Kapitel 16 - aus Alex' Sicht

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Jasons Schnarchen lässt mich wach werden. Ein Blick auf den Wecker am Nachtkästchen sagt mir, dass es 6 Uhr ist. Ich streiche mir genervt übers Gesicht und schwinge die Beine aus dem Bett. Ohne mir ein Shirt überzuziehen, gehe ich aus dem Zimmer und steuere auf die Küche zu. Mein Vater sitzt beim Esstisch und liest mit einer Tasse Kaffee in der Hand die Zeitung.

»Guten Morgen, was machst du denn schon auf?«, fragt er überrascht als ich ins Zimmer komme.

»Jason schnarcht!«, brumme ich und mache mich an der Kaffeemaschine zu schaffen. Dad lacht und nickt.

»Oh ja, das hört man manchmal im ganzen Haus!«

Ich werfe ihm ein knappes Lächeln zu.

»Wo willst du hin?«

»In den Keller. Trainieren.« Dad nickt verständnisvoll und lächelt mich freundlich an. Er weiß nur zu gut wie schwer es für mich ist, Sophie verloren zu haben. Es ist ein täglicher Kampf und manchmal verliere ich ihn. Dass sie – oder zumindest dieser neue Dämon – jetzt in unserem Haus wohnt, macht die Sache für mich nicht gerade leichter. Wie kann Mom dieses Ding bloß wieder in unser Leben lassen? Wieso kann sie nicht verstehen, dass Sophie nicht mehr da ist? Meine geliebte Sophie ist weg. Tot. Sie kommt nicht mehr zurück. Jetzt regiert der Dämon ihren Körper.

Wieso sie meine Mom zurückgebracht hat und immer noch hier bei uns ist, verstehe ich auch nicht. Aber manchmal tun diese Biester eben Dinge, die man nicht versteht. Bis man plötzlich ohne Vorwarnung in ihre Falle tappt.

Ich stoße die Tür zum Keller auf und laufe die Treppen nach unten. Nachdem ich einen Schluck aus meiner Kaffeetasse genommen habe, schalte ich den Radio ein und spiele laut meine Playlist zum Trainieren ab. Ich lege mich auf unsere Drückbank und beginne mit 30 Kilo auf jeder Seite.

Dieses regelmäßige Training hilft mir, meine Gefühle zu kontrollieren. Seit meine beste Freundin nicht mehr da ist, ist alles schwerer. Ich kann nicht schlafen, habe wenig Appetit, jeder Tag erscheint mir so grau wie noch nie.

Solche Gefühle habe ich noch nie verspürt. Nicht einmal – und es ist wirklich schlimm mir das einzugestehen – als meine Mutter entführt wurde. Dieser Schmerz war nichts im Vergleich zu dem, der mich jetzt heimsucht.

Ich spüre wie sich alles in meiner Brust zusammenzieht. Zornig springe ich auf und lege an jeder Seite fünf Kilo nach. Ich darf einfach nicht mehr darüber nachdenken! Das macht mich schwach! Alles an diesen neuen Umständen macht mich schwach. Das kann ich nicht zulassen!

Bereits nach 10 Minuten bin ich so außer Atem, dass ich eine Pause einlegen muss. Ich nehme noch einen Schluck meines Kaffees und mache schließlich weiter mit Klimmzügen.

Ich versuche mit aller Macht Sophie aus meinen Gedanken zu verbannen, doch ihr Bild taucht immer wieder vor mir auf. Mit jedem Zug nach oben taucht eine neue schöne Erinnerung mit ihr auf. Es ist zum Verrücktwerden!

Das, was sie gestern Früh gesagt hat, geistert mir auch noch im Kopf herum. Das war ein grausamer Schachzug des Dämons mir zu sagen, dass Sophie mich noch immer liebt und sich nicht verändert hat. Ich hätte sie gleich am Abend, als sie sich verwandelt hat, töten sollen, aber ich habe es einfach nicht übers Herz gebracht. Jetzt weiß ich wieso Liebe und Gefühle in unserer Branche einfach nicht gut sind. Sie machen schwach und nachgiebig! Dass ich danach auf Amber und Luke hereingefallen bin, liefert mir sogar den Beweis dafür.

Ich hätte mich niemals mit Sophie einlassen dürfen, hätte niemals zulassen dürfen solche tiefen Gefühle für sie zu entwickeln.

Unsere Beziehung stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Ich wusste, sie würde mich irgendwann verlassen! Das sagte ich ihr, als wir in unserem Safe-House waren. Sophie hat versprochen mich nicht alleine zu lassen. Und jetzt?

SOPHIE (Band 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt