Kapitel 4

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»Alles okay, Phie?«, höre ich Drakes Stimme aus dem kleinen Mikrofon in meinem Ohr kommen. Ich stehe mitten in einer dunklen, einsamen Gasse und warte darauf von unserem Täter überfallen zu werden.

»Ich hasse dieses Kostüm!«, murmle ich und ziehe zum gefühlt hundertsten Mal mein Kleid zurecht, das aussieht als stamme es von einer Puppe im Disney-Land.

Ich höre Drake leise kichern und ärgere mich noch mehr.

»Hey Quen, sie sagt, sie liebt dieses Kostüm! Und du sollst immer ihre Kostüme raussuchen, wenn wir eine geheime Mission starten!«

»Was? Nein! Drake! Sag ihm, dass ich es hasse! Das Kleid ist viel zu eng und sieht so aus, als hätte ich es aus einem Kindertheater geklaut! Die Schuhe sind umständlich und hoch und der Hut hätte wirklich nicht sein müssen!«, schimpfe ich im Flüsterton und lehne mich angestrengt an die Wand hinter mir.

Ich sehe auf die Uhr. Fast 2 Uhr morgens.

»Wir sind schon seit fast 2 Stunden hier. Wann kommt der endlich?«, jammere ich und schnaufe.

»Lass ihm Zeit. Sobald er dich bemerkt, wird er kommen. Ganz bestimmt.«

»Wenn er mich überhaupt findet in dieser gottverlassenen Gegend.« Ein kalter Windzug peitscht mir ins Gesicht. Mit jeder Minute, die vergeht kriecht die Dunkelheit ein Stück weiter in meine Gasse. Es gibt keine Laternen in meinem Umkreis. Die Hausmauern um mich herum sind mit Graffiti besprüht und es stinkt dermaßen, als wären hier schon etliche Leute umgebracht und in Mülltonnen gestopft worden.

Ich schlucke und drehe mich um. Niemand. Langsam aber sicher spüre ich Angst in mir hochkommen. Obwohl ich weiß, dass Drake und die anderen nur ein paar Schritte entfernt sind, stellen sich mir die Nackenhaare auf.

Wie lange muss ich hier noch rumstehen?

»Ich sehe jemanden«, sagt Kayla plötzlich, die auf einer anderen Seite Stellung bezogen hat. Sofort spannen sich alle meine Muskeln an. Ich streiche mir die Haare aus dem Gesicht und schaue hektisch zum linken und rechten Ende der Gasse.

»Was? Wo?«, frage ich panisch und umklammere mein Messer, das ich an meiner Taille mit einem Gürtel befestigt habe.

»Wer ist es Kayla?«, fragt Drake ernst. »Ist es er?«

»Ich weiß nicht... ich kann ihn nicht genau erkennen. Sein Gesicht ist verdeckt und er ist komplett in schwarz gekleidet.«

Mein Herzschlag beschleunigt sich. Ich sehe immer noch niemanden.

»Sophie, er kommt von der rechten Seite aus zu dir. Du dürftest ihn in ein paar Sekunden sehen.«

Okay... rechts... ein paar Sekunden...

Ich atme einmal tief durch und drehe mich nach rechts. So warte ich. Das Blut rauscht in meinen Ohren und mein Herz klopft unheimlich laut in meinem Brustkorb.

Warte! Kayla sagte rechts. Rechts von ihr aus gesehen! Also links bei mir!

Plötzlich werde ich von hinten gepackt und schreie kurz auf.

»Sophie! Was ist los?«, ruft Drake besorgt, doch ich kann nicht antworten. Der Mann hat seinen enormen Oberarm um meinen Brustkorb gelegt und hält mich fest an ihn gedrückt. Mit der anderen Hand bohrt er ein Messer in meinen Hals, sodass ich kaum atmen kann.

»Her mit deinem Geld, Tussi!«, raunt er in mein Ohr, sodass es auch Drake und Kayla hören können.

»Das ist er nicht, Sophie!«, höre ich ihn sagen, doch ich bin auch schon draufgekommen. Die Stimme von diesem Ripper war viel tiefer und rauchiger. Unvergleichbar.

SOPHIE (Band 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt