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"Beginn in fünf..." durchatmen. "...vier..." ganz Ruhig. "...drei..." Du weißt was du sagen musst. "...zwei..." Für die Kinder und für die Freiheit. "...eins..."
"Hallo und herzlich willkommen bei dem besten Nachrichtensender dieses Staates." begrüßt die Frau vor mir auf einer andern Couch die Kamera, die vor uns steht. "Wir haben heute einen besonderen Gast bei uns. Im wahrsten Sinne des Wortes Besonders, aber dies sollte sie Ihnen selbst erklären." die Kamera schwenkt jetzt auch zu mir, während ich auf einer roten Couch sitze. "Wie heißen Sie?" fragt sie. "Ich bin 143. Und ja, dies ist wirklich mein Name. Er wurde mir von einer Person gegeben, die mich erzogen hat." Lüge, aber es ist besser als zu sagen, dass sie jetzt tot ist. "Okay. Was wollen Sie hier bei uns?" fragt mich die Frau zwar etwas irritiert, aber dennoch freundlich. Fassade, aber soll mir recht sein. "Wir haben Probleme..." ich wollte weiter reden, doch werde unterbrochen. "Wir?" "Ja, wir. Das 'wir' beschreibt meine 'Art'. Wir sind anderst und haben uns lange vor der Öffentlichkeit versteckt. Wir mussten uns die Kontrolle beibringen und Einfluss auf sie haben." erkläre ich ihr und den Zuschauern, die diesen Sender gerade einschalten. "Warum jetzt?" fragt sie weiter. "Das ist eine gute Frage. Wir haben einige Probleme und wenden uns an Sie. Genau Sie vor dem Fernseher." Ich blicke direkt in die Kamera. "Viele, wenn nicht alle denken, dass ich total spinnen muss, doch es ist nicht so. Wir und vorallem ich bitte Sie darum eine Spende für uns zu geben, damit wir etwas aufbauen können, um uns zu schützen und euch zu schützen. Es ist ein Geben und ein Nehmen." sage ich und hoffe innerlich, dass sie der Bitte nachkommen werden.

"Was meinten Sie vorher mit anderst?" "Wir haben kein Begriff dafür, doch wir haben Kräfte in uns. Wir wurden mit ihnen Geboren und wir haben gelernt sie zu kontrollieren." beantworte ich jede Frage von der Frau. "Ich habe keine Fragen mehr, doch ein paar Anrufer, für die die Leitung jetzt offen ist. Hallo, wer spricht da?" fragt sie ins Nichts und wir warten auf eine Antwort. "Hier ist Victor." antwortet eine Stimme, die ziemlich tief ist. "Hallo Victor, stellen Sie bitte Ihre Frage." "Natürlich. Ist das hier eine Kindershow oder was ist das hier?" Er klingt nicht wütend, sondern eher verwirrt. Ich schaue wieder in die Kamera und lächle kurz 'freundlich' auf. "Ich wusste, dass diese Frage kommen wird, deswegen haben wir hier ein Beispiel. Es ist einer von meiner 'Art' und er will Ihnen nichts tun. Schauen Sie genau hin, es ist keine Täuschung!" betone ich noch und schon Sekunden später sitzt Scar neben mir.

Wie sie habe auch ich etwas 'feines' an und sitze gerade auf der Couch.
Die Frau und auch die Leute, die hinter der Kamera sind geschockt. Dass alle nicht aufschreien ist ein Wunder. "Wir sind anders als die Menschen, versteht man es jetzt?" fragt Scar und lächelt ebenfalls freundlich. Bei ihr sieht es so einfach aus! Victor sagt jetzt nichts mehr und es ist still im Studio.

Scar und ich haben das Interview noch zu Ende gebracht und sind danach aufgestanden und gegangen. Die Anrufer wollten viel Wissen, wie es sein kann, dass nur wir so sein können und noch viele andere Sachen. Das ganze Interview hat drei Stunden gebraucht und man hat uns gesagt, dass sogar andere Leute des Staates dieses Landes eingeschaltet haben. Also sind die Einschaltquoten dementsprechend auch hoch gewesen.

"Hoffentlich hat es was bewirkt!" sagt Scar hoffnungsvoll und ihre Stirn bekommt Falten. "Das wird schon." rede ich ihr ein und wir laufen gerade die Straße entlang, auf der wir abgeholt werden. Wir haben mit Jack ausgemacht, dass er uns in einer Gasse hier abholen wird und uns wieder zu der Schule bringt. Immerhin brauchen wir auch noch eine andere Option und müssen diese noch vorbereiten. Wenn Ben das gesehen hat, dann wird er morgen losfahren, also brauchen wir einen Plan B, den wir nur noch den anderen sagen müssen.

Eine Autokollone kommt von vorne auf uns zu, welche immer langsamer wird, desto näher sie uns kommt. "Scar, geht zu Jack und führt Plan B aus!" sage ich. Scar blickt mich nur nochmal unsicher an, bis ihre Mine entschlossen wird und nickt. Schon ist die verschwunden und ich laufe alleine weiter den Weg entlang.

Der einzige der das sein könnte, ist Ben, aber der kann mir nichts anhaben, solange ich meine Kraft bei mir habe.

Die schwarzen Autos halten vor mir an und einige Männer mit schwarzen Anzügen steigen aus, welche mir sogleich auch den Weg versperren. Ich bleibe stehen und beobachte die ganze Situation. Sie blicken zu den Straßen und schauen sich die Umgebung genau an. "Gesichert." sagt dann einer der zehn Männer und einer von ihnen öffnet eine Autotür.

Ein etwas älterer Mann steigt aus. Ich würde ihn Anfang fünfzig schätzen. "Hallo 143." sagt er dann und kommt etwas näher auf mich zu. Ich blicke ihn nur misstrauisch an und trete etwas zurück. "Wer sind Sie?" Frage ich und ich bekomme ein herzliches Lachen von dem Mann als Antwort.
"Weißt du den nicht wer ich bin?" fragt er, doch ich schüttle nur langsam meinen Kopf. Er kommt mir bekannt vor, doch seit ich bei der Schlange war, bin ich nicht mehr so auf dem aktuellen Stand was die Öffentlichkeit angeht. "Ich bin der Leiter dieses Staates." sagt er und lächelt, wie es nur Großväter können.

Ich blicke ihn immer noch gleich an und warte auf eine Erklärung. "Ich bin vom Staat und wir haben entschieden ihnen zu helfen." sagt er und zeigt auf den Wagen. "Lass uns zur Botschaft fahren und dort alles weitere Besprechen." "Was ist der Hacken dabei? Warum wollen Sie uns helfen?" Frage ich irritiert und bin nicht ganz einverstanden mit seinem Angebot in den Wagen zu steigen. "Den besprechen wir auch in der Botschaft, in der wir sicher sind!"

Schlussendlich hatte ich nichts zu verlieren, also bin ich mit ihm mitgefahren. Es hat sich herausgestellt, dass es stimmte was er sagte, als wir vor der Botschaft angekommen sind und auch betreten durften.

"Also, was wollen Sie?" Frage ich ihn gleich, als wir in einem riesigen Besprechungsraum angekommen sind. "Ich möchte euch helfen oder eher der Staat." "Das habe ich schon verstanden, nur was ist der Hacken dabei?" Frage ich ihn und schaue mich im Raum um.

Es ist ein riesieger Tisch mit unzähligen Stühlen und mit der Flagge dieses Landes an der Wand. Ebenfalls mit bodentiefen Fenstern.

"Ihr seid besonders, das habt ihr uns vor laufender Kamera bewiesen." er macht eine Pause. "Der Staat will, dass ihr uns so zu sagen zur Verfügung steht. Wie du schon sagtest, es ist ein Nehmen und ein Geben." Ich blicke ihn wissend an. "Also wollt ihr uns so zu sagen als zusätzliche Soldaten." sage ich und bin jetzt schon nicht mehr begeistert. "Naja, wenn du das so sagt, hört sich das natürlich nicht so schön an, aber wir wollen euch als zusätzlichen Versicherung unseres Schutzes." umschreibt er das Wort geschickt, wie es jeder Politiker macht. "Ich kann das nicht alleine entscheiden." sage ich und er nickt sofort. "Wir können einen erneuten Termin ausmachen bei dem ihr uns eure Entscheidung sagt." "Uns?" Frage ich misstrauisch nach. "Ja, meinen Leuten und mir." "Von der Regierung?" Frage ich nochmals nach und bekomme ein nicken als Antwort. "Es werden auch Forderungen kommen, aber ich denke, es wäre kein Problem für euren Staat und euch." somit drehe ich mich um und laufe den Weg zurück, bis vor die Tür der Botschaft.

Vor der Türe Atme ich tief durch, bis ich meine Umgebung beachte. Um mich herum stehen lauter Reporter und Fotografen die alle von mir Fotos machen oder Fragen schreien.

Ich lasse meine Miner versteinern und will mich an ihnen vorbei drücken, doch sie versperren mir den Weg. "Was wollte die Bundesregierung von Ihnen?" "Was sind Sie?" "Wie viele gibt es von Euch?"

Keiner diesen Fragen beantworte ich, sondern suche nur einen Ausweg.

"Wo ist sie hin?" "Was ist gerade passiert?" Viele Fragen und ich blicke alle nur irritiert an. Sind die blind geworden oder so? Bis ich merke, dass es vielleicht Scar ist, die mich unsichtbar gemacht hat. Dann verschwimmt meine Sicht und schon stehe ich wieder auf dem Platz, den die Schüler ihr Heim nennen.

Experiment Nummer 143Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt