewicht und verschaffte mir die Möglichkeit mich unter ihm hervorzurollen. Sobald ich mich aufgerichtet hatte, warf ich mich auf den grauen Wolf und biss mich in seinem Nacken fest. Er versuchte mich abzuschütteln, was aber nur bewirkte, dass ich mich nur noch fester in seinem Nacken verbiss. Schließlich lies er sich fallen und rollte sich auf mich, sodass ich nun erneut unter ihm lag. Ich zog meine Zähne aus seinem Fleisch und hieb mit den Vorderpfoten nach ihm, was zur Folge hatte, dass er mich freigab. Gleichzeitig brachte ich Abstand zwischen uns und knurrte ihn an. Das schien ihn herzlich wenig zu interessieren, denn er machte erneut einen Satz auf mich zu. Ich konnte nicht schnell genug ausweichen und seine Klauen rissen meine Brust auf. Jaulend machte ich ein paar weitere Schritte von ihm weg, um mich zu sammeln. Bedacht lies ich mich auf den Boden sinken und neigte den Kopf. Wenn er darauf hereinfallen würde, wäre das meine Chance das Blatt zu wenden. Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, dass er auf mich zukam und spannte meine Muskeln, bereit mich jederzeit vom Boden abzudrücken und zu zuschnappen. Leicht wimmernd zog ich den Kopf noch ein Stückchen ein, während er mir immer näher kam. Als seine feuchte Schnauze meinen Kopf berührte, schnellte ich nach oben und traf seinen Hals. Röchelnd schnappte er nach Luft, was mich aber nicht davon abhielt, weiter auf ihn loszugehen. Die Schmerzen ignorierend, sprang ich vom Boden auf und hieb sogleich mit meinen Klauen nach ihm, die ihr Ziel trafen und den Angreifer zu Boden schickten. Der Wolf bewegte sich nicht mehr und ich war mir nicht sicher ob er noch lebte oder einfach nur bewusstlos war. Ich ließ ihn liegen und machte mich schwerfällig auf den Rückweg, wobei ich mich einzig und allein auf meine Nase verlassen konnte. Nach einer guten Stunde hatte ich den kleinen Bach von unserem vorigen Ausflug erreicht und atmete erleichtert einmal tief durch. Wenig später kam auch schon der Waldrand in Sicht und ich war ehrlich froh wieder hier in der Sicherheit des Rudels zu sein. Wenn ich mich da mal nicht getäuscht habe.

Schatten der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt