11. Erwischt?

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Mehrere Monate später

Es ist nicht so gekommen, wie wir gehofft hatten. Es hatte sich nicht alles geregelt und so müssen wir das immer noch durchziehen. Aber wir werden immer besser. Anfangs war es echt seltsam und umständlich, aber mittlerweile wurde es zur Gewohnheit und nicht einmal unsere besten Freunde haben es herausgefunden. Die zweite Staffel hat schon längst begonnen und wir alle sind so etwas wie eine kleine Familie geworden.

Jorge und ich fallen daher auch nicht auf, wenn wir uns richtig gut verstehen. Es wäre eher auffällig, wenn wir so tun würden, als wenn wir uns nicht kennen, aber das macht es natürlich viel einfacher. Wir brauchen uns somit gar nicht allzu sehr verstellen. Papá und Peter haben zum Glück auch nichts von all dem gemerkt, was das Wichtigste ist.

Tja, ich bin endlich glücklich, trotz der vielen Lügen, den Betrug und den Komplikationen. Ich bin endlich mit dem Mann zusammen, den ich liebe, da wird alles andere Nebensache. Ich öffnete die Augen und gähnte. Das Bett war so bequem, man wollte gar nicht aufstehen. Tja, in diesem Bett schlief ich in letzter Zeit immer sehr gut…

Meinen Eltern sagte ich einfach, ich übernachte bei einer Freundin und die glauben, ich penne bei Peter. Der wiederum glaubt, ich schlafe bei mir zuhause. Es kommt also nie die Wahrheit ans Licht. Das Lügen liegt mir anscheinend irgendwie im Blut. Neben mir regte sich was und ich lächelte. „Na, auch schon wach?“ fragte ich und Jorge rieb sich den Schlaf aus den Augen.

„Guten Morgen, Prinzessin!“ murmelte er. „Guten Morgen, mein Held.“ Murmelte ich zurück und küsste ihn. „Irgendwie könnte ich den ganzen Tag in diesem Bett verbringen.“ Meinte ich und warf mich zurück in die weichen Kissen. „Ja, ich auch. Wenn du mit drin liegst.“ Sagte Jorge grinsend und küsste meinen Hals. Ich wollte ihn auch küssen, doch ich hörte eine Tür zuknallen und erschrak. „Was war das?“ fragte ich und hielt inne. Jorge war mindestens genauso erschrocken wie ich. „Jorge, bist du da?“ fragte eine weibliche Stimme und ich stand schnell auf. „Scheiße!“ fluchte ich leise und stand auf. Jorge warf mir meine Unterwäsche rüber, die ich in Rekordzeit anzog.

„Stephie?“ fragte er. „Ich dachte, du bist bei deiner Cousine?“ ich hörte, sie die Treppenstufen hochgehen und ich wusste nicht, wo ich hinsollte. An ihr vorbei konnte ich ja wohl schlecht. Jorge hatte inzwischen auch seine Shorts an und ein T-Shirt. „Los, in den Schrank!“ rief er und ich lief schnell auf die andere Seite des Zimmers. Sie kam immer näher. Ich sprang mit Hose und T-Shirt in den Schrank und schloss die Schranktüren und Jorge warf sich aufs Bett. Er konnte gerade noch die Bettdecke drüberziehen, bevor die Tür aufging und Stephie hereinkam.

„Ach, du bist noch nicht aufgestanden!“ meinte sie und ich beobachtete die beiden durch die Schlitze in der Schranktür. Das war so ein Klischee, aber anscheinend mussten das alle durchstehen, die nicht treu waren. „Ja, ich…ich bin gerade erst aufgewacht. Wieso bist denn schon da?“ Stephie seufzte und setzte sich aufs Bett und sah genau in meine Richtung. Mist, sie sieht mich und wir fliegen auf! Aber offensichtlich sah sie mich doch nicht, noch mal Glück gehabt.

„Ja, die Party war scheiße. Die meisten waren schon am Anfang betrunken und dadurch war die Party schon zu ende, bevor sie richtig angefangen hat.“  Erklärte Jorges Freundin und ich zog mein Shirt an, das ich mit in den Schrank genommen habe. Für die Hose hatte ich allerdings nicht genug Platz.

Jorge sah erleichtert aus, dass sie mich noch nicht gesehen hatte und ich atmete wieder normal. Ein kleiner Adrenalinkick schon so früh am Morgen! Ich fuhr mit meiner Hand durch meine Haare als eine Alternative für eine Bürste und band sie mit einem Haargummi aus meiner Hosentasche zusammen. Also hieß es jetzt Abwarten. Abwarten, bis Stephie endlich wieder verschwand.

Doch sie schien es sich jetzt erst so richtig gemütlich zu machen auf dem Bett! Jorge gab mir ein Zeichen, dass er versuchen würde, sie so schnell wie möglich wieder los zu werden. „Willst du einen Kaffee?“ fragte er, doch sie schüttelte den Kopf. „Ich bin wach genug. Noch mehr Koffein und ich tanze nackt auf dem Dach!“ Eigentlich eine nette Vorstellung, jedenfalls würde ich hier dann unbemerkt wieder verschwinden können. „Tee? Irgendwas?“ fragte er und meine Hoffnung verschwand. „Nee, danke. Aber sag mal, was habe ich verpasst?“ wollte sie wissen und legte sich auf das Bett.

In den letzten zehn Stunden, wovon 8 Stunden Schlaf war? Langsam ging sie mir echt auf die Nerven. „Nichts. Habe ferngesehen und mich dann aufs Ohr gehauen.“ Antwortete er und stand auf. Hoffentlich stand sie jetzt auch auf. Aber nein, sie blieb stur da liegen. Arrrgh! Verschwinde endlich, du blöde Kuh!

Zu allem Überfluss klingelte jetzt auch noch mein Handy, das in meiner Hosentasche war. Oh Fuck! „Was ist das denn für ein Klingelton?“ fragte Stephie verwundert und Jorge sah panisch zu mir, also zum Kleiderschrank. Ich holte schnell mein Handy aus der Hosentasche und machte es aus. „Wer stellt sich denn so einen Klingelton ein?“ wunderte sie sich und ich schloss die Augen. Bitte nicht!

Sie wurde misstrauisch. „Ach, ich ähm, ich habe meinen Klingelton personalisiert. Das heißt, jeder Anrufer hat jetzt einen neuen eigenen Klingelton. Dem Zufolge muss das… Mechi sein.“ „Mechi? Wieso ruft die so früh an?“ „Sie…sie hat ihr Handy verloren. Ich hab es für sie eingesteckt!“ Er hielt sein Handy hoch. Gottseidank hatte heutzutage jeder ein iPhone! „Und wovon ruft sie dich dann an? Und überhaupt, wo doch ihr Handy du hast?“ Jorge überlegte. Scheiße, wir sitzen in der Falle! „Sie hat zwei. Sie benutzt beide und das alte ist das mit dem hässlichen Klingelton. Das neue hat einen besseren.“ „Aha. Wieso hat sie denn zwei Handys?“ Ich vergrub mein Gesicht in den Händen. Das war zu viel Stress um diese Uhrzeit.

Jorge zuckte mit den Schultern. „Was weiß ich? Frag sie und nicht mich.“ „Seltsam. Sag mal, weißt du, wo meine Tasche ist? Ich habe gedacht, sie liegt im Auto, aber da war sie nicht.“ Fragte Stephie. Ich sah nach unten zu meinen Füßen. Daneben. Lag. Diese. Scheiß. Tasche. Das darf doch wohl nicht wahr sein. Bin ich hier bei der versteckten Kamera oder was? ‚Durchlebe deinen schlimmsten Moment‘, oder wie? „Ja, ich glaube, die habe ich unten in der Küche gesehen.“ Meinte er. „Echt? Was macht die in der Küche?“ sagte sie irritiert, ging aber wirklich nach unten. Na endlich!

Ich öffnete die Schranktür und stieg heraus. Ich gab Jorge die Tasche und sprang in meine Hose. „Das war mal knapp, nicht wahr?“ fragte Jorge und fuhr sich durchs Haar. „Egal. Du bist es wert. Ich liebe dich.“ Sagte ich, küsste ihn und öffnete  schnell das Fenster. Jorge rief: „Stephie, ich habe deine Tasche gefunden. Ich bringe sie dir, okay?“ und ging ganz gemächlich nach unten. Ich stieg mit den Schuhen in der Hand aus dem Fenster und war froh, dass das nur der erste Stock war und unter mir ein Balkon war. Also brauchte ich nicht allzu weit springen und vom Balkon waren es nur noch zwei Meter nach unten. Mehr Glück als Verstand, hätte mein Papá jetzt gesagt, aber daran wollte ich nicht denken, schließlich hatte er mir das eingebrockt.

Etwa zehn Minuten später bekam ich eine Nachricht von Jorge. „Lebst du noch?“ „Ja. Ich habe mir den Knöchel zwar etwas verstaucht, aber nichts Schlimmes. Und? Hat sie es rausgefunden?“ schrieb ich zurück. „Nein. Sie musste dann auch weg. Wir haben Glück gehabt. Aber Tini, wir werden unvorsichtig.“ „Ja, sonst sind wir auf solche Situationen immer bestens vorbereitet gewesen. Nächstes Mal machen wir es besser. Bleib stark! In fast vier Jahren werde ich 18.“ „Selbst wenn wi das noch 10 Jahre durchstehen müssten, würde ich es tun. Komm gut nach Hause. Ich liebe dich❤.“

Ich habe stundenlang nach einer Idee gesucht und erst spät ist mir was eingefallen. Ich hoffe, es hat euch gefallen.❤❤❤

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