22.

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Gerade stehe ich vor einem Haus, welches ich lange als mein Zuhause bezeichnet habe. Erinnerungen kommen hoch. Sie versuchen mich zu brechen und zu ertrinken, doch ich halte dagegen und lasse sie verschwinden. Es ist nicht die Zeit dazu!

Die Waffe und die Messer, welche ich mit mir trage lasse ich an Ort und Stelle. Ich bemerke Jacks besorgten Blick, doch ich ignoriere ihn und gehe auf den riesigen Eingang zu, den ich schon so oft gesehen habe. Ich klingele nicht, sondern ich trete die Tür mit einem Mal auf. Die Tür kracht ein und kommt mit einem lauten Knall auf dem Boden auf. Sie sind zuhause, das weiß ich, weil beide Autos in der Einfahrt stehen. "Eltern, wo seid ihr?" rufe ich sarkastisch in den das Haus.

Da es schon dunkel wird, haben sie bestimmt das Licht an und diesem Schein folge ich. "Huhu." sage ich grinsend als ich in das Wohnzimmer komme und zusammengekauerte Eltern finde. "Familienzusammenkunft!" sage ich ironisch und gehe weiter in den Raum hinein, dicht gefolgt von Jack.

Ich weiß, dass er nichts unternehmen wird, er ist nur dabei, um mich zu unterstützen. "Wollt ihr nichts sagen?" Frage ich gespielt traurig und blicke in die Augen meiner früheren Eltern. Ihre Augen sind weit aufgerissen vor Schreck und ich sehe die Angst in ihnen glitzern.

"Wie...wie bist...wie bist du raus gekommen?" fragt der stotternde Mann vor mir, den ich früher einmal Vater genannt hatte. "Naja, das ist eine lange und lustige Geschichte." fange ich an zu erzählen und mache weiter, nur ich lasse Ben aus dem Spiel und dass wir noch Kinder in der Halle haben. "Aber..." kommt es von der Frau und ich schaue sie nur an. "Aber was?" Frage ich nach. "Du solltest doch tot sein!" sagt sie jetzt ohne zu stottern, aber mit etwas leiserer Stimme. "Tot? Nein, ich überlebe vieles." winke ich ab. "Soll ich euch mal meine Narben zeigen, die ich wegen euch habe?" Frage ich erfreut nach. "Sie haben mich stärker den je gemacht." sage ich monoton und mache den Anzug auf. Zum Vorschein kommen die vielen Narben, welche ich an meinem Bauch habe, ebenfalls auch am Hals und an den Schultern.

"Sieht doch schön aus nicht wahr?" Frage ich ironisch nach und fahre meine Narben entlang. Manche von ihnen sieht man kaum, weil sie nur oberflächlich sind, aber manche von ihnen sind hellrosa und stechen sehr hervor. "Was willst du hier?" kommt die Stimme des Mannes wieder. Dieses Mal kräftiger und deutlich wütender. "Ich wollte euch einfach mal besuchen. Ihr müsst wirklich keine Angst vor mir haben. Warum den auch, jeder verrät sein eigenes Kind doch mal und lässt es Jahre in einem Labor versauern an dem man Experimente an diesem durchführt." antworte ich ihm monoton, während ich den Anzug wieder zu mache.

Ja, es sind Jahre gewesen. Fast drei Jahre war ich im Labor und bin jetzt schon fast 21 Jahre alt. Es hat sich nicht einmal so lange angefühlt, weil wir jeden Tag den gleichen Ablauf hatten.

"Dann hast du uns jetzt gesehen und kannst jetzt gehen!" sagt wieder der Mann. "Normalerweise schon, aber wie ihr schon einmal sagtet, ich bin nicht normal." dabei fange ich an zu grinsen. "Wer will als erstes?" frage ich in die Runde. Stille. Doch dann wird mir die Entscheidung abgenommen, weil der Mann aufsteht, mit einem Messer in der Hand und auf mich zugeht.

"Vorbereitet. Schön zu sehen." sage ich sarkastisch und blicke ihm einfach nur in die Augen. Dort spiegelt sich Wut und Verachtung ab. Er kommt näher und näher, meine Wut immer mehr und mehr, doch ich halte sie zurück. "Einen schnellen oder schmerzhaften tot?" fragt er und lächelt leicht. "Die Frage sollte lieber ich dir stellen." und ich lasse die Wut frei.

Ich merke wie meine Augen sich verfärben, der Mann reißt seine Augen auf und bleibt sehen. Die Wut lasse ich nur langsam kommen, damit er definitiv einen schmerzhaften tot erleidet. Der Druck ist minimal, doch ich spüre ihn nur zu gut und er ist mir nur zu vertraut. "Du Schlampe!" kommt über seine Lippen, aus denen bereits Blut läuft. Genauso wie aus Nase, Augen und Ohren.

Ich erinnere mich an die Worte, die er immer früher zu mir gesagt hat, als ich noch kein 'Monster!' war. Es waren lieblich Worte und ich konnte mir nie vorstellen soetwas aus seinem Mund zu hören. Doch ich würde aus der Blase der Vorstellungen gezogen, als ich die Kraft gespürt hatte und ich mein erstes Opfer getötet habe. Und dann auch im Labor wurde ich wieder Zeuge, dass jeder Mensch, egal ob Eltern oder gute Freunde etwas böses in sich haben, dass sie nur gut verstecken. "Was hast du gesagt?" Frage ich gespielt unwissend nach. "Sch..." weiter kommt er nicht, den ich lasse ihn, bevor er das Wort aussprechen kann sterben. "Upsi." sage ich erschrocken und schaue dann zu der Frau, welche ihren toten Mann anschaut.

Sie schreit und will vom Sofa aufstehen, doch wird von Schmerzen überrollt. "Er wollte Schönheit sagen, nicht wahr?" Frage ich und grinse. "143, bitte komm wieder zu Sinnen." bittet die Frau unter Schmerzen, doch ich blicke mich nur verwirrt um. "Wer ist 143? Ich bin Harper, bin es schon immer gewesen." sage ich grinsend und erhöhe den Druck. "Bitte." fleht sie. "So schwach." sage ich noch und lasse auch sie sterben.

"Wer räumt dass den jetzt alles auf?" Frage ich immer noch gespielt traurig und schaue auf die zwei Leichen, welche vor mir liegen. "Lass uns gehn." kommt es nur monoton von Jack und ich merke seine Hände auf meinen Schultern. "Ich weiß, auch wenn du es nicht wahrhaben willst, haben sie dir etwas bedeutet." kommt es leise von ihm. Ich antworte nichts, sondern lehne mich nur nach hinten und Jack lehnt sein Kinn auf meinen Kopf.

Ich nicke irgendwann und gebe ihm so das Zeichen, dass wir verschwinden können. Meine Sicht verschwimmt und somit verblassen auch meine Gedanken an meine Erzeuger. Egal ob es schöne Erinnerungen waren oder nicht, alles lasse ich verschwinden.

Experiment Nummer 143Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt