Schuss 18

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Ich setze mich auf den Stuhl und nehme Juli's Hand. Er sitzt neben mir. Die Ärztin setzt sich dann gegenüber hin und tippt auf ihrem Computer rum. "Also ich will ihnen gar nicht die Freude nehmen, deshalb fasse ich mich kurz.", lächelt sie sanft. Ich atme tief ein und halte erneut die Luft an. "Ich schreibe sie nochmal für zwei Wochen krank. Danach sehen wir uns nochmal und natürlich immer, wenn es Probleme gibt. Nur zur Sicherheit, also keine Angst. Wir müssen nur etwas vorsichtig sein, weil sie natürlich schon zwei Kinder verloren haben und das nicht nochmal passieren soll, ok?", schaut sie dann fragend und wir nicken. "Das soll jetzt gar nicht beunruhigend klingen, es ist nur eine Vorsichtsmaßnahme. So, nach diesen zwei Wochen, würde ich ihnen raten im Job erstmal kürzer zu treten. Arbeiten sie nur noch halbtags, wenn das möglich ist. Eventuell werde ich sie dann im 9. Monat noch krank schreiben, aber das überlegen wir dann. Zuerst reden sie mal mit ihrem Arbeitgeber. Der wird Verständnis haben.", sie erklärt uns noch einiges, aber ich stehe kurz darauf auf. "Ich muss jetzt raus. Ich warte draußen auf dich Juli.", ich schlucke und lächle sanft. Julian schaut mich besorgt an. "Es ist alles gut. Mir geht es gut, aber ich möchte nicht darüber nachdenken, was alles passieren kann. Vielleicht hast du ja noch Fragen!", lasse ich die beiden alleine.

Ich gehe raus und lehne mich gegen unser Auto. Die Herbstsonne scheint mir ins Gesicht und ich lege meine Hände auf meinen Bauch. Ich bin wirklich schwanger. Ich wünsche mir so sehr, dass alles gut bleibt und wir in schon 6 Monaten Eltern werden. Am 8. März 2022 ist der errechnete Geburtstermin und ich kann es kaum abwarten. Julian kommt aus dem Gebäude und hat die Ultraschallbilder in der Hand. Er ist vollkommen auf die Aufnahmen fixiert und lächelt breit. Ich unterdrücke ein verliebtes seufzen und lache einfach breit. Er hat außerdem Rezepte für die Apotheke in der Hand, gegen meine Übelkeit und meine Krankschreibung.

Wir grinsen uns an und ich umschlinge ihn fest. Er ist wunschlos glücklich, dass kann ich nur in seinem Gesicht ablesen. Lange küsst er meine Lippen und streichelt meine Hüften. Dann öffnet er mir die Tür und ich setze mich ins Auto. "Hast du ihr noch Fragen gestellt?", frage ich aufgewühlt, als er eingestiegen ist. "Ja, ich glaube, ich verstehe dich jetzt.", schaut er mich liebevoll an. "Ich fahre morgen gleich zu meinem Chef und rede mit ihm. Dann habe ich es hinter mich gebracht. Ich glaube nicht, dass er Verständnis dafür hat.", seufze ich und Juli schaut mich Zähne knirschend an. Sagen tut er nichts. Nur vorsichtig nimmt er meine Hand. Ich verschränke unsere Finger und lächle ihn an. "Nur blöd, dass ich jetzt englische Wochen habe. So kann ich nicht kontrollieren, ob du auch still liegst, zuhause.", sagt er tot ernst. Ich schlucke und drücke seine Hand. "Julian, ich...", will ich ihm klar machen, dass er aufhören muss, mir zusagen, was ich zutun habe. "Kora, das war ein Scherz. Ich weiß, dass ich dich unfair behandele, aber ich habe so Angst, dass wir erneut unser Baby verlieren. Ich freue mich so auf den Kleinen. Kora, wir kriegen einen kleinen Jungen. Du glaubst gar nicht wie sehr ich mich freue. Ich möchte, dass das Baby gesund zur Welt kommt und du nicht wieder in ein Loch fällst, denn das könnte ich nicht nochmal verkraften.", er drückt fest meine Hand und ich schaue ihn stumm von der Seite an.

Es ist totenstill im Auto und ich schlucke. "Weißt du eigentlich, dass ich dich liebe, Julian?", meine Stimme zittert und ich muss mich räuspern. Auf seinen Lippen bildet sich ein Lächeln. Wenn er nicht fahren würde und wir uns angucken würden, dann würde ich mich jetzt in seinen Augen verlieren. Wir fahren gemeinsam zur Apotheke und holen die verschriebenen Sachen. Tatsächlich geht es mir am nächsten Morgen viel besser. Die Tabletten wirken und meine Übelkeit wird gedrosselt. Ich bin richtig erfreut darüber, weil ich Angst hatte, dass ich am Tropf ende, weil ich nichts mehr in mir behalten konnte.

Julian fährt mit mir zum Traingsgelände und ich klopfe hoffnungsvoll an die Tür meines Chefs. Juli ist bereits auf dem Platz. Ich gehe dann rein und meine Hoffnung, dass es gar nicht so schlimm werden wird, verfällt sofort wieder. Er schaut mich bitter böse an. Ich setze mich auf einen Stuhl und schlucke. Dann lege ich ihm meine Krankschreibung auf den Tisch. Mein Personalleiter nimmt sie und schluckt einmal kräftig. "Ist das ihr Ernst? Was ist denn heute der Grund?", fragt er und ich schlucke meine Wut runter. "Eigentlich geht es sie ja nichts an, aber weil ich sowieso mit ihnen darüber reden muss, fange ich gleich damit an. Ich bin schwanger und da ich bereits Fehlgeburten hatte, ist es eine Risikoschwangerschaft. Das ist auch der Grund, warum ich fragen wollte, ob ich eventuell nur 6 Stunden pro Tag arbeiten gehen kann. Es wäre mir wirklich wichtig.", sage ich dann und bemühe mich nett zu sein. Lange schaut er mich an und schluckt wieder. "Nein!", sagt er nur und heftet dann meine Krankschreibung weg. Dann schlürft er an seinem Kaffee und ich hole nochmal Luft. "Nein!", sagt er wieder und ich schließe meinen Mund. Ich lasse mich nicht provozieren, um mein Kind zu schonen und stehe dann auf. "Alles klar!", muss ich fast lachen und laufe dann hoch in mein Büro. Nobby grüßt mich durch die Scheibe und ich setze mich seelig lächelnd an meinen Schreibtisch. Dort tippe ich dann meine Kündigung. Mir reicht es.

Foul! - Julian Brandt Teil 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt