22. 𝔖𝔩𝔶𝔱𝔥𝔢𝔯𝔦𝔫 𝔲𝔫𝔡 𝔖𝔫𝔞𝔭𝔢

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Hermine und Draco durchquerten die Große Halle und liefen zu den Korridoren. Beide atmeten schwer.

»Du hast gerade eine Lehrerin angegriffen«, rief Draco, während sie durch die Gänge rannten.

»Sie wollte dich angreifen!«, entgegnete Hermine. »Das war Notwehr. Außerdem habe ich sie nur entwaffnet, mehr nicht.«

»Hoffentlich sieht Dumbledore das genauso.«

»Harry hat gute Beziehungen zu Dumbledore. Er wird ihn schon davon überzeugen, dass es nur ein Versehen war«, sagte Hermine.

»Redest du wieder mit ihm?«, fragte Draco neugierig.

»Ich habe ihm gesagt, dass ich den Flug zwar verzeihen, aber nicht vergessen kann. Wir können vielleicht wieder beste Freunde, aber nie mehr werden. Er hat verstanden, dass es ein Fehler war und geht vorsichtig mit mir um. Wir reden zwar, aber nicht mehr so vertraulich wie vorher«, antwortete Hermine.

»Ihr werdet euch bestimmt wieder finden und wieder zu besten Freunden werden. Ich kenne dich. Es wird nicht lange dauern, bis du ihn wieder an dich heranlässt. Erzähl ihm die Wahrheit und er wird es verstehen.«

Draco sprang eine Treppe hinunter und hastete durch den Gang. Dann lief er durch mehrere Gänge, bis er vor einer Wand stehen blieb, etwas flüsterte und Hermine durch den Eingang zu seinem Gemeinschaftsraum schleuste.

Staunend betrachtete Hermine den geräumigen Raum. Hinter den Wänden aus Glas schwammen Fische im Wasser umher. In dem runden Raum waren bequeme Sessel verteilt und von der Decke hingen Lampen, die ein grünes Licht verbreiteten. Die mystische Stimmung in diesem Raum fand Hermine faszinierend. Die Sessel waren in der Mitte zu einem großen Kreis zusammengeschoben worden. Die Slytherins saßen auf den Sesseln und auf dem Boden und unterhielten sich lachend.

»Wow«, flüsterte Hermine.

Draco entdeckte Vince und Greg in einer Ecke abseits der anderen und lief auf sie zu. Sie küssten sich.

»Lass sie«, hielt Blaise ihn auf. »Sie hängen schon seit gestern aneinander. Ich denke, die wollen nicht gestört werden.«

Draco riss die Augen auf. »Die haben sich tatsächlich geküsst?«

»Die küssen sich schon die ganze Zeit.«

Dann hatte der Mistelzweig wohl nachgeholfen, vermutete Draco.

• • •

Hermine verbrachte einen schönen Abend mit den anderen Slytherins, die sie erstaunlich freundlich in ihren Kreis aufnahmen. Sie lernte auch Dracos Freund:innen besser kennen.

Nach mehreren Stunden ging der Eingang zum Gemeinschaftsraum auf und Snape trat herein. Sofort breitete sich eine Stille aus und die ganze Aufmerksamkeit wandte sich Snape zu.

»Miss Granger.« Snape richtete seinen Blick direkt auf sie, ohne dass er sich vorher im Raum umgeschaut hatte. Woher kannte er ihren genauen Standpunkt?

Draco stand auf. »Sie hat nichts getan! Ich war es!«, rief er.

Blaise verdrehte die Augen, stand ebenfalls auf und sagte: »Das stimmt doch gar nicht. Ich war es!«

»Ernsthaft, Leute? Es ist nett, dass ihr für mich lügt, aber nicht nötig. Ich war es«, sagte Theo.

Auch andere Schüler:innen, die Hermine kannte und auch nicht kannte, standen auf und sagten, sie wären es. Hermine beobachtete das Schauspiel fasziniert. Jede:r von ihnen würde sie schützen und für sie eine Strafe einbüßen, obwohl viele sie kaum kannten. Sie standen alle hinter Draco und somit auch hinter ihr.
Snape schaute zunehmend verwirrter.

Schließlich unterbrach er einen Slytherins. »Wovon redet ihr alle? Muss ich euch Hauspunkte abziehen?«

Draco runzelte die Stirn. »Warum sind Sie denn hier?«, fragte er.

»Ich soll Miss Granger nur in ihren eigenen Gemeinschaftsraum begleiten. Sie hat sich nur vor einer Lehrerin verteidigt, die sie beinahe grundlos angegriffen hätte. Miss Granger bekommt keinen Ärger, falls ihr das denkt«, erklärte er. »Wissen Sie was, ich glaube, ich gebe jedem von euch Hauspunkte für eure Loyalität und eure Bereitschaft, Miss Granger zu schützen. Ihr da, ihr habt noch nicht gesagt, dass ihr es wärt. Steht auf, dann kann ich euch auch Hauspunkte geben.«

Eine Schülerin und drei Schüler standen hastig auf und riefen im Chor: »Ich war es, nicht Hermine Granger!«

Snape grinste zufrieden. »Dieses Jahr gewinne ich gegen Minerva«, murmelte er, bevor er allen Punkte gab.

»Und zehn Punkte Abzug für Granger, da sie in den Gemeinschaftsraum der Slytherins eingedrungen ist«, fügte er zum Schluss hinzu. Beinahe hätte Hermine losgelacht. Das sah Snape ähnlich. Er hasste die Gryffindors immer noch.

Sofort begannen die Slytherins lautstark zu diskutieren, bis Snape Hermine fünfzehn Punkte gab.

Grummelnd verließ Snape den Raum. Draco hatte ihm versprochen, Hermine zum Gryffindorturm zu begleiten.

»Ich danke euch allen. Das war wirklich nett von euch«, sagte Hermine.

»Nichts zu danken. Viele denken immer so schlecht von den Slytherins, doch wir sind an sich keine schlechten Menschen. Wir haben herausgefunden, dass uns alle ein Gemeinschaftsgefühl verbindet und wir den anderen Slytherins gegenüber sehr loyal sind.«

»Stelle nie die Loyalität eines Slytherin in Frage«, meinte Theo.

Hermine bedankte sich noch einmal bei allen und verabschiedete sich dann. Draco brachte sie wie versprochen zu ihrem Turm. Kurz vor dem Gemeinschaftsraum hielt er an, beugte sich ein wenig und hauchte einen sanften Kuss auf Hermines Wange. Bevor Hermine realisierte, was geschehen war, war Draco schon verschwunden.
Ihr Herz klopfte so heftig wie selten zuvor.

𝔐𝔢𝔦𝔫 𝔖𝔠𝔥𝔩ü𝔰𝔰𝔢𝔩 𝔷𝔲 𝔡𝔢𝔦𝔫𝔢𝔪 ℌ𝔢𝔯𝔷𝔢𝔫 (Dramione)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt