Kapitel 14

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Drei Stunden und eine halbe Flasche Vodka später können wir uns nicht mehr halten vor Lachen. Wir sprechen schon lange nicht mehr über Alex oder meine Probleme. Stattdessen fallen uns die banalsten Sachen ein, über die wir lachen können. Witzige Erinnerungen von früher, als mein Leben noch normal und einfach war.

Wow... Dass es einmal so weit kommt, dass ich sogar das Albtraum-Leben mit Zed als normal und einfach beschreibe, hätte ich beim besten Willen nicht gedacht.

Irgendwann hat uns der Rausch jedenfalls so sehr übermannt, dass wir beide aneinander gelehnt auf der Couch sitzen und schlafen. Das war das beste Nickerchen, das ich seit Langem gemacht habe.

Ich mache benommen die Augen auf und verfluche schon das grelle Licht, das sich direkt in meinen Kopf zu bohren scheint. Mein Schädel dröhnt so stark, dass ich denke, er könnte mir platzen. Solche Kopfschmerzen hatte ich wirklich noch nie!

Wie hat Zed das bloß immer ausgehalten?

»Mary...«, flüstere ich und rüttle an ihrer Schulter. Sie stöhnt und dreht sich auf die andere Seite. Ich fahre mit der Handfläche über mein Gesicht und versuche meine Gedanken zu ordnen.

»Wie spät ist es?«, flüstere ich, obwohl ich weiß, dass Mary mich wahrscheinlich gar nicht hört. Mein Blick fällt auf die Uhr an der Wand. Ich kneife die Augen zusammen.

»Oh mein Gott! Es ist schon nach zehn Uhr!«, rufe ich aufgeregt und springe auf. Mary grunzt wieder hinter mir und macht leicht die Augen auf.

»Was ist das Problem?«

»Ich muss los! Ich wollte doch zum Hotel! In den Keller! Ich muss das Notizbuch finden!«, stammle ich herum.

»Wo willst du hin?« Ich schaue zu Mary zurück, die sich zaghaft versucht aufzusetzen.

»Nirgendwo hin. Ich muss zu Drake zurück«, sage ich schnell und erinnere mich daran, dass ich es Mary nicht verraten wollte, aus Angst sie könnte mich aufhalten. Dass sie das in ihrer Verfassung schafft, bezweifle ich zwar, aber sicher ist sicher.

»Danke Mary. Du hast es irgendwie geschafft mir den Tag zu retten...«, sage ich. Erstaunlicherweise entspricht das sogar der Wahrheit. Auch, wenn ich es vermutlich bereuen sollte, so viel getrunken zu haben, hat sie es doch geschafft mich abzulenken. Und in diesen Zeiten ist jede Sekunde Ablenkung Gold wert.

»Wo warst du?«, fragt Dean und sieht mich anklagend an, als ich zur Tür hineinplatze. Das grelle Licht, das im Vorzimmer brennt, bereitet mir wieder mehr Kopfschmerzen. Ich kneife schmerzerfüllt die Augen zusammen und halte meine Hand schützend vor mein Gesicht.

»Hast du getrunken?«, will Dean wissen, nachdem er mich eine Weile eingehend angestarrt hat.

»Nur... ein bisschen...«, stammle ich und zucke schuldbewusst mit den Schultern. Mein Bruder lacht und schüttelt den Kopf.

»Das gibt's doch nicht! Du bist total dicht!«

Mir wird schlagartig bewusst wie erbärmlich ich gerade wirken muss. Um meinen Herzschmerz zu verdrängen, betrinke ich mich und vergesse dabei, dass wir deutlich Wichtigeres zu tun hätten! Zum Beispiel hinter Stans Plan zu kommen, damit wir ihn stoppen können. Oder Drake wieder gesund zu bekommen. Oder meine Familie davon zu überzeugen, dass ich nicht nur ein herzloses Monster mit Flügeln bin.

»Ja... das war keine so gute Idee... Eigentlich wollte ich nur Mary besuchen gehen, aber dann ist das Ganze irgendwie aus dem Ruder gelaufen!«, erkläre ich und gehe an Dean vorbei zur Treppe hin. Vielleicht kann ich mich bevor ich aufbreche ja noch kurz hinlegen. Obwohl ich fürchte, dass ich nicht mehr rechtzeitig aufwache, wenn ich das tue.

SOPHIE (Band 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt