nerd

1.8K 66 6
                                    

Der Wuschelkopf mit der eckigen Brille war ein Außenseiter. Er war derjenige, der mit gesenktem Kopf still über die Flure huschte, in der Hoffnung, dass ihn keiner wahr nahm. Louis drückte seine Bücher eng an seinen Körper und kaute unruhig auf seiner trockenen Lippe.

Gleich hatte er Geschichte, sein Lieblingsfach. Er interessierte sich viel zu sehr für die Vergangenheit, er musste den Stoff, den sie ihn der Schule lernten, eigentlich nie wiederholen. Dementsprechend musste er auch dort einige Kommentare und Lästereien über sich ergehen lassen.

Niall, sein bester und einziger Freund, stand ihm immer zu Seite. Er verteidigte ihn auch, jedoch musste er dafür auch schon den ein oder anderen Schlag einstecken. Louis wollte nicht, dass Niall nur wegen ihm Probleme bekam. Deswegen war Niall die meiste Zeit still und versuchte sich gemeinsam mit Louis unsichtbar zu machen. Es klappte eigentlich nie.

Der blonde Wuschelkopf wartete bereits auf Louis. Er hatte wie immer ein Grinsen auf den Lippen und winkte fröhlich. Vermutlich hatte er wieder etwas zu erzählen. Niall hatte einen Crush auf Liam, der zwei Stufen über ihnen war. Er hatte deswegen immer Gesprächsthema und musste Louis alles von Liam erzählen. Mit alles meinte er wirklich alles. Niall hatte ihn einmal verfolgt und musste mit ansehen, wie Liam sich in einem Wald mit einem Mädchen traf. Danach stand er tränenüberzogen vor Louis Hautüre. Mit viel Eiscreme wurde es langsam besser. Trotz allem glaubte Niall immer noch, dass Liam ihn irgendwann wahrnehmen würde und sie vielleicht ein Paar werden könnten.

Louis hingegen wusste, dass er für immer Single bleiben würde. Keiner würde sich freiwillig mit ihm abgeben wollen (außer Niall). Zumindest dachte er so. Er war noch nie verliebt und hoffte, dass dies auch so bleiben würde.

Gemeinsam betraten sie den Geschichtsraum und setzten sich wie immer an ihre Stammplätze. Niall packte gleich seinen Sandwich aus und erzählte ihm dann, kauend und schmatzend von seinem Wochenende. Nialls Vater besitzt ein Reisebüro und konnte deswegen öfters kleine Kurztrips unternehmen. Louis war auch ab und zu dabei.

Als ihre Lehrerin den Raum betrat, schlang Niall schnell seinen letzten Bissen hinunter und holte schnell einen Block heraus, damit es wenigstens so aussehen würde, als würde er sich interessiert am Unterricht beteiligten. In Wahrheit kritzelte er nur kleine Männchen auf den karierten Block. Louis hingegen verfolgte mit großen Augen den Unterricht und schrieb fast jedes Wort mit, auch wenn er das meiste ja bereits wusste. Niall wusste, dass er den Wuschelkopf nicht stören durfte, wenn doch, konnte Louis auch mal wütend werden.

Für Niall zog sich die Stunde ewig hin. Als es endlich läutete, sprang Niall von seinem Platz auf und schulterte sich seinen Rucksack.

"Liam wird gleich den Raum wechseln. Ich muss ihn sehen. Bis gleich."

Und schon war er weg. Das kannte Louis bereits, jeder Schultag verlief eigentlich so. Der Dunkelblonde packte seine Sachen zusammen und folgte der Menge nach draußen. Er ließ sich Zeit, wollte nicht in der Menschenmasse sein. Das machte ihm Angst.

Englisch stand als nächstes an. Konzentriert suchte er nach dem richtigen Buch in seinem Spind, als er angerempelt wurde. Erschrocken blickte er auf und sah in leuchtend grüne Augen. Für einen Moment vergaß er das Atmen.

"Shit, sorry. Ist echt nicht auszuhalten hier."

Mit einem entschuldigtem Lächeln verschwand der Junge wieder. Louis atmete auf. Er hatte noch nie so einen wunderschönen Jungen gesehen. Die braunen Locken machten ihm besonders zu schaffen. Louis sah ihm nach. Er war ein Stück größer als er und würde bestimmt auch ein Jahr älter sein. Er war lässig gekleidet und hatte seinen Rucksack entspannt über seiner Schulter hängen.

Der Wuschelkopf rückte seine Brille zurecht und machte sich dann auf den Weg zu Niall. Diesmal würde er es sein, der etwas zu erzählen hatte.

Louis hörte Niall kaum zu. Er blickte auf sein Mittagessen und war verträumt in Gedanken. Natürlich war Liam das Gesprächsthema Nummer eins. Doch irgendwann hielt der Kleinere es nicht mehr aus.

oneshots | larry ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt