-Jimins Sicht-
Je weiter ich mich von seinem Haus entferne, desto mehr verringert sich mein Lächeln und ein leichter Schmerz breitet sich in meinem Herzen aus. Mein Blick sinkt auf meine Füße und ich spiele mit dem Gedanken mich erneut umzudrehen um einen letzten Blick auf Yoon- ich meine das Haus zu erhaschen. Verwirrt von meinen Gedanken schüttele ich den Kopf, meine Haare fallen vor meine Augen und ich fange unbewusst an mich an die letzten Stunden zu erinnern. Wer hätte gedacht das Yoongi so gastfreundschaflich zu mir ist? Es hätte mich nicht gewundert wenn er mich nach Hause geschickt hätte, aber ich beschwere mich nicht über seine Entscheidungen schließlich war die mich schlussendlich aufzunehmen eine sehr nette. Mit schleppenden Schritten laufe ich langsam die Straße entlang, die wenigen Leute um mich herum nehme ich nur als Hintergrundgeräusche wahr und ich erinnere mich an ein bestimmtes Ereignis von heute morgen. Stumm schauen wir uns an, ich verliere mich in dem warmen Braunton seiner Augen die mich ununterbrochen fast schon liebevoll betrachten. Mein Blick fährt bei der sich immer mehr anspannenden Atmosphäre in Raum über seine Gesichtskonturen, ich bemerke die blasse Haut, seine geschwungenen Lippen und die kleinen Muttermale die sich bei genauerem betrachten auf seiner Nase und seinen Wangen befinden. Fasziniert stockt mein Blick schließlich für ein paar Sekunden auf seinen Lippen die sich ein kleines Stückchen öffnen, fast so als würden sie auf eine Einladung warten um geküsst zu werden. Als ich mein Starren auf seinen Mund bemerke huscht mein Blick schnell zu seinen Augen und ich sehe wie auch sein Blick sich ebenfalls von meinen Lippen hebt und wir uns erneut still anschauen. Unbewusst rutsche ich etwas näher zu ihm, meine Augen huschen in kurzen Abständen zwischen seinen Lippen und seinen Augen hin und her die nun ebenfalls wie hypnotisiert auf meine starren. Ein warmes Kribbeln bildet sich in meinem Bauch aus, meine Gedanken sind wie leer gefegt und ich konzentriere mich nur auf den älteren Jungen vor mir. Entgültig will ich die letzten Meter überbrücken und sehe wie seine Augen bereits etwas zu flattern, als ein lautes bekanntes Klingeln ertönt und uns aus unserer Trance unterbricht. Ich sehe nur im Augenwinkel wie ich er sich mit einem fassungslosen Gesichtsausdruck zurückzieht und aus dem Bett steigt, ehe meine Aufmerksamkeit sich auf mein summendes Handy richtet. Schnell schrecke ich aus meinen Gedanken auf, als ich fast über den nächsten Bürgersteig vor mir stolpere mich jedoch gerade noch rechtzeitig fange um eine eher unelegante Bewegung auszuführen die mich vor dem hinfallen bewahrt. Kurz schüttele ich mit dem Kopf und falle wieder in meine Gedankenwelt zurück. Hätte ich Yoongi wirklich geküsst, wenn mein Telefon nicht geklingelt hätte? Yoongi ist doch gar nicht schwul und außerdem mag er mich doch auch gar nicht. Verwirrt ziehe ich meine Augenbrauen zusammen, merke jedoch das schnellere Klopfen meines Herzens bei der Vorstellung den Älteren zu küssen. Hör auf darüber nachzudenken, der Kerl hat das mit Sicherheit alles geplant um dich in eine Falle zu locken. Mich selber für diese Gedanken schimpfend komme ich nach einigen Minuten an meinem Haus an, krame den Haustürschlüssel hervor und schließe erfolgreich die Tür auf. Ich werde mit einer Stille begrüßt die jedoch nicht allzu lange anhält denn sobald ich meine Schuhe und Jacke ausgezogen habe ertönt die erleichtere Stimme meiner Großmutter. "Oh Jimin Schatz, wir haben uns solche Sorgen um dich gemacht! Du hast dich nicht gemeldet und wir dachten dir wäre etwas passiert als du nicht von der Schule nach Hause gekommen bist." Ich werde sofort in eine erdrückende Umarmung gezogen als die alte Dame bei mir angekommen ist, meine Arme hängen kurz untätig an meiner Seite bis ich die Geste erwidere. "Tut mir wirklich leid, ich habe die Zeit vergessen. Ich verspreche beim nächsten mal melde ich mich." in ihre Schulter meine Entschuldigung murmelnd bemerke ich meinen Großvater erst als er anfängt zu sprechen. "Aber wir konnten uns schon denken wo du abgeblieben ist. Ich habe deine Oma schon beruhigt, es ist eben eine Männer-Sache lange wegzubleiben um Erfolg zu haben. Ich hoffe du hast dich bestens amüsiert." seine belustigte Stimme ertönt im Flur, doch meine Augen weiten sich bei der definitiv falschen Schlussfolgerung. "Nein, so war es nicht ich-" will ich mich selbst erklären, werde jedoch von meiner Oma ungebrochen. "Du musst dich dafür doch nicht rechtfertigen, dass einzige was ich verlange ist nur das wenn es etwas ernstes ist, du sie uns irgendwann mal vorstellst." Ein Lächeln breitet sich auf ihren Lippen aus, als sie die Worte zu mir spricht während sie mich loslässt doch mein Blick senkt sich nur bedrückt auf den Boden und ich nuschele nur ein undeutliches "Klar" auf ihre Forderung. Sie, ich soll ihnen meine Freundin vorstellen. Leise spottend laufe ich die Treppe hoch und lege mich mit leichten Tränen in den Augen in mein Bett, die Socken von meinen Füßen abstrampelnd raufe ich mit meinen Haaren während ich missmutig über meine Situation nachdenke. Warum müssen meine Großeltern auch homophob sein? Warum muss ich auch schwul sein? Der letzte Gedanke trifft mich wie ein Lastwagen, der plötzliche Druck auf meiner Brust lässt mich schwer atmen doch die eindringliche Stimme meines besten Freundes ertönt in meinem Kopf und ich beruhige mich allmählich wieder. "Es ist nicht schlimm schwul zu sein Jimin. Die Welt ist nur noch nicht bereit diese Erkenntnis zu akzeptieren, mach dich nicht runter wegen der Meinungen anderer. Wichtig ist, dass du dich so wie du bist wohlfühlst." Eine Träne läuft bei dieser alten Erinnerung aus meinem Auge, unterdrückt schluchze ich in mein Kissen und höre leise die polternden Geräusche aus der Etage unter mir. Warum können sie nicht akzeptieren das ich auf Jungs stehe? Sie haben nicht mal in Betracht gezogen das ich vielleicht kein Interesse an Mädchen zeigen, ich bin 26 Jahre alt und habe noch nie eine Freundin gehabt. Sollte das nicht ein Zeichen sein? Wütend haue ich auf die Bettdecke die vor mir ausgebreitet ist, mit zu Schlitzen verengten Augen schaue ich aus dem Fenster und beobachte den Himmel der sich langsam zu zieht. Seufzend schließe ich meine Augen, stelle mir zum wiederholten Male meine Zukunft vor oder besser gesagt zwei Optionen die später zutreffen könnten. Ich sehe bildlich vor meinen Augen eine Frau mit langen brauen Haaren und einem schönem, lächelnden Gesicht. Sie ist hübsch, sie würde perfekt zu mir passen. Hinter ihr erscheint ein kleines Mädchen, ihre Haare sind zu kleinen Zöpfen geflochten und als sie anfängt zu lächeln erinnert es mich an mich selbst. Die beiden Damen drehen sich um und betreten ein großes Mehrfamilienhaus, der kleine Garten ist gepflegt und eine Schaukel wird vom Wind hin und her geschwungen. Doch trotz der schöne Vorstellung reizt es mich nicht, es gibt kein starkes Herzklopfen oder ein zufriedenes Lächeln auf meinem Gesicht ich spüre einfach ein taubes Gefühl in meiner Brust als ich mir meine Zukunft so vorstelle. Als ich zum zweiten Mal meine Augen schließe erscheint jedoch ein ganz anderes Bild. Ein kleines Holzhaus das umgeben von hohen Bäumen in einem Wald nahe an einer eher weniger befahren Straße steht, ein kleiner Hund läuft auf dem freien großen Platz entlang und bellt erfreut einen Schmetterling an. Vor mir erscheint ein Mann, seine braunen Haare fallen ihm etwas ins Gesicht doch nicht zu sehr als das es ihn stört. Er lächelt sanft, sein Zahnfleisch zeigt sich und er schaut entspannt über die Lichtung und nimmt schließlich den kleinen Hund in seine Arme. Und dann fällt es mir auf. Es ist Yoongi. Ich merke wie mein Herz anfängt schneller zu klopfen und automatisch breitet sich ein großes Lächeln auf meinem Gesicht aus als ich den Anblick vor mir betrachte. Doch meine Gedanken werden unterbrochen, als ich die Stimme meiner Großmutter wahrnehme. Mein Lächeln verkleinert sich, die Erkenntnis trifft mich schlagartig doch mein schneller Herzschlag bleibt vorhanden. Mit wackeligen Beinen stehe ich nach einer weiteren Aufforderung meiner Oma auf, kurz schaue ich erneut aus dem Fenster ehe ich mich in betröpelter Stimmung auf den Weg in die Küche mache. Dort bleibe ich am Türrahmen stehen und beobachte meine beiden Großeltern wie sie sich gegenseitig liebevoll ansehen und hin und wieder herzlich zusammen lachen. Meine Augen tränen leicht und ich muss mich zusammenreißen nicht loszuweinen, gequält setzte ich ein falsches Lächeln auf und mache mich mit einem letzten Gedanken bemerkbar. Welche Entscheidung wird im Endeffekt die richtige sein?
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Kapitel abgeschlossen ✅
Ich hoffe jeder der so etwas durchmacht hat den Mut auf das zu hören was ihn wirklich glücklich macht.
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𝐓𝐡𝐞 𝐓𝐫𝐮𝐭𝐡 𝐔𝐧𝐭𝐨𝐥𝐝 - 𝐘𝐨𝐨𝐧𝐦𝐢𝐧
RandomABGESCHLOSSEN Eine High School Liebesgeschichte auf eine etwas andere Art und Weise... Jimin hat ein wichtiges Geheimnis, er ist schwul. Yoongi, sein ehemaliger bester Freund und jetzt größter Erzfeind weiß davon. Außerdem kann sich der Ältere ebenf...