Es war wieder einer dieser Tage.
Es war neblig, man konnte kaum seine eigene Hand vor Augen sehen.
Alles wirkte traurig. So verloren.
Der Himmel war ein einziges grau, die Bäume liessen lustlos ihre Äste und Blätter fallen.
Und Louis passte perfekt in das Bild. Der kleine, zierliche Wuschelkopf hatte sich auf dem Gehweg niedergelassen.
Er blickte betrübt auf die Strasse und schlang seine Arme dabei um seinen Körper, in der Hoffnung einen Hauch Wärme behalten zu können.
Er trug nur eine gelöcherte Jeans und einen ausgewaschenen Pullover. Mehr besass der Junge nicht.
Er wartete. Er wartete auf ein Auto das anhielt.
Eigentlich wollte er das nicht. Er wollte hier nicht sitzen und warten.
Denn die Männer die dort aussteigen würden, waren nicht nett.
Nein, ganz und gar nicht.
Doch ohne diese Männer, würde der Wuschelkopf verhungern.
Und das wollte er nicht riskieren.
Ein schwarzer Peugeot fuhr um die Ecke. Louis schluckte.
Er wusste wer in diesem Auto sass und machte sich sogleich auf harte Schmerzen bereit.
Der Mann im schwarzen Anzug kam öfter vorbei. Jeden zweiten Tag um es genau zu sagen.
Louis wusste das nicht. Wie denn auch? Jedes Zeitgefühl war abhanden gekommen.
Langsam erhob er sich. Sein zierlicher Körper zitterte.
Das Auto hielt und die Beifahrertür würde aufgestossen.
"Komm kleiner."
Diese fiese Stimme. Sie klang schon so böse.
Doch Louis liess sich trotzdem auf dem Beifahrersitz nieder. Seine Hände lagen in seinem Schoss, sein Blick war ebenfalls dort hingerichtet.
Er hebt seinen Blick nur, wenn es der Kunde auch will. Denn der Kunde ist König.
"Seh' mich an", knurrte der böse Mann, den Louis um die vierzig schätzte.
Louis' Blick schellte nach oben. Er schwieg jedoch. Würde er etwas falsches sagen, eine falsche Bewegung und er würde noch mehr Schmerzen davon tragen als eh schon.
"Heute bläst du mir einen."
~•~
Es war sein Alltag, doch trotzdem machte es ihn jeden Tag auf's neue fertig.
Er fragte sich womit er das verdient hatte. Er war ein braver Junge gewesen, wirklich.
Er ging auf keine Partys, machte seine Hausaufgaben regelmäßig und schrieb gute Noten. Jeden Sonntag besuchte er mit seiner Familie die Kirche.
Also was hatte er falsch gemacht?
Es war ein Schicksalschlag. Von heute auf morgen war seine Familie von ihm gegangen. Zurück blieb ein einsamer 16-jähriger Junge.
Er hasste es seinen Körper verkaufen zu müssen. Doch von dem Geld konnte er das nötige Essen oder die Schulkosten bezahlen.
Leider reichte es nicht für eine Unterkunft. Doch Louis hatte sich damit abgefunden unter einer Brücke zu schlafen.
Wieder ein eisiger Nachmittag, an dem er an dem Bordsteinrand sass und wartete.
Er hoffte heute keinen Kunden begegnen zu müssen, andererseits hätte er schon noch gerne etwas zu essen. Sein Magen knurrte fürchterlich.