Schreibtipps & -tricks

6.3. Das Einführen einer Figur

Es gibt kein Buch ohne Figuren (oder jedenfalls kenne ich keines XD). Die müssen natürlich irgendwann eingeführt werden und zwar auf eine möglichst einzigartige und einprägsame Art und Weise. Schließlich muss der Leser sich am besten schon von ihrem ersten Auftritt an merken, was sie ungefähr ausmacht. Denkt daran, dass es bei Buchfiguren ähnlich ist wie im echten Leben: Der erste Eindruck zählt!!!!!

Wie ich mittlerweile in schon fast jedem Kapitel schreibe: Es gibt wirklich extrem viele verschiedene Arten, eine Figur in eure Geschichte einzuführen. Im Folgenden unterscheide ich mal zwischen den Hauptfiguren und den Nebenfiguren, um es etwas weniger kompliziert zu machen.

Fangen wir mit den Hauptfiguren an.

Sie werden ja im Durchschnitt schon in den ersten Kapiteln eingeführt (sonst würde es ja gar keine ersten Kapitel geben XD). Zu diesem Zeitpunkt hat der Leser bereits ziemlich viel damit zu tun, sich in eure Welt reinzufinden und zu verstehen, worum es überhaupt geht. Die Einführung der Hauptfiguren sollte also zunächst (!) etwas »schlichter« sein. Jetzt fragt ihr euch wahrscheinlich, was ich damit meine XD

Viele Anfänger-Autoren machen den Fehler, dass sie schon direkt am Anfang beschreiben, wie der Protagonist aussieht. Dass er z.B. schwarze Haare hat, die ihm immer wieder in die dunklen Augen fallen, sodass er sie mit seinen narbigen Fingern hinter seine spitzen Elfenohren streichen muss. Aber wenn man ganz ehrlich ist, ist das im ersten Moment vollkommen egal! (Ausnahme: Er besitzt irgendein äußeres Merkmal, was so auffällig ist, dass man es nicht ignorieren kann wie z.B. dreißig Finger oder zehn Meter lange Haare.)

Ein weiterer häufiger Fehler ist, dass direkt in die ersten Kapitel die gesamte Hintergrundgeschichte der Hauptfigur gestopft wird. Oder der Name jedes einzelnen Nachbarn oder Familienmitglieds. Lasst das bitte sein! Die Hintergrundgeschichte gehört NICHT in die ersten paar Kapitel, sondern an eine spätere Stelle, an der sie wirklich wichtig ist! Abgesehen davon ist die Hintergrundgeschichte einer Figur nicht interessant, solange man ihren Charakter noch nicht kennt. Oder interessiert ihr euch für die Lebensgeschichte eines zufälligen Passanten? Im echten Leben interessiert ihr euch auch erst für eine Person, wenn ihr sie wenigstens ein bisschen kennengelernt habt.

Konzentriert euch bei der Einführung eurer Hauptfigur also vorerst nur auf den Charakter. Jetzt ist die Frage, wie ihr ihn am besten zur Geltung bringt.

Das erste Kapitel kann auf verschiedene Arten beginnen und ich würde sagen, dass das auch davon abhängt, was für einen Charakter eure Hauptfigur hat. Wenn sie ein hitzköpfiger Krieger ist und ihr eben das betonen wollt, bietet sich eine kleine Kneipenschlägerei an, die durch eine kleine, falsche Bemerkung provoziert wird. Wenn sie hingegen ein hilfsbereites Bauernmädchen ist, könnt ihr das Kapitel damit beginnen, wie sie jemandem dabei hilft, die Schafherde zusammenzutreiben.

Sucht euch also am besten eine Charaktereigenschaft eurer Hauptfigur heraus, die ihr für besonders wichtig haltet, und kreiert für sie eine Situation, in der sie gut zur Geltung gebracht wird. Achtet auch darauf, dass Figuren oder Gegenstände, die sie besonders schätzt, Erwähnung finden oder sogar direkt vorkommen.

Vielleicht hat eure Hauptfigur eine Kette, die sie immer bei sich trägt, weil sie sie an ihre verstorbene Mutter erinnert. Oder vielleicht hängt sie gerade mit ihrem besten Freund ab, für den sie alles auf der Welt tun würde. Es ist wichtig, dass der Leser erkennt, welche Werte eure Hauptfigur hat, um sie besser einschätzen zu können.

Manchmal ist es auch nützlich, bestimmte Fähigkeiten oder Talente eurer Hauptfigur schon am Anfang einzuführen. Besonders solche, die später für die Geschichte wichtig werden. Dann merkt der Leser sich diese Fähigkeit und fragt sich später nicht, seit wann eure Hauptfigur denn so gut mit dem Schwert umgehen kann.