In dem kleinen Dorf war es ruhig. Es bestand eigentlich nur aus genau fünf Bauernhöfe, zwei alten Windmühlen, von denen aber nur noch eine in Betrieb war und einem einzelnen kleinen, etwas abseits stehendes, Wohnhaus. Das Dorf lag sehr abseits, es gab gerade mal eine schmale geteerte Zufahrtsstraße und im Dorf selbst, einen kleinen, runden, mit Kopfsteinpflaster gepflasterten Dorfplatz. Zur einen Seite des Dorfes erstreckte sich ein dichter Wald, zu den anderen drei Seiten erstreckten sich, so weit das Auge reichte, grüne Wiesen, große Weiden mit Kühen, Schafen und ein paar Pferden und goldene Getreidefelder mit vielen Moonblumen, hier in der Gegend befanden sich einige der Letzten Felder auf denen überhaupt noch so viel Moon wuchsen. Die moderne Landwirtschaft hatte diese wunderschönen Blumen zum Großteil von den Feldern verbannt. Allgemein war das hier ein magisches kleines Fleckchen Erde. In dem Wald lebte zum Beispiel, neben zwei Verschiedenen Feenarten und ein paar Zentauren auch eine der größten Einhornherden der Welt.
Es war Sonntag Morgen, gerade mal neun Uhr, die Zeit in der das Dörfchen langsam zum Leben erwachte. Man hörte das Gackern der Hühner, vereinzelt das Krähen des ein oder anderen Hahnes und das Bellen eines Hundes. Es wehte eine leichte Briese, aber der Himmel war strahlend Blau, nur ein paar weiße Schäfchenwolken wahren zu sehen.
Die Hollywoodschaukel auf der Veranda des kleinen Wohnhäuschens, das etwas abseits den Dorfes stand, quietschte leise, als sie sanft vor und zurück schwang. Angestoßen von der jungen Frau die darauf saß. Äußerlich sah diese junge Damen unscheinbar und unschuldig aus, sie trug einen zu großen grauen Pullover, um sich vor der Morgentlichen Frische zu schützen, und eine ausgewaschene Jens. Sie war Schlank, relativ klein, hatte etwa hüftlange, braune, lockige Haare und zählte gerade mal 17 Jahre. Die Dorfbewohner fanden sie unheimlich. Sie war nicht oft Zuhause, und wenn sie es war, dann nur für ein paar wenige Tage und sie hatte trotz ihres unscheinbaren Äußern, diese Ausstrahlung an sich, die einem sagte, man sollte sich lieber vor ihr in Acht nehmen und sie schien es auch nicht stören, dass die anderen den Kontakt zu ihr mieden.
Kiowa lehnte sich völlig entspannt auf ihrer äußerst bequemen Hollywoodschaukel zurück und seufzte zufrieden. Sie hatte es endlich geschafft sich einen freien Tag zu nehmen und zu ihrem Landhaus irgendwo im Norden Deutschlands zu fahren. Sie lächelte, nahm die Tasse in die Hand, die auf dem kleinen Tischen neben ihr stand und trank einen großen Schluck Kaffee.
Die letzten Monate waren Anstrengend gewesen. Kiowa hatte ständig zu tun gehabt. Sie war eigentlich gar nicht aus ihrer Burg rausgekommen. Sie musste stapelweise Papierkram erledigen, ein Haufen Dinge verwalten und neben bei auch noch auf ihren Drachen Nottrott aufpassen, dem war momentan ziemlich langweilig und stellte alles mögliche an Blödsinn an. Ständig hatte sie sich Dinge anhören müssen wie: "Nottrott hat den Abgesandten der Russischen Mafia gefressen!" "Nottrott hat das Nachbardorf halb abgefackelt!" "Nottrott hat mitten in die Eingangshalle geschi*.... gekotet!" "Nottrott hat alle Kekse gefressen!" "Nottrott hat schon wieder die Putzfrau gefressen!" "Nottrott hat dies!" "Und Nottrott hat das!" Meistens hat er irgendetwas oder irgendjemanden gefressen das oder den er nicht hätte fressen sollen. Das ging so lange, bis sie beschloss, eine Drachentrainer zu besorgen, damit dieser Nottrott trainieren würde. In der Hoffnung das er nicht mehr ganz so viel Blödsinn anstellen und ein wenig erwachsener werden würde. Das hatte zum Glück bis jetzt auch recht gut funktioniert. So gut sogar, dass Kiowa sich endlich mal wieder einen freien Tag nehmen konnte.
Sie seufzte noch einmal, aber eher Resigniert als glücklich, als sie daran dachte, dass es bereits morgen wieder zurück zur Burg gehen würde. Aber die düsteren Gedanken schwanden sofort, als sie, immer noch ihren Kaffee schlürfend das Einhorn beobachtete, dass ganz in der Nähe über ein Feld trottete und nach Leckereien suchte.
Kiowa genoss die Ruhe, die hier herrschte. Es war beruhigend und entspannend. Sie beobachtete weiter das Einhorn und hörte den Vögeln zu, die in den Bäumen zwitscherten. Plötzlich entstand Tumult im Dorf. Es ertönten aufgeregte Schreie und die Anwohner rannten wie aufgescheuchte Hühner umher. Kiowa lies ihren Blick kurz in Richtung des Lärmes schweifen, blieb weiterhin völlig entspannt sitzen.
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Eine Sammlung von Kurzgeschichten
NouvellesKennt ihr diese Bücher in denen Personen vorkommen, die ihr nicht mögt, die am Schluss nicht bestraft werden, oder nicht genug und dann auch noch mit dem Leben davon kommen? Kennt ihr dieses Gefühl, diese Personen Foltern und qualvoll sterben zu las...