SOPHIE (Band 2)

Kapitel 21

Auf dem Weg zurück nach unten höre ich plötzlich gedämpfte Stimmen aus dem Zimmer neben mir. Jasons Zimmer. Es hört sich an, als würde er mit jemandem im Flüsterton diskutieren. Ich schleiche ein Stückchen näher an seine Tür heran.

»Wie lange lassen wir diese Dämonen noch bei uns leben?«, knurrt jemand, der sich verdächtig nach Brad anhört. Ich rümpfe die Nase.

»Nicht mehr lange...« Ist das Rob, der da spricht? Ich mache noch einen Schritt auf die Tür zu und schaue durch den Spalt. Brad, Jason und Rob stehen im Zimmer und diskutieren anscheinend darüber, was mit uns geschehen soll.

Ich will mich schon abwenden und gehen, da ich es einfach nicht mehr ertragen kann, zu hören, dass jemand so über mich und meine Familie spricht, doch dann fällt plötzlich wieder mein Name und das macht mich neugierig.

»Ich habe eigentlich gehofft, dass Alex und May wieder auf unsere Seite kommen, wenn sie hören, dass Sophie der Schlüssel ist, nach dem wir so lange gesucht haben, aber das wird wohl nie passieren. Sie stehen treu hinter ihr...«, erwidert Rob und schüttelt leicht den Kopf.

»Wir müssen sie einsperren. Sie und ihren Bruder!«, raunt Brad wieder und jagt mir einen Schrecken ein. Mein Herzschlag verdreifacht sich und meine Hände beginnen zu zittern.

»Ich weiß nicht, ob wir das wirklich tun sollten. Vielleicht haben Sophie und Alex recht und wir gehen damit zu weit«, flüstert Jason und sieht die beiden anderen zweifelnd an. Ein Funken Erleichterung macht sich in mir breit, als ich bemerke, dass wenigstens einer von ihnen Zweifel bei dieser grausamen Sache hat.

»Zu weit? Jason, wir stehen kurz davor alles zu erreichen, wofür die Jägerschaft immer gekämpft hat! Hast du etwa vergessen, wer du bist?«, knurrt Brad und blickt seinen Bruder ernst an.

»Nein, habe ich nicht. Aber was ihr vorhabt, ist eine Massenvernichtungswaffe einzusetzen! Ihr seid im Begriff tausende Menschen umzubringen. Wer weiß, was dieses Blut tatsächlich anrichtet! Vielleicht bringt es sogar diejenigen um, die ihre dämonischen Fähigkeiten noch nicht einmal entwickelt haben!«

»Jetzt fängst du auch schon so an! Es gibt keine Menschen mit dämonischen Fähigkeiten. Es gibt Dämonen und es gibt Menschen. Dieser Lüge, die diese Biester in die Welt gesetzt haben, darf man nicht trauen!«, protestiert Rob mit Nachdruck und macht einen Schritt auf Jason zu. Wieso kann Rob nicht einsehen, dass das keine verdammte Lüge ist? Es ist Fakt, dass Dämonen nicht als solche geboren werden. Ihre dämonische Seite kommt erst in ganz bestimmten Situationen zum Vorschein und bei den meisten überhaupt nicht. Es kann sogar sein, dass Rob oder Brad in Wahrheit Dämonen sind. Das würde mich nicht einmal wundern...

»Willst du etwa auch aussteigen, Jason?«, fragt Brad seinen Bruder und sieht ihn enttäuscht an.

»Ja, vielleicht.« Ich reiße überrascht die Augen auf, als ich das höre. Jason stellt sich auch auf unsere Seite? Das sind endlich mal tolle Nachrichten.

»Komisch, dabei war es deine Idee das Blut mitzunehmen!«, kontert Rob kalt. Ich schrecke zurück und mache ein paar Schritte von der Tür weg. Sie haben das Blut mitgenommen? Mein Blut? Das Blut, das sie vernichten sollten, als wir Stan besiegt haben?

Sie haben wirklich vor seinen Plan in die Tat umzusetzen. Wenn wir das nicht sofort verhindern, werden tausende unschuldige Menschen ihr Leben lassen.

Jetzt steht fest, dass wir hier nicht bleiben können. Ich stürme wieder zurück in mein Zimmer, schnappe mir eine große Tasche und werfe schnell ein paar Sachen von mir hinein. Dann renne ich damit die Treppen hinunter und bleibe keuchend im Wohnzimmer stehen.

»Phie? Alles okay?«, fragt Drake und springt erschrocken von seinem Sessel auf.

»Nein, nichts ist okay! Wir müssen hier weg. Sofort!«, sage ich keuchend.