Meine Augen rollen unter den Lidern hin und her bevor ich versuche sie zu öffnen. Es kostet mich viel Mühe und Anstrengung mich zu orientieren und irgendetwas zu erkennen.
Ich liege in einem hellen Zimmer.
Wo bin ich? Was hat Stan mit mir gemacht?
Langsam kommen die Erinnerungen an Stan und seinen verrückten Plan wieder zurück und mit ihnen auch die Gefühle. Keine schönen Gefühle.
Mein Herzschlag beschleunigt sich und ich reiße panisch die Augen auf. Sofort bemerke ich, dass ich in einem Krankenhausbett liege. Die Luft riecht nach Desinfektionsmitteln, was ich an Krankenhäusern nie mochte.
In meinem Arm steckt ein Schlauch, der eine durchsichtige Flüssigkeit in meinen Körper fließen lässt.
Neben dem Bett sitzt Alex auf einem Stuhl und hält meine Hand. Er hat anscheinend noch nicht mitbekommen, dass ich wach bin.
»Alex?«, hauche ich überrascht. Sein Kopf fährt hoch und er sieht mich erleichtert an. Es ist ungewohnt keine Ablehnung und Verachtung in seinem Blick zu erkennen. Stattdessen hält er meine Hand und tut so, als wäre er ein ganz normaler, sich sorgender Freund. Aber über die Grenze sind wir schon längst hinausgeschossen!
»Zum Glück! Du bist wach!«, flüstert er und atmet erleichtert aus.
Ich sehe ihn irritiert an und ziehe meine Hand weg. Alex blickt traurig hinunter und setzt sich aufrechter hin.
»Bin ich tot? Oder... oder war das alles ein Traum...?«
»Nein. Wir konnten dich gerade noch retten.«
»Ich war bei Stan und...« Ich muss einen Augenblick nachdenken bis mir wieder einfällt, was ich dort alles erlebt habe. »Er hat mir die Unterarme aufgeschlitzt!«
Ich spüre wie die Angst und das Adrenalin wieder in meinen Körper schießen. Ich blicke auf meine Arme und sehe einen weißen Verband, der um meine Handgelenke gelegt ist. Also ist es wahr. Es ist alles wirklich passiert.
Ich sehe wieder Stans boshaften Blick vor mir, als er mit dem kleinen Messer auf mich zukam. Ich konnte mich nicht wehren, meine Arme waren gefesselt und außerdem hat er mir schon das dritte Mal ein Beruhigungsmittel gespritzt, damit ich mich nicht losreißen kann. Ich erinnere mich, wie ich mir immer wieder gesagt habe, dass Dean und Drake mich finden und alles wieder gut wird. Doch das Blut rauschte nur so aus mir heraus – wie ein Wasserfall. Je mehr Blut in die Eimer tropfte und je müder ich wurde, umso schwächer wurde meine Hoffnung auf eine Rettung. An mehr kann ich mich nicht mehr erinnern.
»Und was er alles zu mir gesagt hat... er... mein ganzes Leben ist eine Lüge...«, flüstere ich nach einer Weile, als alle Erinnerungen an diese Nacht wiederkehren. Meine Atmung beschleunigt sich. Ich setze mich auf und versuche verzweifelt mein Herz wieder unter Kontrolle zu bringen, doch so sehr ich mich auch anstrenge, es macht was es will.
Meine Umgebung beginnt vor meinen Augen zu verschwimmen, überall bilden sich schwarze Flecken.
»Langsam! Du musst dich beruhigen, alles ist gut«, sagt Alex und hält mich an den Schultern fest, damit ich nicht umkippe.
»Mir ist schwindelig... ich kann nichts mehr sehen...« Ich kneife panisch die Augen zusammen. Meine Hände zittern unaufhaltsam und meine Lippe beginnt vor Angst zu beben. Schnell schlinge ich meine Arme um mich, damit das Zittern aufhört, doch es wird nur noch schlimmer.
Ich höre wie eine Tür neben mir auf und zugeht, aber das nehme ich nur noch schwach wahr. Ich versinke in meinem Körper und weiß nicht woran ich mich festhalten kann. Es ist, als würde ich fallen. Immer weiter und immer tiefer in das dunkle, schwarze Loch meines Gefühlsstrudels. Ich werde hin und hergerissen, alles zehrt an mir und schlägt in mich ein.

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SOPHIE (Band 2)
FantasiaNachdem sie sich verwandelt hat und Alex sie abermals im Stich gelassen hat, steht Sophie kurz vor einem völligen Nervenzusammenbruch. Und trotzdem wird sie vor einige neue Herausforderungen gestellt, die ihre Stärke auf die Probe stellen. Außerdem...