6. 𝔑𝔞𝔠𝔥𝔥𝔦𝔩𝔣𝔢

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Am nächsten Nachmittag fand Draco sich in dem Zauberkunst-Klassenzimmer ein, das extra für diese Nachhilfestunden zu Verfügung gestellt wurde. Granger saß kerzengerade und mit finsterer Miene auf einem Stuhl nahe am Lehrertisch. Ihre Haare hatte sie zusammengebunden. Diese Frisur bändigte ihre wilden Locken allerdings nicht.

»Ich dachte, du freust dich, dass du anderen Schüler:innen dein Wissen vermitteln kannst, Granger.«

»Schön, wenn du darüber scherzen kannst, aber falls es dir noch nicht aufgefallen ist, wir schreiben dieses Jahr ZAGs«, giftete sie zurück. »Ich sollte eigentlich den Stoff von Zaubertränke aus dem ersten und zweiten Jahr wiederholen. Außerdem hätte ich heute vorarbeiten können und auch den Stoff von Verwandlung aus dem letzten Jahr wiederholen können.« Vor lauter Erstaunen klappte Dracos Mund auf. Meinte sie das ernst? Sie hatten noch fast ein Jahr bis zu den Prüfungen und sie fing schon jetzt an zu lernen? Er schüttelte den Kopf.

»Mann Granger, hör auf damit und entspann dich ein bisschen. Du lernst schon jetzt mehr, als alle anderen zusammen kurz vor den Prüfung. Was machst du, wenn es so weit ist? Wenn wir nur noch Wochen oder Tage bis zur Prüfung haben? Schläfst du dann überhaupt? Du weißt, dass Schlaf wichtig ist, besonders vor Prüfungen. Deshalb schlafe ich auch so gerne.« Draco grinse Granger ehrlich an und spürte eine Wärme, die von seinem Herzen ausging. Besser gesagt von dem Schlüssel direkt über seinen Herzen. Diese aber sah seine Worte als Beleidigung, schaute auf die Uhr und stürmte dann aus dem noch leeren Klassenzimmer.

Draco selbst warf ebenfalls einen Blick auf die fantastische Uhr, deren Zeiger sich manchmal vervielfältigten, größer und kleiner, dicker und dünner wurden, die Form veränderten, oder ganz verschwanden. Ab und zu sprangen die Pfeile der Zeiger auf dem Ziffernblatt herum. Die Uhr im Ganzen und die Zeiger im Einzelnen veränderten ihre Farbe. Heute leuchtete das Ziffernblatt in einem Himmelblau, die Zeiger waren von Mitternachtsblau.

Er erkannte, dass ihm noch einige Zeit blieb, bis die ersten Schüler:innen auftauchten. Eigentlich sollten Granger und er sich beratschlagen, wie sie die Nachhilfestunden handhaben wollten. Das ging aber nicht, wenn genau jene Granger fehlte.

»Hi Drac. Wir haben gerade Granger gesehen und da haben wir uns an die Nachhilfe erinnert. Sind wir schon zu spät?«, fragte Greg, dann erst wanderte sein Blick durch den leeren Raum.

»Oh, noch niemand da. Kommt keiner mehr?«, fragte Vince.

»Doch, ihr seid noch zu früh dran.«

»Oh.« Beide machten betretene Gesichter.

»Na dann können wir noch ein bisschen quatschen. Wir haben gerade gesehen, dass Granger weg ist. Wie soll Blaise euch verkuppeln, wenn ihr euch nicht vertragen könnt?«, fragte Vince.

»Blaise wird die Wette verlieren, weil ich mich nicht mit Granger verkuppeln lasse«, entgegnete Draco genervt. Er wollte nicht so ein Gespräch mit den beiden führen.

»Aber ihr passt eigentlich voll gut zueinander. Ihr seid beide schlau und gut aussehend.«

»Sie sieht nicht gut aus!«, rief Draco schnell, zu schnell. Vince und Greg schauten sich grinsend an.

»Steht ihr etwa auf Blaises Seite, oder was?«

»Er ist unser bester Freund. Natürlich stehen wir auf seiner Seite.«

»Ich dachte, ich wäre euer bester Freund.«

»Bist du auch. Wir können dir auch gerne helfen, Granger mit Potter zu verkuppeln«, bot Greg an.

»Weasley, du Dummkopf. Er will Weasley und Granger verkuppeln«, erinnerte ihn Vince.

»Überlasst das mir und dem Zufall«, meinte Draco.

»Was soll ich dir und dem Zufall überlassen? Du wirst bestimmt nicht ohne mich Nachhilfe geben. Wer weiß, was du denen dann beibringen wirst!« Granger stand in der Tür und schritt in den Raum hinein. Die zwei Schüler aus Gryffindor folgten ihr.

Greg warf ihnen einen misstrauischen Blick zu, dann wandte er sich an Draco und Granger. »Jetzt, da ihr beide da seid, können wir euch ja sagen, dass wir unbedingt den Zauber der Mistelzweige lernen wollen.«

»Welchen Zauber der Mistelzweige?«, fragte Draco.

»Blai-«, fing Greg an, doch Vince unterbrach ihn. »Jemand hat uns erzählt, dass es einen alten Zauber gibt, mit dem man die mittlerweile nicht mehr magischen Mistelzweige wieder verzaubern kann.«

»Wir werden das noch überprüfen, aber vorher sollten wir mit den Grundlagen anfangen«, sagte Granger. So begann die Stunde. Draco und Granger, die sich sonst so wenig leiden konnten, kamen erstaunlich gut zurecht. Nur ab und zu schnitten sie der anderen Person das Wort ab.

Draco stellte schnell fest, dass Thomas und Finnigan zu den besten Schülern in diesem kleinen Kreis gehörten. Er verstand nicht, warum sie Nachhilfe nehmen mussten.
Als Draco sie bei der Ausführung des Schockzaubers beobachtete, brachten sie ausgezeichnete Zauber hervor. Und das bei ihrem ersten Versuch. Ohne Frage, die beiden konnten gut zaubern.

»Warum seid ihr hier?«, flüsterte Draco Dean Thomas zu und tat, als würde er seine Haltung berichtigen, indem er Deans Arm etwas hob, um nicht aufzufallen.

»Sagen wir es so. Umbridge hat uns bei etwas erwischt, das sie gar nicht gern gesehen hat. Und schon wurden wir mit Nachhilfe bestraft.«

»Bei was wurdet ihr erwischt?«, fragte Draco, doch Dean grinste nur und gab keine Antwort. Draco zuckte mit seinen Schultern und ging sie zu den zwei Hufflepuff-Mädchen, die fleißig an sich selbst den Schockzauber übten. Felicia Fenchel hatte Anna Grumpy gerade versucht, zu verzaubern, doch es war ihr nicht gelungen.

»Probiere es noch mal und bewege den Zauberstab so.« Draco zeigte ihr die Bewegung und Felicia ahmte diese nach. Dann versuchte sie es noch einmal. »Stupor!« Anna konnte sich nicht mehr bewegen.

Als Draco und Hermine aneinander vorbeigingen, schauten sie sich grimmig an. Doch Dracos Schlüssel erwärmte sich. Was hatte das zu bedeuten?
Nachdem sie mögliche Fehler bei der Ausführung des Zaubers besprochen hatten, sollten die Schüler:innen noch ein letztes Mal üben, während Granger und Draco herumgingen und halfen.

Schließlich erklärte Granger die Nachhilfe von heute für beendet. »Wir haben viel erreicht, doch ihr habt noch viel zu lernen. Wir hoffen, dass die Stunde euch weiterhelfen konnte. Nächste Woche machen wir weiter. Übt das, was wir euch heute beigebracht haben.«

Granger verschwand mit Thomas, Finnigan, Fenchel und Grumpy. Vince und Greg blieben noch für einen Moment.

»Blaise hat Recht. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis du mit Granger zusammenkommst. Ich hab deinen Blick gesehen«, rief Vince ihm zu und verschwand dann mit Greg im Schlepptau.

Draco zog seine Augenbrauen zusammen. Dann meldete sich der Schlüssel. Er hatte sich wieder erwärmt und hielt eine Botschaft bereit. Draco zog den Anhänger mit der Kette unter seiner Uniform hervor und berührte den Schlüssel kurz mit seinem Zauberstab. Wie üblich erschienen die smaragdgrünen Lettern vor Draco in der Luft.

VERTRAUE DEINEN FREUNDEN.

Natürlich vertraute Draco seinen Freunden. Vertrauen machte doch Freundschaft aus. Warum gab der Schlüssel ihm jetzt so einen Rat? Oder war es auf die Situation von gerade eben bezogen? Sollte er die Aussage von Vince zu Herzen nehmen? Aber nein. Er hatte etwas von Dracos Blick gesprochen. So weit Draco wusste, hatte er Granger voller Hass angeschaut. Vince konnte also in seinem Blick gar nichts Besonderes gesehen haben. Und somit war seine Aussage gar nicht gerechtfertigt, redete sich Draco ein. Er würde nicht mit Granger zusammenkommen. Ganz bestimmt nicht. Also würde er der Aussage von Vince nicht trauen. Er würde den Rat des Schlüssels nicht befolgen.

𝔐𝔢𝔦𝔫 𝔖𝔠𝔥𝔩ü𝔰𝔰𝔢𝔩 𝔷𝔲 𝔡𝔢𝔦𝔫𝔢𝔪 ℌ𝔢𝔯𝔷𝔢𝔫 (Dramione)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt