Wir schreiben das Jahr 1950.
London ist dunkel, fast leer und traurig. Die Nachkriegszeit liegt noch schwer. Der Trubel ist groß. Viele junge Menschen, die den Krieg überstanden haben bauen ihre Häuser wieder auf. Kinder, die ihre Eltern verloren haben kommen in Lager unter.
Unter all diesen Menschen steht der kleine Louis Tomlinson vor seinem Spiegel. Mal wieder hat er das Gefühl nicht dazu zu gehören.
Louis zieht seine Hosenträger fest und betrachtet sich ein weiteres mal kritisch im Spiegel. Er seufzt. Er ist nicht zufrieden. Seine Haare liegen verwuschelt, kleine Dreckpatzen auf seiner Wange. Seine Hose würde er auch mal wieder reinigen müssen, aber dafür reichen die wenige Pennies, die er in der Fabrik bekommt einfach nicht aus.
Ein zischendes Geräusch lässt ihn zusammen fahren. Eine Eisenbahn fährt gerade in den nahegelegenden Bahnhof ein.
Der Wuschelkopf muss sich beeilen. In einer halben Stunde kommt seine Bahn und die darf er keinesfalls verpassen. Hastig zieht er ein letzes mal seine Hosenträger fest, bindet seine Schnürsenkel und stopft dann ein wenig Geld in seine Hosentasche. Die letzen Pennies für den Monat, aber es würde sich defintiv lohnen.
Schnell zieht er die Tür seiner Einzimmerwohnung zu (die er sich noch mit einem Freund teilt) und rennt dann die kleinen Stufen hinunter.
Ein leichtes Zucken geht durch seine Magengegend als er realisiert wo er gleich hinfahren wird. Er freut sich sehr.
Höflich grüßt er den älteren Nachbar, hebt seine Hand und nimmt dann seine Beine in die Hand.
Dann sitzt er in dem Zug nach London und kann sich ein Grinsen nicht verkneifen.
~*~
Es ist gefährlich. Es ist eine Krankheit in dieser Gesellschaft. Er darf seine Liebe nicht öffentlich ausleben, das wäre sein Tod.
Und doch tut er es. Privat, dann wenn keiner es sieht. Keiner, der es nicht sehen sollte. Keiner, der es verpetzen würde.
Es gibt eine Community und der kann man auch vertrauen. Dort fühlt sich Louis sicher, dort ist er umgeben von Leuten, die das gleiche fühlen wie er. Die ihn einfach verstehen.
~*~
Nach dem Ende des Kriegs war Louis nur zu gern auf das Angebot seiner Tante eingegangen, als sie vorgeschlagen hatte, dass er bei ihr in London wohnen solle. Um ehrlich zu sein hätte er wohl jeder Alternative zugestimmt, die ihn von der schlecht bezahlten Arbeit in der Fabrik weggeholt hätte. Zudem hatte er es schon als Kind geliebt Zeit in Tante Lillian's Theater zu verbringen und hinter der Bühne Geschichten aus fremden Ländern und vergangenen Zeiten zu lauschen.
So hatte er sich sofort angeboten sie bei ihrer aktuellen Musicalproduktion zu unterstützen.
Die Theater und Opernhäuser in Londons West End waren besser besucht als je zuvor. Wer konnte es den Menschen auch verdenken. Nach 6 Jahren Krieg und bedrückender Stimmung sehnten sie sich einfach nach etwas Normalität in Form von fröhlicher Unterhaltung.
Die luxuriösen Theatersäle ließen sie kurzzeitig die Schrecken der Vergangenheit vergessen.
Die zerstörerischen Luftangriffe hatten keinen Teil Londons verschont gelassen. Umso mehr freute es Louis bei seiner Ankunft zu sehen, dass der Krieg an dem prunkvollen, historischen Theatergebäude keine allzu gravierende Spuren hinterlassen hatte.Er faltete seinen Regenschirm zusammen und betrat die riesige Eingangshalle. Seine Schritte hallten auf dem gefliesten Boden wieder, während er zügig auf seine Tante zusteuerte, die gerade in ein angeregtes Gespräch mit einem älteren Herrn vertieft war und sich hektisch auf einem Klemmbrett Notizen machte.