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Wir warten jetzt schon seit 10 Minuten auf die Schlange und ihr Gefolge und es fühlt sich an, als wären schon Jahre vergangen. Wir haben die Kinder gerettet und haben die Leute aufgehalten, die uns umbringen wollten. Sie waren ziemlich leicht zu töten. Ich habe Jack den meisten Spaß gelassen und ich bin eigentlich nur dagestanden und habe 2 Männer Umgebracht. Weil ich mich auf Jack verlassen habe, habe ich mich nicht umgeschaut, was ziemlich dumm von mir war, aber kann jedem mal passieren. Auf jedenfall, hat mich so ein Vollpfosten einfach angeschossen! Mitten in meinen Oberschenkel. So ein Arsch wirklich, hat einfach mal die schöne Hose kaputt gemacht.

Der Schmerz war echt auszuhalten und schlimm finde ich es auch nicht. Ich bin nur in die Knie gegangen und hab mich an den Rand gezogen. Und dann habe ich auf die Wunde gedrückt, damit nicht noch mehr Blut läuft. Jack allerdings, sah das nicht so locker wie ich. Er ist schier hyperventiliert wegen der Wunde und hat mal wieder nicht verstanden, warum ich wieder so kindisch bin und angeblich einen Schrott rede.

Der hat doch keine Ahnung!

Er ist ja der große Erwachsene, der so viel erlebt hat und fast nie Spaß hat. Und wenn, dann nur für wenige Minuten.

Jetzt sitzen wir hier, beide beleidigt auf den anderen und warten auf die Schlange. Meine Hand ist schon Blutrot, auch wenn ich ein schwarzes Leinentuch von Jack bekommen habe, fragt mich nicht woher er es hat. Auf jedenfall, habe ich zwei Wunden, weil es ein glatter Durchschuss war und deswegen eine Hand benutze um auf die andere Wunde zu drücken.

Ich habe Jack gefragt, ob er mir die Kugel sucht, aber er hat anggekelt abgelehnt und mich für verrückt erklärt. Dann war ich sehr beleidigt und bin es im übrigen immernoch.
Ich meine, ein kleines Andenken kann nie schaden!

Die Kinder haben wir im Container gelassen, damit sie uns nicht auf die nerven gehen oder abhauen. Fies ich weiß, aber so ist es nunmal.
"Also, wie lange bist du schon bei der Schlange, und wie haben sie dich gefunden?" Frage ich meinen Partner aus heiterem Himmel. Er reagiert nicht sofort und ich will gerade schon wieder etwas erwidern, dass er so ein Idiot ist und nie Spaß hat, doch er seufzt auf und gibt mir zu meiner Bewunderung eine Antwort.
"Ich war 8 Jahre alt als ich zur Schlange kam. Meine Kraft hat sich sehr früh gezeigt, aber das ist unterschiedlich. Wenn die Kraft sich früh zeigt, ist das meist ein gutes Zeichen, es zeigt, dass sie stark ist und dass man sie leichter kontrollieren kann.

Du musst wissen, mein Vater war genauso wie ich, dass ist das einzige was ich noch weiß. Wie sie aussehen, oder wie sie gesprochen haben, weiß ich nicht mehr. Ich kann mich eigentlich an gar nichts mehr von meiner Kindheit erinnern, außer an den Tag, an dem ich gefangen wurde. Ich war auf dem Spielplatz und habe wie jedes Kind gespielt. Ich war aber alleine und habe mich einmal zur Rutsche und einmal zur Schaukel und wieder zurück teleportiert. Es war lustig, auch wenn mein Vater mir verboten hat, es in der Öffentlichkeit zu tun. Ich war klein, dumm und naiv.
Die Schlange kam höchst persönlich, um mich einzufangen. Sie hat sich als junge nette Frau ausgegeben und weil ich so naiv war, bin ich zu ihr gegangen. Sie hat mir Süßigkeiten angeboten, die ich haben wollte. Sie war dort wirklich nett und hat mich aufgemuntert, mit mir gelacht und Spielchen gespielt.

Als es dann langsam dämmerte, wolle ich nachhause und wollte mich verabschieden, doch ich bekam eine Spritze und war bewusstlos. Ich war der erste Grundstein den sie hatte. Ihr Liebling, ihr eigenes Kind. Sie führt sich wie meine Mutter auf, doch ich habe sie immer als hinterhältige Schlange gehalten. Dann irgendwann, war ich nicht mehr allein. Ich hatte solche Qualen durchlitten und Schmerzen. Aber nicht körperlich, sondern geistig. Meine Erinnerungen an meine Eltern wurden weniger und die anderen Kinder waren schon zu alt. Sie haben mich niedergemacht und nicht beachtet, wenn ich mit ihnen reden wollte, ich war wie abgeschottet, und das hat den kleinen Jungen zerstört. Ich musste stärker werden und ich musste aus meinen Fehlern lernen!

Ich habe mich irgendwie wieder zusammengesetzt, aber wie sagt man so schön, wenn etwas kaputt ist, kann man es zwar wieder reparieren, aber es ist nie wieder so wie vorher. Und so war es auch. Ich wurde abwesend und hatte vergessen, was Spaß bedeutet. Ich habe mich damit abgefunden, dass ich vergessen habe, wie die Welt draußen ist, und wie meine Eltern aussehen. Ich habe akzeptiert, dass ich alleine bleiben würde, denn ich war kaputt und nur noch für die hinterhältige Schlange von Nutzen. Dann irgendwann nach etlichen Jahren kam jemand neues zu uns, einer der so war wie ich! Einer der mich nicht ignoriert hat. Sam.

Hoffnung hatte ich keine, aber ich dachte, ich muss ihn darauf vorbereiten, was auf ihn zukommen wird. Er wurde mein bester Freund, doch ich war schon kaputt, und wollte ihm das alles nicht auflasten, also verbarg ich meine Veletzlichkeit hinter Mauern. Ich wollte für ihn stark sein und ihn stützen, wenn er meine Hilfe braucht. Ein paar Jahre später kam Scar zu uns und Sam schloss sie gleich in sein noch geschütztes Herz. Ich hatte es geschafft, seinen kleinen Jungen, in ihm drin, zu beschützen. Ich habe Scar ebenfalls geholfen, doch auch hier habe ich meine Mauer nicht einreißen lassen. Und dann kamst du.

Du hast einfach alles auf den Kopf gestellt. Du warst nicht weinerlich so wie Sam und Scar, nein du hast dich gewehrt. Du hast deinen Weg gefunden mit der Situation klar zu kommen. Auch wenn du es nicht glaubst, ich denke du bist eine starke Person, die es schaffen kann, hier raus zu kommen." somit endet seine Geschichte und er lässt müde seine Augen zufliegen und lehnt seinen Kopf hinten an den Container an.

"Ich..." ich bin einfach nur sprachlos. Seit er 8 ist, ist er bei der Schlange. Ich glaub es kaum.
"Wie alt bist du jetzt?" Frage ich ihn, als ich meinen Unglauben abgeschüttelt habe. "Ich bin 19." gibt er erschöpft von sich.
Ich reiße meine Augen auf. Seit 11 Jahren ist er schon bei der Schlange! Und ich werde schon nach fast einem Jahr verrückt!
"Musstest du schon oft Missionen machen?" Frage ich ihn unsicher, wie weit ich gehen kann, bevor er seine Mauer hochzieht und dicht macht.
"Ja, viele alleine oder mit Sam oder Scar."
"Warum hast du eigentlich so komisch geschaut, an meinem Tag als ich operiert wunde und fast gestorben bin?"
"Ich war nur überrachsst, dass jemand schon so schnell operiert wird. Meistens warten sie, bis sie wissen, was du bist. Dann entscheiden sie ob es nötig ist. Ich hab dich auch angesprochen, aber an dem Tag war ich ein bisschen gereizt und habe an früher gedacht. Ich kenn die Welt jetzt wieder, aber es ist nicht mehr das gleiche." antwortet er mir immernoch mit geschlossenen Augen.
"Verstehe." gebe ich zurück, schließe meine Augen und lehne meinen Kopf an den Container, genauso wie Jack.

"Oh nein du machst nicht deine Augen zu!" sagt mir Jack und schlägt mir leicht auf die Wangen.
"Lass den scheiß! Ich bin müde also lass mich!" gebe ich mürrisch von mir, aber das interessiert meinen Partner wenig. "Du kannst schlafen wenn wir zuhause sind."
"Zuhause? Hab ich dass den noch?" Frage ich müde. Meine Augen sind immernoch geschlossen. Ich könnte sie aufmachen, aber es ist schön, einfach mal zu entspannen.
"Zuhause ist da wo ich bin!" sagt Jack.

Ich reiße meine Augen auf und sehe, dass er vor mir kniet und sein Gesicht nahe an meinem ist. Dann grinst er und entfernt sich, bevor ich ihm eine Backpfeife geben kann. "Da ist sie ja wieder. Guten Morgen!" sagt er und lacht.

Ja mega witzig. Jack ist so ein Arsch! Er weiß genau, dass mich die romantische Scheiße aufregt!

Experiment Nummer 143Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt