☆Die Königin der Unterwelt

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Er sah durch das Ziehfernrohr seiner Barett M82A1. Sie fasste ein Magazin mit 10 Patronen und hatte eine Reichweite von etwas mehr als 2500 Metern. Er richtete das Fadenkreuz auf ein Mädchen. Ein Mädchen, viel mehr war Kiowa nicht, ein 17 jähriges, recht klein geratenes und völlig unschuldig aussehendes Mädchen. Und doch wurde sie heute zur Königin der Unterwelt gekrönt. Sie gehörte zu den gefährlichsten Personen der Welt. Wie genau sie das geschafft hatte, wahr ihm nicht so ganz klar, aber sie hatte es geschafft. 

Er verlagerte sein Gewicht ein wenig um eine bequemere Lage auf dem harten Holzboden unter ihm zu finden. Er lag ganz oben in einem alten Kirchturm, der in unmittelbarer Nähe der Burg stand. Die Kirche zu dem Turm fehlte, es war nicht mal mehr eine Ruine vorhanden, nur noch der Kirchturm. Auch das war etwas das er nicht ganz verstand, aber das war egal, er hatte einen Auftrag zu erfüllen. 

Er beobachtete weiter das Mädchen. Er konnte durch ein großes Fenster, direkt in den riesigen Speisesaal der Burg sehnen und fast den ganzen Raum überblicken. Kiowa stand auf der Tribüne die vor drei langen Tafeln aufgebaut wahr. Überall huschten Bedienstete herum, um die Gäste, die bereits da wahren zu bedienen und die letzten Vorbereitungen für die Krönung zu treffen. Kiowa hatte bereits das Kleid an, dass sie später bei der Krönung selbst ebenfalls tragen würde. Es war knielang, schwarz und relativ schlicht geschnitten. Es war allgemein recht schlicht gehalten. Das Auffälligste daran wahr der Drache der mit silbernen Faden auf den Rücken gestickt war. Ihre Hüftlangen braunen Haare vielen ihr offen in leichten Wellen über den Rücken. Wenn man sie so ansah, konnte man sich nicht vorstellen, das sie es in dieser Welt so weit gebracht hatte. 

Er dachte über ihre Geschichte nach. Es hatte damit angefangen, dass sie eine Verein für Folterwissenschaften gegründet hatte. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie keiner so richtig ernst genommen. Was sollte denn ein 14 Jähriges Mädchen das sich für Folter interessiert schon großartig ausrichten wollen? Sie hatten sich alle getäuscht. Kiowa hatte sich ihren Ruf und den Respekt den ihr fasst alle gegenüber brachten hart erkämpft. Sie war absolut skrupellos, ein wenig verrückt und vor allem, jeden immer einen Schritt voraus. Nicht wenige hatten vor ihr oder dem Verein, wie ihre Leute meistens genannt wurden, Angst. Zurecht fand er. Es hatte damit angefangen, dass sie Auftragskiller um sich scharrte und sie zusammen die gefährlichsten Aufträge ausführten. So kämpfte sie sich nach oben. Aber am meisten Aufschub bekam sie durch die Spiele. Die Spiele. Sie hatte sie erfunden und betrieb sie auch noch aktiv. Bei den Spielen, werden Menschen entführt, in eben diese Burg, in der die Krönung statt fand, eingesperrt und müssen dann lebend wieder herauskommen. Nicht viele schafften es, an den unzähligen Gefahren dort vorbei zu kommen. Das ganze wurde an bestimmte Kundschaft live übertragen. Diese konnte dann Wetten auf die einzelnen Spieler abgeben. Wer, wann, wo und wie stirbt. Damit finanzierte Kiowa den Verein. 

wenn man an sie dachte, dann stellte man sich definitiv nicht ein 17 jähriges Mädchen vor. Das Mädchen, dass dort auf der Bühne stand, ihre Gäste beobachtete, die langsam immer mehr wurden und sich leise mit ihrer besten Freundin und rechten Hand, Lara, unterhielt. 

Er lies seinen Blick ebenfalls über die Gäste schweifen. Einige Gesichter kannte er. Andere wahren ihm fremd. Es wahren alle möglichen Leute gekommen, von Auftragskillern bis Mafiabosse war alles dabei. Und es kamen immer mehr dazu. 

Er visierte wieder Kiowa an. Er würde bis zur Krönung selbst warten, all zu lange würde es nicht mehr dauern. Kiowa ging gerade zu Nottrott, der braune Drache lag völlig entspannt neben der Bühne und schlief. Das war ihm ebenfalls ein Rätsel. Wie sie an den Drachen gekommen war, wusste keiner so genau, aber sie hatten ihn schon als Junges und hatte ihn aufgezogen, daher hatte sie auch eine so enge Bindung zu dem sonst recht gefährlichen Tier. Er würde sich nicht mit einem Drachen anlegen. Er war ja nicht Lebensmüde. Aber Nottrott war wohl auch der Grund, wieso Kiowa überhaupt noch ruhig schlafen konnte. Der Drache passte auf sie auf als währe sie seine kleine Schwester oder so. Er war auf jeden Fall der wohl beste Bodyguard den man sich vorstellen konnte. Wobei Kiowa nicht mehr allzu oft einen Bodyguard brauchte, anfangs war sie auf fast allen Missionen dabei gewesen, jetzt blieb sie meistens in der Burg und verwaltete den Verein. Sehr zu ihrem Leitwesen. 

Er sah wie Kiowa in die Mitte der Bühne trat, Lara stand am Rand, neben Nottrott, der sich neben der Bühne hingesetzt hatte und neugierig die Menschenmenge beobachtete. Ein Mann trat neben Kiowa. Er trug einen schwarzen Anzug und eine Maske und war damit nicht zu erkennen. Es war der Alte König der Unterwelt. Er hatte eingesehen das er alt wurde und dem Ganzen nicht mehr gewachsen war, zumal der Verein und damit auch Kiowa, immer mehr Macht erlangte. Er hatte sie also zu seiner Nachfolgerin ernannt und heute würde er seine Krone und seine Macht an sie weitergeben. Der Titel 'König der Unterwelt' war eigentlich nur eine formelle Bezeichnung für die Macht dieser Person in der Welt der Kriminalität. Der Titel war nicht vererbbar, er konnte nur vom König selbst weitergegeben werden.

Er sah, wie der alte König auf das Mikro klopfte, das er in der Hand hielt, um sich Gehör zu schaffen. Er schaltete den Knopf in seinem Ohr ein, mit dem er alles mithören würde. Er hörte wie die Menge ruhig wurde und der alte König das Wort ergriff. Seine Stimme war tief und rau. "Wir haben uns heute hier versammelt, um eine neue Königin zu krönen. Das ist das Erste mal in unserer Geschichte, dass dieses Amt an eine Frau und dazu noch eine so jungen, übergeben wird." Er machte eine kurze Pause und sah in die Menge. "Ich, Gerhard, König der Unterwelt, übergebe hiermit mein Amt und mein Titel an Kiowa die Erste, Leiterin des, mittler weilen doch recht bekannten, Vereins für Folterwissenschaften, Gründerin der Speile und nun Königin der Unterwelt!" vollendete er seine Rede und setzte Kiowa einen Reif aus dünnen ineinander verschlungenen Silbertrat auf den Kopf. Die Krone, die sie als Königin zeichnen würde. Noch kam kein Applaus, die Menge blieb still und Beobachtete nur. Erst musste die Zeremonie nach der Tradition abgeschlossen werden. 

Er machte sich bereit. Krümmte den Finger um den Abzug und richtete das Fadenkreuz auf sein Ziel, wartete aber noch bis die neue Königin das Mikro nahm, das vorher der nun ehemalige König gehalten hatte. "Ich danke euch!" Fing sie an zu sprechen, " Damals als ich diesen Verein gegründet hatte, hätte ich nie gedacht, dass ich es überhaupt so weit schaffen, geschweige denn überleben würde." sie machte eine kurze Pause und lies ihr Blick über die ganzen Leute vor ihr schweifen. "Nun, ich will euch keine langweilige Rede halten, also lasst uns die Zeremonie beenden und dann feiern!" Rief sie und breitete beide Arme aus. 

Er drückte den Abzug. Ein einzelner Schuss ertönte. Der erste Schuss, der an diesem Abend fallen würde. Er weit zu hören. Keiner der Anwesenden zuckte auch nur zusammen, als Kiowa mit Hirnmasse und Blut vollgespritzt wurde und der ehemalige König der Unterwelt, mit nur noch einer Hälfte seines Kopfes, zu Boden krachte. Die Menge brach in Jubel aus. Das Ritual war vollendet. Es gab nun eine neue Königin. 

Karl sah einen Moment zu frieden zu. Dann stand er von seiner nicht unbedingt bequemen Lage auf und packte sein Scharfschützengewehr ein. Hätte er mal noch ein paar Minuten gewartet. 

In dem Trubel der nach dem Tod des alten Königs ausbrach, nahm niemand die beiden Männer war, die einen Befehl in ein Funkgerät gaben. Keine drei Minuten später, stürmten Leute in Uniform von allen möglichen Geheimdienste den Saal. Es wahren an die 300 Uniformierte, alle schwer bewaffnet. Der Jubel stockte und es wurde still, bis auf die Rufe der Uniformträger, die ihnen allen befahl die Hände hoch zu nehmen und sich nicht zu bewegen. Dem Befehl wurde auch folge geleistet. Die Anwesenden wahren zwar alle gut ausgebildete und Skrupellose Mörder, aber sie wahren alle Unbewaffnet und in der Unterzahl, sie hätten keine Chance. Es war nicht gestattet worden, zur Feier eine Waffe mitzunehmen. 

Kiowa dagegen, stand immer noch voller Blut und anderen Dingen auf der Bühne, neben einer Leiche und grinste. Lara, ihre beste Freundin, trat neben sie, sie überreichte der neuen Königin wortlos, aber ebenfalls mit einem breiten Grinsen im Gesicht, eine abgesägte Schrotflinte. Sie selbst trug einen Flammenwerfer bei sich. Nottrotts und Kiowas Blicke trafen sich für einen Moment. Sie nickte ihrem Drachen zu. Dann sah sie wieder nach vorn, lies das Mikro, das sie immer noch in der Hand hielt fallen, so dass ein lautes und durchdringendes Piepsen durch den Speisesaal hallte. Dann fiel der zweite Schuss an diesem Abend. 

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