Schuss 22

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Nach dem verlorenen Spiel umarme ich Nobby zur Verabschiedung und gehe den Gang entlang. Als ich den Mitarbeiter-Eingang verlasse, schlägt mir eine kalte Luft entgegen. Der Winter hat vollkommen zugeschlagen. Es ist richtig eisig. Die leichte Beleuchtung auf dem Gelände, macht kaum Licht. Es ist richtig dunkel gerade und ich bekomme Gänsehaut. Langsam gehe ich übers Gelände zum Ausgang. Der Kontrolleur winkt mir zu und ich verabschiede mich. Ich werde von einem bestellten Taxi nachhause gebracht. Leider entdecke ich es noch nicht und ich gehe langsam den Gehweg entlang. Meine Jacke ziehe ich enger um meinen Körper und bleibe dann unter einer Laterne stehen. Mein Handy vibriert in meiner Jackentasche und ich nehme es hervor.

'Ich freue mich auf dich, Maus.❤️'

Ich muss lächeln und stecke es wieder weg. Knapp hundert Meter stehe ich nun vom Eingang des BVB Geländes entfernt. Die Jungs sind vor knapp 10 Minuten mit ihrem Bus hier heraus gefahren. Ich höre laut grölende Männer hinter mir und ich drehe mich leicht zur Seite und beobachte sie im Augenwinkel. Erneut bekomme ich Gänsehaut. "Ist das da die Frau vom Brandt?", höre ich sie flüstern. "Ja, ich glaube schon." "Heiß ist sie ja schon.", kichern sie. "Wegen dem haben wir heute verloren! Nichts kriegt der mehr auf die Kette!", sagt ein anderer und die Freunde stimmen zu. "Ich hätte Lust...", mehr verstehe ich nicht, weil eine Glasflasche zersplittert. Sie grölen lauter und kommen mir näher. Warum genau bin ich nochmal vom Gelände gegangen?

Dann stehen sie plötzlich vor mir und meine Ohren rauschen. "Na, Frau Brandt? Wo ist denn dein Göttergatte? Dem würde ich heute am liebsten eine reinhauen.", lallt der Typ mir entgegen. Ich schlucke und weiß nicht, was ich antworten soll. Meine Ohren fangen anzupiepen. Ich umschlinge meinen Oberkörper fester und versuche ganz automatisch meinen Bauch zu verdecken, was natürlich eher dazu führt, dass er auffällig wird. "Er hat wahrscheinlich gerade etwas anderes zutun als Fußball zu spielen. Der kümmert sich wohl eher um sein Familienleben. Jetzt bekomme ich gerade so eine ganz komische Wut auf dich, meine Schöne.", ein anderer Typ will seine Hand an meine Wange legen und ich schlage sie weg. Er starrt mich sofort böse an. Ich höre das große Metalltor, der Zugang zum Gelände, laut scheppern und ein Auto heranfahren. Ich halte die Luft an. Auch eine Person bewegt sich etwa 50 Meter von uns entfernt. Der Typ vor mir schlägt mir ins Gesicht und mir steigen sofort Tränen in die Augen, weil er gefühlt meinen ganzen Kopf weg schlägt.

HILFE! Schreit eine Stimme in meinem Kopf und ich gehe automatisch in eine gekauerte Stellung. "Hey! Lassen sie die Frau in Ruhe!", höre ich die Stimme eines Mannes. Die Männer werden panisch und der erste flüchtet. Ich schluchze und sehe mich schon gerettet, als auch die anderen weg rennen. Einer steht noch vor mir. Der, der mir auch ins Gesicht geschlagen hat. "Schlampe. Bestell deinem Julian einen schönen Gruß! Er kann sich verpissen!", dann tritt er mir gegen den Bauch und läuft auch weg. Ich krümme mich und schreie auf. Im selben Moment steht der Mann neben mir und das Auto hält an. Nobby springt aus dem Wagen. Der Mann ist der Kontrolleur vom Eingang. "Oh Gott Kora!", schreit Nobby panisch und ich versuche normal zu atmen. Das ziehen in meinem Bauch wird fast unerträglich und ich bekomme Schnappatmung. "Mein Baby!", hauche ich nur. "Los schnell. Heb sie ins Auto!", schreit Nobby und sie beiden Männer heben mich in den Wagen.

Nobby fährt mich mit einem hohen Tempo ins Krankenhaus und versucht immer wieder Julian zu erreichen, aber er geht nicht ans Telefon. Ich schluchze immer wieder. Mein Bauch schmerzt und ich versuche eine andere Sitzposition zu finden, damit es aufhört. Bitte, bitte, bitte! Ich darf unseren Sohn nicht verlieren! Mein Körper versteift sich immer mehr und ich habe das Gefühl, dass ich gleich alles verliere. Meine Fassung. Meinen Herzschlag. Mein Gefühl und mein Baby. Meine Atmung bekomme ich nicht in den Griff. Ich habe das Gefühl, dass ich in einem Alptraum bin. Ich will nicht darüber nachdenken, wie er endet. Nobby hält vorm Krankenhaus und ich versuche langsam ruhiger zu werden, weil mir jetzt geholfen wird.

"Ich bin gleich wieder da!", er läuft so schnell er kann, ins Krankenhaus und kommt mit zwei Pflegern raus. Sie haben eine Liege bei sich und helfen mir aus dem Auto. Dann fahren sie mich in einem schnellen Tempo ins Gebäude. "Ich versuche weiter Julian zu erreichen!", ruft mir Nobby hinter her. Ich würde ihm gerne antworten, aber ich kann nicht. Die Schmerzen fangen langsam an, mich zu erdrücken. "Frau Brandt? Wo haben sie Schmerzen?", nimmt der Pfleger langsam Kontakt mit mir auf. Nobby hat anscheinend schon ein bisschen erzählt. Ich zeige ganz allgemein auf meinen Bauch. Ich kann den Schmerz gar nicht zuordnen. Im nächsten Moment wird mir schwarz vor den Augen.

Foul! - Julian Brandt Teil 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt