Alles, was in den vorherigen Kapiteln steht, ist natürlich kein Muss und kein Gesetz, an das man sich unbedingt handeln muss. Genauso gut könnt ihr eure Welt auch völlig anders erstellen. Immerhin bin ich sehr ins Detail gegangen und habe Massen an Sachen genannt, über die ihr euch Gedanken machen solltet. Für einige mag das viel zu viel und viel zu übertrieben sein. Besonders, wenn ihr nur eine Kurzgeschichte schreiben wollt oder ihr euch mehr auf die Handlung als auf die Welt, in der sie spielt, konzentrieren wollt. Daher stelle ich euch jetzt ein paar Alternativen vor.
Vielleicht habt ihr ja schonmal etwas von einem harten und einem weichen Magiesystem gehört. Für die, die nicht wissen, was das ist, kommt hier eine kurze Erklärung:
Ein hartes Magiesystem wäre das, was ich euch in dem dazugehörigen Kapitel vorgestellt habe. Also eines, in dem der Autor genau weiß, wie die Magie funktioniert, wie sie aussieht usw. Halt ein Magiesystem, in dem es festgeschriebene Regeln gibt, die allen bekannt sind und gegen die man auch nicht verstoßen kann. Diese Regeln werden auch dem Leser erklärt.
Bei einem weichen Magiesystem ist das etwas anders. Hier wird der Leser im Dunkeln gelassen, welche Regeln für die Magie gelten, wie sie funktioniert usw. Es passieren also viele Sachen, die der Leser vielleicht nicht versteht, aber er kann nicht dagegen tun, weil sie nunmal passieren. So ein Magiesystem ist vergleichbar mit einer Welt, in der vieles noch nicht erforscht wurde. Zum Beispiel wussten die Menschen früher, dass es manchmal einen Regenbogen gibt und der etwas mit dem Regen zu tun hat, aber sie wussten nicht, wie genau und warum er entsteht. Der Regenbogen ist halt einfach da.
Das gleiche gilt für die Magie in einem weichen Magiesystem. Sie ist halt einfach da. Es können Sachen passieren, die nicht erklärt werden und vielleicht weiß nicht mal der Autor, wie das möglich ist. Das verleiht so einer Welt etwas Mysteriöses und gibt dem Leser auch etwas mehr Freiheit in der Fantasie.
Ich muss ehrlich sein: Ich bewundere Autoren, die so eine Welt erschaffen können XD Ich sorge mich immer darum, dass mein Magiesystem nicht logisch oder gut genug erklärt ist und dann kommen Autoren, die so ein weiches Magiesystem in ihrer Welt haben und trotzdem wunderbar damit klar kommen O.o Aber vielleicht ist so ein weiches Magiesystem ja etwas für euch :)
Was für das Magiesystem gilt, gilt auch für die Welt selbst, die Länder, die Städte usw. Wenn ihr das Gefühl habt, dass euch das Erstellen davon zu viel wird oder es für eure Geschichte nicht wichtig ist, könnt ihr es einfach weglassen.
Angenommen eure Geschichte spielt nur in einem einzigen Gebiet in einem Land oder vielleicht sogar in einer einzigen Stadt, dann ist es völlig unwichtig, was sich drumherum abspielt. Besonders, wenn es keinerlei Auswirkungen auf eure Handlung hat. Ich nenne das einfach mal ein »isoliertes System«. Der einzige Nachteil ist, dass es passieren kann, dass eure Welt dann zu klein wirkt. Um dem entgegen zu wirken, könnt ihr einfach dafür sorgen, dass eure Figuren ab und zu mal »unwichtige« Bemerkungen über Städte oder Länder außerhalb eures isolierten Systems fallen lassen. Das lässt eure Welt dann gleich wieder größer aussehen.
Wenn ihr ein Fan von Foreshadowing seid (dazu kommt auch noch ein Kapitel) könnt ihr auch dafür sorgen, dass eine eurer Figuren etwas erzählt, was in einem anderen Land oder einer anderen Stadt mal passiert ist. Und GANZ ZUFÄLLIG ist das dann ein Hinweis darauf, was irgendwann in eurem Buch so oder so ähnlich nochmal passiert. Dann habt ihr eure Welt erfolgreich erweitert UND etwas Wichtiges in eure Handlung eingebaut (sozusagen zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen XD)
Es ist auch kein Muss eine Karte für euer Buch zu haben. Ich mache das zwar gerne, um zu wissen, wo was liegt und wie lange Figur A von Ort X zu Ort Y braucht, aber wie ihr bestimmt schon gemerkt habt, bin ich da sehr pingelig und genau XD Es reicht vollkommen, wenn ihr die Namen eurer wichtigsten Orte kennt. Ihr braucht nicht mal zu wissen, wo genau sie liegen oder wie weit sie voneinander entfernt sind XD Das Problem lässt sich ganz einfach lösen, indem ihr keine genauen Zeitangaben darüber macht, wie lange Figur A zum Ort Y braucht und an welchen Städten sie dabei vorbei gereist ist XD
Auf die Schnelle fallen mir zwei Autoren ein, die mal meinten, sie hätten keine Karte für ihre Welt, weil sie wollten, dass jeder Leser seine eigene Vorstellung über die Welt hat. Einer ist Terry Pratchett mit seiner Scheibenwelt und der andere ist Andrzej Sapkowski mit seinen Büchern über den Hexer Geralt von Riva. Letzterer meinte sogar, dass er seine Welt mit jedem Buch erweitert und immer mehr und neue Sachen dazukommen, sodass die Karte sich immer wieder verändern würde XD Zwar haben beide Reihen mittlerweile doch noch eine Karte, aber das liegt vermutlich daran, dass viele Leser danach verlangt haben (was ich etwas schade finde), aber naja.
Jedenfalls ist es keineswegs ein Muss, alles über die eigene Welt zu erklären oder als Autor überhaupt selbst über alles Bescheid zu wissen XD Man kann seiner Fantasie also einfach freien Lauf lassen. Wenn man schon eine Handlung hat, die in einem isolierten System stattfindet oder für die viele Sachen wie andere Länder und Städte nicht wichtig sind, kann man getrost einfach los schreiben ohne vorher viel zu erstellen. Sollte einem doch an einer Stelle etwas fehlen, kann man sich schnell was ausdenken (was in diesem Fall ja geht, weil man keine festen Regeln festgesetzt hat, über die der Leser Bescheid weiß).
Rein theoretisch könnt ihr euch also genau jetzt Papier und Stift oder einen Computer nehmen und direkt anfangen, eure Geschichte zu schreiben ;)
Ich hoffe, ich konnte euch helfen :)
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Schreibtipps & -tricks
Non-FictionJeder Autor ist ein Künstler. Und jede Kunst kann man lernen. Wenn ihr also nach ein paar Schreibtipps und -tricks sucht, seid ihr hier genau richtig :) Ich werde hier über sehr viele verschiedene Themen schreiben, die euch hoffentlich dabei helfen...