Kapitel 5

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»Hallo Delia«, begrüße ich meine alte Freundin, als ich in die Küche marschiere.

»Guten Abend, Süße«, sagt sie mit ihrer hellen Stimme und lächelt mich freundlich an. Sie poliert gerade noch die Gläser vom Abendessen, ansonsten scheint die Küche bereits sauber zu sein.

»Du hast Glück, heute hatte ich wesentlich mehr aufzuräumen, weil wir den Geburtstag eines kleinen Mädchens gefeiert haben. Da kommt vielleicht Geschirr zusammen, das kannst du mir glauben!«

»Ja, das kann ich mir vorstellen! Das Mädchen heißt Melody, richtig?«, frage ich und setze mich auf die bereits abgewischte Arbeitsfläche – mein gewohnter Platz, wenn ich bei Delia in der Küche bin. Sie ist hier für den Abwasch zuständig und bleibt deshalb immer am längsten da. Sie meinte, dass sie sich freiwillig dafür gemeldet hat, weil es nachts immer so angenehm ruhig ist.

»Richtig, eine kleine, schöne Melodie.« Ich schmunzle.

Delia und ich haben uns zufällig getroffen, als ich eines Nachts von Alex' Fenster zurückkam. Sie trug gerade den Müll raus und hat mich gleich mal auf ein Eis in die Küche eingeladen. Seitdem hat das fast Tradition bei uns. Ich bin sehr oft nachts bei Delia in der Küche, um gemeinsam Eis zu essen.

Eigentlich merkwürdig... den ganzen Tag über bringe ich fast nichts runter, aber am Abend Eis essen macht mir gar nichts aus. Noch dazu schleppe ich seit Wochen ständig diese unerträgliche Übelkeit mit mir herum! Manchmal muss ich mich auch übergeben. Aber nachdem es mir danach immer gut geht, denke ich mir nichts weiter dabei. Vielleicht hat es ja mit der Umstellung vom Mensch zum Dämon etwas zu tun.

»Wie geht es dir, Süße?«, fragt Delia und holt mich aus meinen Gedanken.

»Ganz gut. Wir haben heute einen Dämon gefangen, hinter dem wir schon seit einiger Zeit her sind«, erzähle ich. Delia streckt mir eine kleine Schüssel mit Vanilleeis hin, das ich gierig zu löffeln beginne.

»Ja, das habe ich gehört!«

Ich muss grinsen. An Delia geht nichts vorüber. Die Küche ist anscheinend der Ort, an dem der meiste Klatsch und Tratsch erzählt wird.

»Das war ein richtig böser Dämon oder?«

»Ja, er war schon ganz schön wild...«

Delia ist ein ziemlich schwacher Aphra, das heißt ihre Augen sind nur hellgrau. Ich habe sie einmal gefragt wieso sie hier gelandet ist, aber sie redet nicht gerne darüber. Ihr Mann ist gestorben und dann hat sie Angst bekommen vor sich selbst und ihren Fähigkeiten. Um ihre Kinder zu beschützen ist sie dann hierhergekommen. Seitdem hat sie ihre Kinder und Enkelkinder nicht wiedergesehen. Ich habe sie zwar nie gefragt, aber ich schätze, dass sie Mitte 60 oder Anfang 70 ist.

»Wirklich tapfer, dass du dich immer in so große Gefahr bringst, um unserer Sache zu helfen.«

»Delia... weißt du, was genau sie mit den Dämonen machen, nachdem wir sie herbringen?«

Ihr Blick fährt zu mir, als hätte ich eine Frage gestellt, die sie nur zu gut kennt.

»Nein, leider. Ich weiß nur, dass sie die Dämonen auf irgendeine Art und Weise therapieren, um sie von ihrer dunklen Seite wegzubringen. Aber wie genau das abläuft, weiß ich nicht. Dafür sind wir aber auch nicht zuständig.«

»Ja, ich weiß, aber warum weiß bloß niemand etwas darüber? Das ist doch merkwürdig!« Ich stochere in meinem restlichen Eis herum bis es zu einer cremigen Masse wird und wie Kartoffelpüree aussieht.

»Weißt du denn ganz genau was mit den psychisch kranken Menschen in einer Psychiatrie gemacht wird?«, fragt Delia mit ihrem durchdringenden Oma-Blick.

SOPHIE (Band 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt