12. 𝔘𝔯𝔞𝔩𝔱𝔢 𝔐𝔞𝔤𝔦𝔢

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Abends saßen sie in Ruhe an ihrem Stammtisch neben dem Kaminfeuer. Krummbein stolzierte gerade über Rons Beine und machte es sich schließlich in Hermines Schoß bequem.

»Hermine, hast du die Seite noch?«, fragte Harry.

»Warte kurz.« Hermine blätterte in dem Buch herum und fand die Seite, auf der sie am vorigen Tag die interessanten Informationen entdeckt hatte.

»Ich habe eine Geschichte über ein junges Mädchen und einem Zauberer gefunden. Es wird berichtet, dass sie aus zwei verschiedenen Königreichen stammten und diese Königreiche selbst, aber auch die zwei Personen sich hassten. Beinahe wäre Krieg ausgebrochen. Doch eines Tages sah man die beiden als Liebespaar.« Hermine versank kurz in den Seiten des Buches, bevor sie wieder auftauchte. »Kein Wunder, dass er sich in das junge Mädchen verliebte. Sie trugen beiden den magischen Schlüssel, der die feindlichen und unähnlichen Menschen durch uralte Magie, die keine:r mehr lehrt, lernt oder überhaupt kennt, zusammenbrachte. Zusammengefasst: Irgendein berühmter Zauberer hat seine Feindin geheiratet und so einen Krieg verhindert. Glaubt ihr, Professor McGonagall weiß etwas darüber? Oder Professor Flitwick? Vielleicht steckt ein Liebestrank dahinter. Laut diesem Buch hier wurden Liebestränke immerhin schon sehr früh angewendet. Es gab sogar Wettbewerbe. Wenn eine Frau sich zwischen zwei Männern nicht entscheiden konnte, brauten beide einen Liebestrank. Und der, der besser gebraut hatte, also dessen Liebestrank besser funktionierte, den nahm sie. Natürlich wirkte der Liebestrank auch wie ein Liebestrank, der stärkere überdeckte den schwächeren, und sie hatte keine andere Wahl, als sich in den besseren Zaubertrankbrauer zu verlieben. Wo waren wir stehen geblieben?«

»Du wolltest uns erklären, was das alles mit deinem Schlüssel zu tun hat«, murmelte Ron, der beinahe eingeschlafen wäre.

»Durch den Schlüssel werde ich mich in die Person verlieben, die auch einen Schlüssel trägt. Selbst wenn diese Person mein Feind wäre.«

»Und was schließt dein Schlüssel dann auf?«, fragte Ron.

»Herzen vielleicht?« Hermine zuckte mit den Schultern. »Warum steht hier denn nichts Genaueres? Wie finde ich heraus, wer den zweiten Schlüssel besitzt? Und warum bei Merlin wurde eine Seite ausgerissen?« Hermine wurde immer lauter, da sie immer mehr verzweifelte. Krummbein sprang verschreckt auf und ließ sich auf Harrys Beinen nieder.

»Was? Eine Seite wurde herausgerissen?«, fragte Harry.

»Ja, bestimmt standen da noch mehr Informationen.«

»Gib mal her.« Harry zog ihr das Buch aus der Hand und überflog die Seite. »Vor langer Zeit«, begann er, verstummte dann aber. Er fand auch nichts weiter.

»Na toll. Wir sind genau an dem Punkt, an dem wir vorher auch waren. Wir sind kein Stück weitergekommen!«
Hermine hatte gedacht, sie hätte gestern etwas Wichtiges entdeckt, doch anscheinend hatte sie schon fast geschlafen.

»Wir können herausfinden, wer den anderen Schlüssel hat«, schlug Harry vor.

»Das ist besser als gar nichts. Also sind wir ein kleines Stück weitergekommen. Es gibt zwei Schlüssel.«
Hermine seufzte. Krummbein tapste wieder zu ihr und kuschelte sich an sie, was Hermine einigermaßen beruhigte.

»Mit wem gehst du jetzt eigentlich nach Hogsmeade?«, fragte Harry und wandte sich Ron zu. Hermine hieß den Themenwechsel willkommen.

Ron errötete sofort.
»Ähm, lass dich überraschen. Du wirst es ja dann sowieso sehen. Du bist doch auch in Hogsmeade, oder?«

»Ja, Hermine und ich gehen gemeinsam nach Hogsmeade.« Nun nahmen Hermines und Harrys Gesicht eine rote Farbe an und Hermines Herz hämmerte schneller, als sie sich an ihre Verabredung erinnerte. Die hatte sie ganz vergessen.

»Ach echt? Du bist ja ganz rot, Harry.«

»Hermine ist auch rot«, erwiderte Harry.

»Ronald, du bist auch so rot wie eine Tomate.«

Nun konnten sich die drei Freunde ihr Lachen nicht mehr verkneifen. Sobald sie sich ansahen, schoss es aus ihnen heraus. Ein lustiges Glucksen und Gackern, gemischt mit Tränen aus purer Freude.

• • •

Am Freitag übten Hermine und Draco mit ihren Nachhilfeschüler:innen einen Fluch, um sich zu verteidigen und einen, um einen feindlichen Fluch abzuwehren.

Hermine hatte viel Spaß. Ihre kleine Gruppe kannte sich sehr gut und war ein gut eingespieltes Team. Besonders Seamus und Dean lachten sehr viel gemeinsam und bestanden oft darauf, als Team zu arbeiten. Ab und zu berührten sie sich wie zufällig und ihre Augen leuchteten, wenn sie sich anblickten.

»Das war eine schöne Stunde, meinst du nicht auch?« Draco packte neben ihr seine Tasche.

»Ja, das finde ich auch. Hast du dir schon überlegt, wie wir die Mistelzweige verzaubern können? Vince und Greg wollten doch diesen Zauber lernen.« Mittlerweile nannte Hermine Draco und seine Freunde bei ihren Vornamen und manche auch bei ihren Spitznamen.

»Was? Ach so, das.« Draco erinnerte sich vage daran. »Ich denke, diesen Zauber finden wir am ehesten in der Bibliothek. Wollen wir morgen mal dort schauen?«

»Ja«, sagte Hermine, doch gleich darauf fiel ihr ein, dass sie morgen, am Samstag, mit Harry verabredet war. »Nein!«, rief sie. Erklärend fügte sie noch schnell hinzu: »Morgen ist Hogsmeade-Tag.«

»Ach stimmt. Pansy hat mich ja gefragt, ob ich mit ihr hingehen möchte.«

»Das ist schön«, meinte Hermine, doch sie fühlte einen kleinen Stich im Herzen.

»Ich habe abgesagt«, ergänzte Draco.

»Was? Warum?«

»Um ehrlich zu sein, sie will schon seit letztem Schuljahr etwas von mir, doch ich habe leider kein Interesse. Und jetzt erst recht nicht mehr. Also habe ich ihr das gesagt.«

»Was heißt jetzt erst recht nicht? Was meinst du damit?«

»Was?« Draco wirkte überrascht und entsetzt. »Na ähm. Nichts. Nichts.«

»Wie hat sie es aufgenommen?«, fragte Hermine, die sich um Pansy sorgte. Sie war ganz nett. Sie hatte es nicht verdient, von jemanden so verletzt zu werden, den sie schon seit einem halben Jahr oder länger liebte.

»Sie wird drüber hinwegkommen.«

»Das hört sich nicht gut an.«

»Ich konnte nicht anders. Sie hat ständig an mir gehangen. Ich hab es nicht mehr ausgehalten.«

»Ich hoffe, du hast es einigermaßen nett formuliert.«

»Ich habe mich bemüht. Warum sprechen wir eigentlich darüber?«

»Weil«, setzte Hermine an. »Keine Ahnung.«

»Du weißt jetzt also, dass ich keine Begleitung für Hosgmeade habe. Mit wem gehst du?«

»Ähm, mit Harry.« Hermine versuchte, dies so würdevoll wie möglich hervorzubringen. Vielleicht dachte er ja, dass sie nur als Freunde gingen.

»Und der Rothaarige? Wie war sein Vorname?«

»Ron. Der geht mit jemand anderes hin. Wir wissen noch nicht, mit wem«, antwortete Hermine.

𝔐𝔢𝔦𝔫 𝔖𝔠𝔥𝔩ü𝔰𝔰𝔢𝔩 𝔷𝔲 𝔡𝔢𝔦𝔫𝔢𝔪 ℌ𝔢𝔯𝔷𝔢𝔫 (Dramione)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt