Zwei Monate später
Ich liege voll gefressen und rund auf dem Sofa und schalte lustlos von einem Sender zum anderen. Mein Bauch ist riesengroß und ich mag mich nicht bewegen. Mein Bauch ist so groß, wie andere erst im neunten Monat aussehen. Ich habe zuerst gedacht, dass ich erneut mit Zwilling schwanger bin, aber das hat meine Ärztin zu hundert Prozent ausgeschlossen. Ich seufze und schaue frustriert zur Uhr. Noch eine halbe Stunde. Erst dann kommt Juli mit meinem Essen. Ich stehe übertrieben gequält stöhnend auf und hole mir Vanilleeis mit Sauerkraut. Das habe ich auch diese Schwangerschaft beibehalten. Langsam essend gehe ich meinen Gelüsten nach und wische meine grundlosen Tränen weg.
„Maus, ich bin zuhause.", ruft mein Ehemann aus dem Flur. Ich rolle mich hoch und gehe gequält zu ihm. „Endlich.", ich nehme die Pizza und die Tüte voll mit Süßkram aus seinen Händen. Dann gehe ich wieder zurück auf die Couch und höre nur ein leises Lachen. „Maus? Ich will dich nicht verletzen, aber du siehst schon echt mitgenommen aus. Willst du dich nicht vielleicht mal etwas schön machen? Das lässt dich bestimmt viel besser fühlen. Nobby wird sich morgen auch freuen, wenn du frisch geduscht bist.", er kommt zu mir und will sich Chips aus der Tüte nehmen. Ich reiße sie aus seiner Hand. „Julian! Das sind meine.", maule ich. „Außerdem hast du die nicht verdient. Du hast mich als hässlich beleidigt.", schmolle ich und unterdrücke ein schniefen. Julian hustet und unterdrückt ein Lachen. "Ich habe das bezahlt, aber du...", fängt er an, aber ich unterbreche ihn. "Warum hälst du mir das nun vor. Du bist so gemein! Ich gehe ja wieder arbeiten! Du bist ein Arsch!", ich stehe gequält auf und nehme mein ganzes Essen und verschwinde weinend im Schlafzimmer.
Julian klopft leise an und kommt kurz darauf zu mir. "Maus! Ich habe nichts der gleichen gesagt oder gemeint. Ich...", versucht er sanft zu sagen. "Halt den Mund und komm her.", schreie ich ihn an. Julian zieht den Kopf ein und kommt zu mir ins Bett gekrochen. "Es...", fängt er wieder an, aber ich ziehe ihn am Kragen zu mir. Sanft küsse ich ihn und ziehe sein T-Shirt aus. Dann seine Hose und seine Boxershorts. Julian beobachtet mich mit einem Blick, als würde er sagen wollen, ich werde nicht schlau aus deinen Stimmungsschwankungen. Ich lasse mich von meinem Mann verwöhnen und genieße die Gefühle, die auf mich einströmen.
Wir gehen gemeinsam duschen und Julian hilft mir etwas. Mir fällt es jetzt schon schwer, alles alleine zu machen, weil ich so fett geworden bin. Juli lacht immer nur süß und gibt mir zu verstehen, dass er mich unendlich liebt und er es so klasse findet, wie ich durchhalte. Meine Frauenärztin meinte, dass sie es gut findet, das ich erstmal nur am Wochenende arbeite. Letztendlich hat aber genau das dazu geführt, dass ich nur noch faul und traurig auf der Couch liege, wenn Juli nicht da ist. Wenn er also vom Training zurück kommt oder von Auslandsspielen, dann bin ich ein anderer Mensch. Vorher bekommt er aber meinen ganzen Frust ab. Julian und ich stehen gerade vorm Spiegel. Wir tragen nur Unterwäsche und Julian trocknet meine Haare. Leicht grinsen wir uns an. Ich streichele über meinen Bauch und seufze. Ich bin für jeden einzelnen Tag dankbar, den ich den Kleinen nicht verloren habe, aber es gibt auch die andere Seite. Diese Stimmungsschwankungen und meine Angst, dass ich fett und hässlich bin. Julian schaltet den Föhn aus und umschlingt mich fest. Sanft küsst er meine Wange und legt seine großen Hände auf meine, die auf meinem Monsterbauch liegen. "Was hälst du davon, wenn ich dich heute so richtig schön ausführe?", er fragt ganz bedacht und liebevoll. "Du machst dich richtig schick, so wie du dich wohlfühlst und wir gehen in ein richtig teures Restaurant.", lächelt er sanft. Unsere Blicke treffen sich im Spiegel. Mein Blick rutscht zu meinem dicken Bauch. "Alle werden dich beneiden, weil du so wunderschön bist. Alle werden mich beneiden, weil ich so eine wunderschöne Frau an meiner Seite habe. Noch dazu mit einem Baby in ihrem Bauch. Alle werden wissen wie glücklich wir sind. Wieviel Glück wir haben, dass wir zu einer kleinen Familie zusammen wachsen.", er küsst meine Schläfe und verschränkt unsere Finger miteinander. Julian grinst mich durch den Spiegel an und ich blinzele, weil ich sonst heulen muss. "Ich kann mich nicht schön machen. Mir passt ja nichts mehr.", brumme ich und drehe mich langsam zu ihm um. Julian nimmt mein Gesicht in seine Hände. "Du wirst etwas finden und dann gehen wir beiden Hübschen zusammen essen und machen uns einen wunderschönen Abend. Ok?", fragt er liebevoll. Ich überlege lange, aber nicke dann. Also gut.
Die letzten zwei Monate wurde immer wieder in den Zeitungen spekuliert, ob wir denn überhaupt noch zusammen sind. Ich bin nur noch Samstags zu den Spielen gefahren. Aber da habe ich gearbeitet und war mit Nobby in unserer Glaskapsel. Keiner hat mich zu Gesicht bekommen. Ich glaube auch nicht, dass mich einer erkannt hätte. Ich sah immer aus wie ein Monster. Die letzten zwei Monate ist es nicht vorgekommen, dass ich mich sonderlich schön gemacht habe. Ich laufe eigentlich nur noch in Jogginghosen und Julian's Pullis rum. Und ich esse andauernd. Nobby besorgt mir mittlerweile vor dem Spiel schon genug zu essen, damit er oder ich nicht andauernd laufen müssen. Keiner würde erkennen, daß ich die Frau von Julian Brandt bin. Es gab sogar Zeitungen, die neue Frauen für Juli ausgesucht haben. "Julian, ich möchte aber noch ein Bild auf Instagram posten. Oder besser gesagt, du möchtest noch ein Bild posten.", sage ich eher bittend. "Achso? Will ich das?", schmunzelt er. "Ich möchte nicht in der nächsten Klatschspalte landen, mit irgendwelchen Unwahrheiten oder Spekulationen. Ich möchte die Schwangerschaft bekannt geben.", nuschele ich. Julian schaut mich nachdenklich an. "Aber so landest du auch in der Zeitung. Und zwar massig. Und was ist wenn du unseren Kleinen doch noch verlierst?", er ist unsicher. "Ich weiß, ich weiß. Ich möchte ehrlich sein. Ich möchte, dass wir von den Fehlgeburten erzählen und halt von dieser Schwangerschaft. So sind wir schneller als die Presse und die Paparazzis bekommen weniger Geld.", erkläre ich ihm meine Überlegung. Julian lehnt sich gegen den Türrahmen und überlegt. "Mh, meinst du nicht, dass wir zuviel von unserer Privatsphäre abgeben?!", fragt er weiter. "Nein, ich glaube, dass wir damit Menschen ermutigen können. Es ist wie ein Buch zu schreiben, indem ein schwieriges Thema spezifiziert wird. Leute kaufen es, lesen es und fühlen sich vielleicht mit der Situation verbunden und befreiter, weil sie nicht wussten, dass es auch andere mit dem selben Problem gibt. Die Autoren fühlen sich dabei gut und die Leser auch. Und so glaube ich auch, dass es mit unserer Geschichte ist. Andere Frauen und auch Männer fühlen sich bestärkt, weiter an ihrer Familienplanung zu arbeiten."
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Foul! - Julian Brandt Teil 3
FanfictionJulian und Kora haben geheiratet. Das Glück wird gekrönt mit einer Schwangerschaft. Leider verliert Kora ihr Baby. Sie wird immer wieder schmerzlich darauf aufmerksam gemacht, dass sie etwas verloren hat. Die Presse sitzt ihr außerdem andauernd im N...