30 Jahre

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Es war jetzt schon 30 Jahre her. 30 Jahre ist relativ alt für ein Pferd, wobei Hafliger neigen dazu eher alt zu werden. Ich weiß nicht ob er sich noch an seine Kindheit erinnern kann, vielleicht kann er es, vielleicht auch nicht. Aber ich weiß das er sich an den Tag vor drei Jahren erinnern kann, als er 27 Jahre alt war. Ich kann mich auch noch sehr gut an diesen Tag erinnern, an diesem Tag war ich wohl die glüglichste 12 Jährige der Welt. Aber dazu später mehr, jetzt erst einmal, wie alles begann.

Er wurde auf einer Weide geboren, und war von dem Zeitpunkt an schon dazu verurteilt geschlachtet oder billig verkauft zu werden. Schließlich entsprach er nicht den Standards die ein Zuchthaflinger haben sollte. Seine Beine und sein Bauch war nicht in dem für Haflinger typischen hellbraun sondern weiß. Also wurde er mit seiner Mutter auf der Koppel stehen gelassen und nicht angerührt, nicht an ein Halfter gewöhnt und auch nicht an Menschen. Er sah sie immer nur an der Koppel vorbeigehen. Irgentwie verständlich das er, als der Bauer ihn nach nur vier Monaten, führ ihn eigentlich noch viel zu früh, da er relativ klein und zierlich war, von seiner Mutter trennen wollte um ihn zu verladen, geblockt und sich gewehrt hatte. Er hatte Angst vor Menschen da er sie nicht kannte und bekam durch die grobe Behandlung auch nicht das beste Bild von ihnen. Irgentwie hat er davon warscheinlich ein Trauma bekommen, das sich manchmal heute noch zeigt, nur auf eine andere Art.

Das ganze Teater bekam ein junger Bursche mit. Er heißt Ronni und ist mein Vater. Das war pures Glück führ das kleine Haflinger Fohlen. Er hatte bis jetzt noch nichtmal eine Namen. Jedenfalls meinte mein Vater zu dem Bauern, der derweilen schimpfte das das Fohlen zum Schlachter kommt, dass er es nehmen würde wenn er es dazu brachte in den Hänger zu gehen. Der Bauer willigte ein und wünschte ihm viel Glück dabei. Ronni schaffte es tatsächlich auch den Kleinen auf den Hänger zu verfrachten, auch wenn dieser sich aufführte wie sonstwas. Er schloss das kleine Fohlen ins Herz und gab ihm den Namen Kiowa. Mein Vater, eher gesagt damals noch meine Großeltern hatten selbst einen Pferdehof, dort wurde der kleine Kiowa hingebracht. Beim Ausladen aus dem Hänger war er so aufgeregt und ängstlich, dass er von der Laderampe viel und sich die Brust aufriss. Es war keine allzu schlimme Verletzung und sie verheilte auch wieder gut. Kiowa bekam eine Ersatzmutter, eine Größe Kaltblutstute die sich um ihn Kümmerte als währe es ihr eigenes Fohlen. Ihr könnt euch sicher denken was das für ein Blid abgab, ein kleines Haflinger Fohlen und eine grosße, stämmige Kaltblutstute. Das war 1989.

Der kleine Haflinger gewöhnte sich relativ schnell, sowohl an die Menschen, als auch an seine neue Umgebung. Er durfte teilweise frei auf dem Hof herumlaufen und als er seine Ersatzmutter schließlich nicht mehr brauchte, kam er auf eie Ponnykoppel. Er wurde relativ bald Kastreirt. Es giebt noch ein paar lustige Geschichten als er noch jung war. Zum Beispiel ist er eine Zeitlang, wenn man ihn auf die Koppel gebracht hat und sich anschließend wieder auf den Weg zurück gemacht hat, durch den Zaun geschlüpft und stand dann plötzlich neben dir. Durch sein dickes Fell spürte er den Strom nicht. Das ging so lange, bis Ronni ihn komplett Nass gemacht und auf die Koppel gestellt hatt. Dann ist er zwar auch durch den Zaun durch aber das war dann ersteinmal das Letztemal. Dann als er ungefähr zweiandhalb war, stand er gerade auf dem Hof und neben ihm wurde seine Ziehmutter für eine Ausritt gesattelt, er war sehr neugierig und wollte unbedingt wissen was ein Sattel war, schließlich hat mei Vater ihm den Sattel der Kaltblutstute auf den Rücken gelegt. Der Sattel war viel zu groß und zu schwer aber Kiowa Stand ganz still da, bewegte sich nicht und war unendlich stolz das er jetz auch so ein Ding auf dem Rücken hatte.

Mit vier Jahren wurde er dann von Ronni ausgebildet, das nicht nur zum normalen Freizeitpferd sondern auch zum Terapiepferd für blinde Kinder. Wenn eben diese da waren war er lammfromm und ließ die Kinder ihn betasten und an ihm herumziehen, wenn aber mein Vater mit ihm Ausritt, wurde sich mit ebendiesen auf dem Rücken hingeworfen und im Schlamm gewälzt. Ein Haflinger halt. Als er etwa zehn Jahre alt war, ging Ronni zur Bundeswehr, und mit dem Stall ging es bergab, es gab nicht mehr so viele Pferde und nachdem meine Großeltern einen schlimmen Unfall hatten wurde das ganze sowieso weniger. Schlussendlich standen die Pferde fast nur noch in der Box und wurden nur zum Misten rausgeholt. Das gieng dan gut 15 Jahre lang, derweilen zog mein Vater mit meiner Mutter weg. Bis zu dem Tag an dem wir ihn holten und wegbrachten. Er war schon Aufgeregt aber ich glaube er hat sich gefreut das er weg war, er hat eine helle Offenbox und eine Haflinger Kumpel bekommen. Seit dem ich ihn jetzt habe weigert er sich permanent wiede ein den Henger zu steigen, ich glaube er hat Angst das er wieder zurück muss.

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Das ist jetzt nicht wirklich eien Kurzgeschichte, aber es ist die wahre Geschichte meines Pferdes Kiowa. Wir haben tatsächlich überlegt ob er nicht jünger ist und er 1998 statt 1989 geboren ist aber das kann nicht sein da mein Vater 2000 meine Mutter kennenlernte und Kiowa da schon voll ausgebildet war. Er sieht nicht nach 30 aus, er wurde sogar schon auf 9 geschätzt und er benimmt sich auch nicht wie dreißig sondern teilweise wie ein Sechsjähriger. Ich denke das liegt einfach daran das er fast 20 Jahre seines Lebens damit verbracht hatte in einer dunkeln Box zu stehen. Manche Pferde bringt das um, andere behalten ihren kindlichen Geist und geben nicht auf.

Hier noch ein kleines Gedicht zu dieser Geschichte. Ich habe es selbst geschrieben.

30 Jahre

Als Junges über Wiesen getollt
Nie Kontakt zu Menschen gehabt
Eines Tages weggeholt
Und woanders hingebracht

An manchen Tagen
Mit einen Buben auf dem Rücken
Voller Energie über die Wiesen gejagt
Und sich an der Geschwindigkeit beglücken

An anderen Tagen gilt es zu beglücken
Vorsichtig das es nicht fällt
Ein blindes Mädchen auf dem Rücken
Denn sonst giebt es Schelt

Dann lange Jahre Dunkelheit
An dieser fast sein Herz zerbricht
Voller Energie, aber still vor Hoffnungslosigkeit
Den er sieht niemals Sonnenlicht

Lange Jahre gewartet
Die Hoffnung sehr gering
Ein Lichtblick ganz unerwartet
Wird er weggebracht, wer weiß wohin?

Ihm wird soviel gegeben
Welche Freud, welche Wonne
Ein neuer Freund ein neues Leben
Und jeden Tag das Licht der Sonne

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