Kapitel 20

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Die zwei schleppen mich im Pyjama die Treppen hinunter in die Küche. Eigentlich habe ich schon wieder keinen Hunger, aber sie haben recht. Ich muss endlich etwas essen. Vor allem nach dem was passiert ist. Dean zwinkert mir zu, als wir unten sind und geht dann in die Küche, um für mich einen Kaffee zu machen.

Außer Dean, Alex, Drake und mir ist keiner im Wohnzimmer. Zum Glück! Ich weiß nicht, ob ich es ausgehalten hätte, wenn sich alle auf einmal auf mich stürzen.

Ich sehe Drake auf der Couch sitzen und gehe zu ihm.

»Hey... wie geht's dir?«, frage ich und setze mich zu ihm. Er wirkt bedrückt.

»Wie es mir geht? Ich sollte lieber fragen, wie es dir geht! Du wärst um ein Haar verblutet nicht ich.« Er sieht mich leicht anklagend an. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, er ist wütend auf mich. Aber wieso?

»Es geht mir gut«, murmle ich und senke den Kopf.

»Mach so etwas nie wieder! Hast du mich gehört!« Drake streckt mir zornig einen Finger ins Gesicht und kneift die Augen zusammen.

»Drake... ich wollte euch doch nur beschützen, ich...«, versuche ich zu erklären und hoffe, dass er meine Beweggründe versteht. Ich hasse es, wenn etwas zwischen uns steht. Besser gesagt, wenn noch etwas zwischen uns steht. Unsere Beziehung zueinander ist im Moment ohnehin extrem kompliziert, auch ohne diesen zusätzlichen Streitpunkt.

»Nein! Du wolltest nur beweisen, dass du immer noch ein Mensch bist und von der Kyrie nicht eingenommen wurdest! Du wolltest mit dieser Märtyrer-Aktion deinen Alex wiederhaben. Aber beschützen wolltest du uns nicht! Du solltest nämlich wissen, dass wir am stärksten sind, wenn wir in der Gruppe sind. Du hättest uns auseinandergerissen, wenn du gestorben wärst. Dann hätte es hier Krieg gegeben!«

Ich schlucke und starre auf meine Füße. Dass diese Aktion nach hinten losgehen könnte, war mir von Anfang an klar. Zwar habe ich nie so schwarzgemalt und mir gedacht, dass es einen noch schlimmeren Krieg zwischen Dämonen und Jägern geben würde als jetzt, aber ich wollte mir ganz bestimmt nichts beweisen. Ich weiß wer ich bin. Nur Alex und den anderen Jägern ist – beziehungsweise war – das nicht klar.

»Ich habe dabei nicht an mich gedacht. Das Einzige, woran ich denken konnte, war, wie ihr alle bei dem Versuch meine Familie aufzuhalten, sterbt. Das war mein Kampf! Es ist meine Familie und meine Verantwortung. Ich wollte euch da einfach nicht mit hineinziehen«, verteidige ich mich und hoffe, dass er das verstehen kann. Doch Drake beißt wütend die Zähne zusammen und wendet den Blick von mir ab.

»Letzte Nacht, als du zu mir gekommen bist. Wolltest du da nur mit mir über das Baby reden? Oder bist du gekommen, um dich zu verabschieden?« Sein Blick wandert wieder zu mir und es schockt mich wie verletzt er aussieht.

Ich hole Luft, um ihm zu sagen, dass ich nur gekommen bin, um ihm von der Schwangerschaft zu erzählen, aber das kann ich nicht. Auch, wenn ich mir das einzureden versuche, es wäre eine Lüge gewesen. Insgeheim wusste ich, dass ich in eine von Stans Fallen tappen würde. Natürlich war mir nicht bewusst wie krank sein Plan wirklich ist und wie sehr ich darin verwickelt bin, aber trotzdem habe ich mich instinktiv von allen verabschiedet. Bis auf Alex.

»Ich... ich weiß nicht...«, hauche ich und sehe Drake entschuldigend an, der es anscheinend nicht mehr aushält in meiner Nähe. Er steht auf und wendet sich zum Gehen.

»Ich kann nicht mit dir befreundet sein, wenn du dich ständig selbst in Gefahr bringst und mich nicht um Hilfe bittest. Kannst du dir eigentlich vorstellen, wie es mir gehen würde, wenn du eines Tages tatsächlich an deinem Heldenmut stirbst?«

Ich senke traurig den Blick und weiß nicht, was ich darauf sagen soll. Ich kann mir sehr gut vorstellen wie das für ihn wäre. In etwa so, wie es für mich wäre ihn zu verlieren.

SOPHIE (Band 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt