Kapitel 23

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»Die drei sind wirklich zum Schreien, nicht wahr?«, fragt Mary und setzt sich schmunzelnd ins Bett.

»Ja... ja, das sind sie...«, sage ich abwesend und starre Löcher in die Luft.

»Das Gute ist, dass wir jetzt endlich wieder Zeit haben, um zu reden. Seit dem letzten Mal ist ja viel passiert.«

Unsere Blicke treffen sich und wir fangen an zu lachen. Das letzte Mal, als wir geredet haben, haben wir wohl mehr getrunken als wirklich geredet. Das war noch dazu kurz bevor ich zu Stan aufgebrochen bin, um hinter seinen Plan zu kommen. Dieses Ziel habe ich immerhin erreicht, wenn auch zu einem schrecklichen Preis. Was wirklich der Plan meiner Eltern war, habe ich niemandem erzählt außer Alex. Dean möchte ich es nicht sagen, damit er den Schmerz nicht ebenfalls durchleben muss, also sollte ich auch Mary nichts davon sagen. Wenn es wirklich so kommt, dass Mary und Dean zusammenkommen, möchte ich nicht, dass schon zu Beginn etwas zwischen ihnen steht – noch dazu meinetwegen.

»Also? Gibt es Neuigkeiten, von denen ich wissen sollte?« Sie fragt das so unbeschwert und ohne Unterton, dass ich mich kurz so fühle wie damals, als ich noch zur Schule ging und heimlich in Alex verliebt war. Tja, es hat sich viel getan seitdem.

»Ist das ein Scherz? Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll!«, sage ich und lache überfordert. Mary klopft mit einem Schmunzeln neben sich aufs Bett, damit ich mich zu ihr setze.

»Okay...«, stammle ich nervös und starre auf meine Hände.

»Wie fühlt sich das an?«, fragt Mary plötzlich und sieht mich mit leuchtenden Augen an.

»Was?«

»Schwanger zu sein.«

Ich muss unwillkürlich schmunzeln, als ich ihren Blick sehe.

»Es ist... merkwürdig. Eigentlich fühlt man nicht wirklich etwas, zumindest noch nicht, aber es zu wissen ist so... überwältigend. Ich weiß gar nicht, wie ich es beschreiben soll«, sage ich und muss plötzlich lachen. Je mehr ich darüber nachdenke, umso trüber wird mein Gesichtsausdruck.

»Es ist eine ständige Vermischung aus Angst und unendlichem Glück. Bei mir überwiegt allerdings die Angst.« Ich seufze und schließe die Augen.

»Ich mache mir jeden Tag Sorgen um mein Baby und frage mich, ob ich es schaffe, ihm eine gute Mutter zu sein.« Ich schaue zu Mary, die mir einen mitleidvollen Blick zuwirft.

»Ich bin mir sicher, dass das Baby sich keine bessere Mutter hätte wünschen können.«

»Aber sieh doch mal unter welch schlimmen Verhältnissen es auf die Welt kommt. Es herrscht ein größerer Krieg zwischen Dämonen und Jägern als je zuvor und ich stecke mittendrin. Gefühlt die ganze Welt will mich umbringen und damit auch mein Kind! Alex und ich werden wahrscheinlich niemals ein normales Leben führen können! Ich wünschte, ich wäre nicht schwanger geworden...«

»Sag sowas nicht!« Mary sieht mich böse an und schüttelt den Kopf.

»Es mag sein, dass die Umstände nicht ideal sind und wir noch einiges klären müssen, aber bereue nicht die Schwangerschaft! Es hat bestimmt einen Grund wieso das alles jetzt passiert.«

»Und welchen?«, frage ich zweifelnd und starre wieder auf meine Hände.

»Ich weiß nicht. Vielleicht löst sich jetzt alles auf. Ich meine der Krieg zwischen Dämonen und Jägern. Vielleicht befinden wir uns gerade im Finale.« Mary zuckt mit den Schultern. Mary hat schon immer ans Schicksal geglaubt. Es ist nicht so, dass ich nicht daran glaube, aber gerade in diesen Zeiten fällt es mir schwer darauf zu vertrauen, dass alles gut ausgehen wird. Ich hoffe es, aber dieses blinde Vertrauen, das Mary anscheinend hat, fehlt bei mir. Die Gewissheit, dass sich alles zum Guten wendet, würde es mir bestimmt einfacher machen. Aber wie kann ich meinen Blick von den Problemen abwenden und mir ständig einzureden versuchen, dass so oder so alles gut wird? Gerade in solchen Zeiten, in denen alles um mich herum immer schlimmer wird, kann ich mir nicht leisten, auf sowas Banales wie eine vorherbestimmte gute Zukunft zu vertrauen.

SOPHIE (Band 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt