Schuss 2

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Ich verpflege alle und bringe sie auf die große Weide. Als ich rein gehe, riecht es schon nach Kaffee. Ich muss fast würgen. Vor meiner Schwangerschaft mochte ich Kaffee nicht. Seit der Schwangerschaft hasse ich ihn. Julian sitzt am Tisch und konzentriert sich vollkommen auf sein Handy. Er hat nasse Haare und hat noch kein T-Shirt an. Ich umarme ihn seitlich und strubbele durch seine Haare. "Julian und Kora Brandt sind schon länger ein Paar als sie angeben. Die beiden haben ein Kind, welches mindestens zwei Jahre alt sein muss. Kora B. war am Ende der letzten Saison mit ihrem Sohn beim BVB Spiel in der VIP Lounge zusehen. Sie hatten sichtlich Spaß und waren sehr erfreut über die erfolgreiche Saison ihres Familienvater's! Wann bekommen die beiden wohl Baby Nummer zwei?", Julian liest mir einen Artikel aus der Klatschzeitung vor und ich muss lachen. "Wie kann man so bescheuert sein? Haben die ein Foto von uns dabei?", frage ich und blicke auf sein Telefon. "Ja, aber Jonas ist verpixelt!", damit beruhigt Juli mich und ich stöhne. "Warum immer wir? Können die sich nicht endlich mal jemand neues aussuchen?", maule ich und lasse mich auf einem Stuhl fallen. "Ich finde nur sehr amüsant, dass denen nicht aufgefallen ist, daß Jonas adoptiert sein muss. Also ich meine, der kleine Mann sieht uns ja null komma null ähnlich.", schmunzelt er. "Naja, bringt halt Geld. Immerhin sieht man den Kleinen auf dem Foto nicht. Jeder könnte es glauben.", ich schneide mein Brötchen auf und schmiere es mir. "Was machen wir heute?", fragt er lieb. Ich überlege und beiße von meinem Brötchen ab. "Wäsche waschen und Sachen packen.", kichere ich dann. Julian rollt mit den Augen und nickt. "Fahren wir heute Nacht oder morgen früh?", überlegt er weiter. "Das entscheiden wir kurzfristig.", wir essen in Ruhe Frühstück und machen dann gemeinsam Wäsche. Am Nachmittag packen wir unsere Sachen. Danach spielen wir noch Mario Kart. Tatsächlich spielen wir bis tief in die Nacht und wir entscheiden uns, dass es kein Sinn mehr macht schlafen zu gehen.

Um 5 Uhr steigen wir ins Auto und machen uns auf den Weg nach Bremen. Die Autobahn ist frei und wir kommen schnell vorran. "Maus, ich habe Hunger.", grinse ich ihn, fast in Bremen angekommen, an. "Gleich kommt hier so eine große Raststätte. Da halten wir. Ich muss sowieso auf Toilette.", nickt er. Wir fahren ab und ich steige freudig aus. "Hier, hol' mir bitte auch etwas zu essen. Ich esse gleich mit. Es ist einfach unser Frühstück.", lächelt er und reicht mir seine Kreditkarte. Ich nicke und gebe ihm einen Kuss. Julian geht Richtung Toiletten und ich gehe ins große Gebäude. Die Halle bietet ein Komplex aus Fast Food Restaurant und Kiosk. Ich bestelle mir ein fettiges Frühstück und gehe dann in den Bereich des Kiosk. Dort hole ich etwas für Julian. Er muss sich im Urlaub an seinen Ernährungsplan halten. Im Zeitungsständer erblicke ich schon wieder ein Bild von Julian und mir auf dem Deckblatt. Die Zeitschrift kaufe ich auch noch und hole dann mein Frühstück ab. Draußen wartet bereits Juli. Wir setzen uns in die aufgehende Sonne an einen Tisch und essen gemütlich. Nebenbei schlage ich die Zeitung auf. "Kora Brandt, die Frau von Julian Brandt war dem Alkohol verfallen. Auf ihrem Instagram Profil sah man sie immer wieder mit dem gefährlichen Rauschgift. Seitdem sie mit Brandt verheiratet ist, ist Kora B. trocken. Warum hat Kora getrunken? Welche schlimmen Ereignisse haben sie dazu gebracht?", es sind einige Bilder von meinem Instagram Profil abgebildet. Die Bilder stammen von meinen Partynächten mit Henri und ein paar ehemaligen Kollegen. Auch Stadion Bier Bilder sind dabei. Ebenfalls Fotos von Grillabenden mit Weingläsern. Ich schaue zu Julian und atme tief durch. "Perfekte Angriffsfläche.", murmelt er und rauft sich die Haare. Mir steigen Tränen in meine Augen. Warum hacken die andauert auf mir rum? Ich mache doch gar nichts. Ich halte mich seit einem halbem Jahr komplett aus der Öffentlichkeit raus. Das letzte gepostete Bild auf Instagram ist ein Jahr her. Ich bin doch nur die Frau von Julian Brandt! Eine normale Frau, die ein Leben mit einem Mann führt, den sie liebt. Julian steht auf und setzt sich neben mich. "Ssh! Nicht weinen! Das wollen diese Schweine doch. Lass' dich nicht fertig machen. Es ist eine verdrehte, Geldgeile Welt. Die gebildeten Menschen glauben sowas nicht. Die steigen hinter so eine Geschichte. Immerhin sieht man auf den Bildern, dass es keine Abhängigkeit ist, sondern Event bedingt.", er küsst meine Stirn und wischt meine Tränen weg. Ich lehne mein Gesicht an seine Brust und schluchze. "Ich mache doch gar nichts böses. Warum machen die mich so fertig. Das war doch am Anfang nicht so!", sage ich total aufgelöst. Juli drückt mich an sich. "Denke nicht drüber nach! Das hört wieder auf! Die wichtigsten Menschen in deinem oder unserem Leben wissen was Sache ist. Es ist nicht so schlimm, dass die sowas schreiben. Wir lesen es nämlich absofort nicht mehr! Es macht uns bloß fertig!", Julian nimmt mein Gesicht in seine Hände. "Gib' mir einen Kuss!", nuschelt er. Ich atme tief durch und küsse ihn sanft. Er hat ja Recht! Es ist nur furchtbar schwer Artikel über uns nicht zulesen. Das ist wie eine schwere Verletzung. Eigentlich willst du es nicht sehen, aber du musst trotzdem gucken. Julian und ich umarmen uns noch lange und genießen die Stille. Nur das immer mehr werdende Rauschen auf der Autobahn durchbricht die Stille. Auch auf dem Parkplatz erwachen langsam alle aus ihrem Schlaf. Die Sonne ist nun vollständig aufgegangen. "Lass' uns fahren. Ich möchte nicht, dass uns jemand erkennt.", Juli steht auf und zieht mich hoch. Wir räumen unseren Müll weg und steigen wieder ins Auto. Vorher entsorgen wir das Schmierblatt im nächsten Mülleimer.

In Bremen angekommen ist es gerade mal 7:30 Uhr. Juli parkt vor seinem Elternhaus und wir steigen angespannt und müde aus. Ich strecke mich und gähne. Heike öffnet die Haustür und empfängt uns überrascht. "Ich habe euch erst heute Nachmittag erwartet!", sie umarmt uns strahlend. "Jürgen und Jascha schlafen noch!", schmunzelt sie weiter. "Wir haben noch nicht geschlafen. Wir haben die ganze Nacht gezockt und sind dann einfach losgefahren.", erzählt Julian seiner Mutter. "Ich esse gerade Frühstück. Möchtet ihr auch etwas?", gehen wir in die Küche. "Also ich nicht. Wir hatten schon Frühstück." "Ich nehme etwas!", sage ich schmunzelnd.

Foul! - Julian Brandt Teil 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt