Figuren, die bei Lesern ziemlich gut ankommen oder als »cool« angesehen werden, sind zu etwa 50 % welche, die überdurchschnittlich intelligent sind oder ein extrem gutes strategisches Denken haben. (Die anderen 50 % bestehen aus krassen Kriegern oder Magiern, naiven oder unschuldigen/missverstandenen Figuren, mit denen man Mitleid hat oder mitfühlt, und Antagonisten, aber um die soll es jetzt nicht gehen.) Jedenfalls ist es für einen Autor eine ziemlich große Herausforderung, eine Figur, die schlauer ist als man selbst, im Buch gut darzustellen.
Die größte Schwierigkeit bzw. Hürde ist einfach dieser Unterschied in der Intelligenz.
An dieser Stelle ein kleiner Hinweis: Es gibt verschiedene Arten von Intelligenzen. Eure Noten in der Schule sagen nichts darüber aus (und allgemein finde ich persönlich das ganze deutsche Schulsystem zum Kotzen). Genauso wenig sagen euch Intelligenztests etwas über euren IQ. Sie wurden auch nur von durchschnittlich intelligenten Menschen entwickelt und werden deswegen ungenauer, je höher eure getestete Intelligenz ist. Ich schreibe »getestete« Intelligenz, weil in diesen IQ-Test meistens nur auf euer mathematisches Können und euer logisches Denken eingegangen wird. Dabei gibt es auch eine künstlerische Intelligenz, eine soziale, eine sprachliche und noch viele, viele, viele, viele mehr! Gebt einem Mathematiker ein Buch, das er ins Chinesische übersetzen soll. Das wird er nicht hinkriegen. Ein Dolmetscher allerdings schon. Wer ist jetzt intelligenter? Das kann man nicht so einfach sagen.
Jedenfalls kann es passieren, dass ihr eine Figur in eurem Buch haben wollt, die um einiges schlauer ist als ihr. Die also z.B. einen Plan hat, in dem die Schritte des Gegners schon mit eingeplant und erwartet sind, oder die so gut mit Worten umgehen kann, dass sie mit nur ein paar Sätzen jemanden von etwas völlig Verrücktem überzeugen kann.
Das Einzige, was da hilft, ist stundenlanges Nachdenken und Grübeln. Das ist eigentlich die einzige Möglichkeit, wie ihr so eine höhere Intelligenz »simulieren« könnt. Eure Figur ist vielleicht innerhalb von wenigen Sekunden auf eine geniale Idee gekommen, aber ihr selbst brauchtet mehrere Tage, um diese Idee für diese Figur zu erfinden.
Es hilft enorm, wenn ihr euch die Ausgangssituation auf einen Zettel aufzeichnet oder aufschreibt und euch dann vorstellt, ihr hättet alle Zeit der Welt, um euch einen perfekten Plan auszudenken, wie ihr an das Ziel eurer Figur kommt. Überlegt an Stelle der Figur, was passieren könnte, wenn ihr das und das macht. Wer würde davon erfahren? Wer würde davon profitieren? Was würde der und der machen? Wie könntet ihr dann darauf reagieren? Praktisch wie ein Schach-Spiel, nur komplizierter, weil ihr keine wirklichen Regeln habt, an die ihr euch halten müsst (außer halt an die Regeln eurer Welt).
Es ist auch immer wieder gut, einen Plan B auf Lager zu haben. Das haben solche intelligenten Figuren normalerweise. Schließlich gehen sie alle Möglichkeiten durch und wissen genau, dass es sein kann, dass ihr ursprünglicher Plan nicht funktioniert. Meistens gibt es auch mehr Pläne als nur Plan A und Plan B. Im schlimmsten Fall kommt das Worst Case- Szenario zum Einsatz. Auch darauf muss eure Figur vorbereitet sein. Außerdem muss sie wissen, wie sie unauffällig an die Informationen kommt, die sie noch braucht. Je nach Moral eurer Figur können dann auch mal ein paar Informanten sterben, damit sie nichts verraten.
Denkt daran, dass eine Figur, die WIRKLICH schlau ist, sich meistens immer im Klaren ist, dass es auch Figuren gibt, die schlauer als sie sein könnten. Sie würde nie auf die Idee kommen, andere zu unterschätzen und deswegen dumme Fehler zu machen, »weil die anderen das ja sowieso nicht bemerken würden«. Sie wird für jeden möglichen Fehler eine gut durchdachte Erklärung parat haben. Das gehört auch dazu.
So ganz nebenbei: Wirklich korrekte intelligente Leute geben aus oben genanntem Grund auch nie mit ihrer Intelligenz, welcher Art auch immer, an. Sie sind ziemlich bescheiden. Ich habe zum Beispiel nie davon gehört, dass Einstein sich vor ein Rednerpult gestellt und dann geschrien hat: »Kniet alle vor meiner Intelligenz!!!!!!« Wenn sie wirklich überdurchschnittlich intelligent sind, brauchen sie das nicht zu sagen. Die anderen werden das schon so merken. Einige wissen nicht mal, dass sie schlauer sind als der Durchschnitt. Meistens kommen sie sich dann komisch oder fehl am Platz vor und werden schnell abgelenkt, wenn ihnen langweilig ist, zeigen es aber meistens nicht.
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Schreibtipps & -tricks
SachbücherJeder Autor ist ein Künstler. Und jede Kunst kann man lernen. Wenn ihr also nach ein paar Schreibtipps und -tricks sucht, seid ihr hier genau richtig :) Ich werde hier über sehr viele verschiedene Themen schreiben, die euch hoffentlich dabei helfen...
