3. 𝔊𝔯𝔞𝔫𝔤𝔢𝔯𝔰 𝔏𝔬𝔠𝔨𝔢𝔫

102 12 0
                                    

Im Hogwarts-Express suchte sich Draco Malfoy ein Abteil mit seinen besten Freunden. Die ersten Minuten verbrachte er mit ihnen, tauschte Neuigkeiten über die Ferien aus und freute sich, endlich für zumindest ein halbes Jahr aus dem Manor zu entkommen. Als Pansy Parkinson hereintrat, fiel ihr Blick auf Malfoy. In ihren Augen flammte Hoffnung und Liebe auf. Draco vermutete, dass Pansy seit letztem Jahr für ihn schwärmte.

»Na, Draco, willst du mir nicht auf den Weg von deinen Ferien erzählen?«, fragte sie und zwinkerte.

»Auf den Weg wohin?«

»Wir sind Vertrauensschüler, schon vergessen? Komm schon, wir werden erwartet.«

Draco schlug sich mit der Hand gegen den Kopf und folgte Pansy aus dem Abteil, während er das Vertrauensschülerabzeichen an seine Brust heftete. Pansy klammerte sich mit ihren Armen an Dracos Ellenbogen und blickte ihn mit großen Augen an. Draco versuchte, sie abzuschütteln, was nicht funktionierte.

Plötzlich blieb Pansy stehen. Verwundert schaute sich Draco um, bis er erkannte, dass sich das Abteil vor ihnen öffnete und zwei Personen heraussprangen. Weasley und Granger. Draco musterte sie nur kurz und entdeckte sofort die Abzeichen.

»Na Granger, deinen letzten Friseurtermin verpasst?«, fragte Pansy fies grinsend. 

Granger beachtete sie gar nicht. Weasley schritt voran, sie folgte ihm. Dahinter glitten Draco und danach Pansy durch den Gang. Pansy hatte die Aufmerksamkeit durch den kleinen Spruch auf Grangers Haare gelenkt, sodass Dracos Blick sich nicht von diesen abwandte. Er musterte die Locken ganz genau. Es sah aus, als hätte ein Vogel auf ihrem Kopf genistet oder als wäre ein Zauber über ihr explodiert und ihre Lockenpracht hatte etwas abbekommen, oder als hätte jemand ihre Haare zerstrubbelt. Die letzte Version fand er zwar am unwahrscheinlichsten, doch sie rief das stärkste Gefühl in ihm hervor. Als er sich vorstellte, wie Weasley oder Potter Grangers Haare verwuschelten, ergriff eine Schwere sein Herz, genau an der Stelle, an der sich der Schlüssel befand.

Granger blieb urplötzlich stehen. Beinahe knallte Draco in sie. Er konnte sich gerade noch so bremsen. Allerdings lief Pansy in ihn und er stolperte nach vorne. Nur ein Gedanke schoss ihm durch den Kopf. Er würde so gerne selbst mit seiner Hand durch diese faszinierenden, interessanten Locken fahren, die seine ganze Aufmerksamkeit auf ihn gezogen hatten.
Tatsächlich riss Draco Granger zu Boden, die wiederum Weasley zu Boden beförderte. Draco nutzte den kurzen Moment der Aufruhr, um seine Hand in Grangers Haaren zu vergraben. Die Haare fühlten sich so an, wie sie aussahen. Kompliziert, widerspenstig, durcheinander, lockig und voluminös. Allerdings schaffte es Draco nicht, seine Hand zurückzuziehen. Schließlich schlug Granger seine Hand weg.

»Was tust du da, Malfoy?«, fauchte sie.

»Ich ähm«, stammelte Draco. »Ich kenne einen Frisör, doch deine Mähne ist so grässlich, die kann nicht mal der beste Frisör im Land retten. Dir kann man nicht mehr helfen.«

Draco sah, dass Granger sich schüttelte. Sie wollte gerade zu einer Beleidigung ansetzen, als Weasley sie antippte.

»Wir kommen zu spät. Wir sollten eigentlich schon längst da sein.«
Hermine sprang auf und half Weasley auf. Gemeinsam eilten sie davon.

Für die nächsten Stunden ignorierte Draco Granger geflissentlich. Er wollte nicht, dass der Vorfall sich wiederholte. Vor allem aber wollte er vermeiden, dass solche Gedanken wiederkehrten. Was war nur in ihn gefahren, als er Grangers Haare angefasst hatte?  Draco konzentrierte sich auf die Anweisungen der beiden Schulsprecher, führte ein paar Streifzüge durch und versuchte, alles andere, besonders Granger zu ignorieren. Da seine Gedanken aber immer wieder zu ihr schweiften, redete er sich ein, dass sie furchtbar hässlich aussah und besonders diese Locken furchtbar und abschreckend wirkten. Als Draco in ein leeres Abteil schaute, erschienen plötzlich wieder Buchstaben in der Luft. Sie schimmerten in smaragdgrüner Farbe.

LEUGNE NICHT DIE WAHRHEIT.

»Was soll das heißen?«, keuchte Draco, während seine Augen umherhuschten. Er hatte Angst, dass jemand hereinplatzte und die Lettern sah.

»Welche Wahrheit leugne ich denn?«

Doch die magischen Buchstaben antworteten natürlich nicht auf seine Frage. Draco grübelte lange nach. Vor ein paar Stunden, als er Grangers Haare berührt hatte, hätte er diese Nachricht auf Granger bezogen, doch nun hatte er sich so gut eingeredet, dass sie wirklich einfach hässlich war, dass er fest daran glaubte. Und wenn er fest daran glaubte, konnte es ja nur die Wahrheit und keine Lüge sein. Unterdessen fanden die Buchstaben wie automatisch den Weg zu seinem Arm, auf dessen Haut er auch die erste Botschaft verborgen hatte.

In Hogwarts setzte sich Draco zu seinen Klassenkameraden. Die neuen Schüler:innen wurden einsortiert und danach begannen sie, zu essen. Draco merkte, wie wenig er sich bei seinen Freunden verstellte. Sein Vater hatte ihm schon in frühem Alter eingebläut, dass Muggelblüter weniger wert seien als er und seine Familie. Draco aber hatte diese Ansicht nie geteilt. Manchmal jedoch dachte er nicht klar nach und das angelernte Verhalten nahm die Überhand. So hatte er Granger und andere Muggelblüter schon mehrere Male beleidigt, obwohl er es eigentlich nicht wollte.

»Was glaubt ihr, mit wem Granger zusammenkommt?«, fragte Blaise Zabini, bester Freund, in die Runde.

Er fixierte den Gryffindortisch, an dem Potter, Weasley und Granger saßen. Dracos Blick fiel wieder auf Granger. Er schien wie magisch angezogen von ihren Locken und dachte nach. Obwohl er Granger nie wegen ihrer Herkunft verabscheut oder gehasst hatte, mochte er sie trotzdem nicht.

»Glaubt ihr wirklich, dass sie dieses Jahr noch mit jemanden zusammenkommt?«, fragte Draco und schob einen Löffel Möhrensuppe in den Mund.

»Granger ist doch zu verklemmt. Aber mit ein bisschen Hilfe von außen kommt sie möglicherweise mit Potter zusammen. Oder mit Weasley«, warf Pansy ein.

»Was hast du vor?«, hakte Draco neugierig nach.

»Jemand könnte Granger doch verkuppeln. Da gibt es viele Möglichkeiten«, erklärte Pansy.

»Okay, ich wette auf Potter«, meinte Theodor Nott, ebenfalls einer von Dracos besten Freunden.

»Bin dabei«, meine Pansy und nippte an ihrem Kürbissaft.

»Um ehrlich zu sein, tippe ich darauf, dass Weasley und Granger zusammenkommen. Sie werden als Vertrauensschüler viel Zeit miteinander verbringen und mögen sich sowieso schon. Andererseits habe ich gehört, dass sie sich oft kabbeln. Und man sagt doch: Was sich neckt, das liebt sich. Aber ich denke, Potter und Granger passen besser zusammen«, sagte Draco.

»Also setzt du auf Weasley, obwohl du insgeheim Potter favorisierst?«, hakte Theo nach.

»Genau richtig«, bestätigte Draco.

Nun wandten sich alle Blaise zu, der seine Vermutung über Granger noch nicht geäußert hatte.

Blaise ließ sich Zeit, atmete tief ein und aus, bevor er die Bombe platzen ließ.
»Ich denke, dass Granger mit Draco zusammenkommt.« Sein Blick traf Dracos, der ihn geschockt ansah. Er konnte keinen Spott, sondern nur Ernsthaftigkeit in Blaises Miene erkennen.

»Wie kommst du darauf? Ist das ein Scherz?«, fragte Draco.

»Es ist ein Gefühl. Außerdem habe ich gesehen, wie du ihre Haare fasziniert angestarrt hast.« Als Draco seine Augenbrauen hochzog, fügte er noch etwas hinzu. »Ja, ich war kurz auf dem Gang und habe euren kleinen Unfall gesehen.«

Draco bemühte sich, nicht rot zu werden. »Ich dachte, wir entscheiden zwischen Potter und Weasley.«

»Hat niemand gesagt. Rede dich nicht raus, ich habe auf dich gesetzt. Wer die Wette verliert, muss die Person küssen, die er dann auslosen wird«, entschied Blaise grinsend.

»Einverstanden. Wie lange läuft diese Wette?«, fragte Pansy.

»Bis Weihnachten.« Theo schlug seine Hand auf den Tisch und die anderen taten es ihm gleich.

𝔐𝔢𝔦𝔫 𝔖𝔠𝔥𝔩ü𝔰𝔰𝔢𝔩 𝔷𝔲 𝔡𝔢𝔦𝔫𝔢𝔪 ℌ𝔢𝔯𝔷𝔢𝔫 (Dramione)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt