Kapitel 62

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Yunus Sicht

,,Wohin fährt sie?!" Schrie ich meine Mutter an.

,,Yunus beruhig dich doch mal. Ich weiß es nicht. Sie haben mir nichts davon erzählt. Ich weiß nur das Zehra den Zug um 9:00 Uhr nimmt und für immer die Stadt verlässt" Antwortete mir meine Mutter.

Gespielt entspannt ging ich aus dem Esszimmer raus, aber innerlich kochte ich vor Wut. Warum willst du die Stadt verlassen Zehra? Warum?!
Sofort schnappte ich mir meine Jacke und fuhr ohne die Ampeln zu beachten zum Bahnhof, um Zehra aufzuhalten.
Sie soll nicht gehen sie-
Sie darf nicht gehen!
Sie darf mich nicht verlassen! Nein! Nicht so schnell.
Mein Herz brennt. Ein Gefühl, welches mir fremd war, machte sich in meinem Körper breit.
Ich bin fast da. Ich schaute ungeduldig auf mein Handy und bemerkte erst jetzt, dass der Zug in 5 Minuten abfährt. Scheiße!

,,Jetzt auch noch Stau!" Ich haute gegen die Hupe und parkte mein Auto in irgendeiner Ecke und rannte los.
Ich muss sie aufhalten.
Sie-
Sie darf mich nicht verlassen!

Am Bahnhof angekommen, schaute ich auf den Monitor, der mir ein Zug anzeigte, der in 2 Minuten abfährt. Das ist ihr Zug!
Welcher Gleis? Welcher Gleis?!
Ah da! Gleis 4.
Ich rannte die Treppen hoch und sah den weißen Zug. Das ist der!

,,ZEHRA!" Schrie ich durch den ganzen Bahnhof, sodass die Kälte als Rauch aus meinem Mund kam.
Ich lief zu jedem einzelnen Fenster in der Hoffnung Zehra würde dort sitzen. Als ich ihr wunderschönes Gesicht erblickte, blieb ich sofort stehen und haute gegen ihr Fenster.

,,Zehra bitte!" Ich sprach etwas lauter, da man mich wegen der Fenster Scheibe schlechter hören konnte.
Ich klopfte und klopfte an die Fensterscheibe bis sie mir in die Augen schaute. Aus ihren Augen flossen Tränen, die meine harte Schale zum schmelzen brachte. Dieser Anblick zerstört mich. Ich kann sie nicht weinen sehen.

,,Zehra du kannst mich nicht alleine lassen. Nimm meine Hand, wir schaffen es zusammen. Du wirst Gesund! Bitte Zehra, ich werde alles dafür tun dich Gesund zu machen,
du musst nur bleiben. Das...Das Geld werde ich dir besorgen, versprochen" Hauchte ich an die Scheibe, sodass sie beschlagen war. Ich wischte es weg, um ihr Gesicht zu sehen, doch sie blickte mich noch nicht einmal an.
Schau mich an Zehra!
Ich haute gegen die Scheibe, aber sie schaute mich nicht an.
Der Zug läutete was mich in Panik geraten ließ. Nein Nein Nein!!!

,,Zehra geh nicht...bitte. Vertrau mir, steig aus diesen Zug aus und nimm meine Hand.
Ich werde dich nicht sterben lassen!"
Sie schaute mich nicht an und nun fuhr der Zug los und ich fing an mitzulaufen.

,,ZEHRA GEH NICHT!" Schrie ich durch den ganzen Bahnhof und ihr Gesicht war schon weg.

,, ICH SCHWÖRE DICH DÜR IMMWR ZU" Konnte ich noch schreien und ich hörte auf zu laufen, da der Zug endgültig weg war.

,,Zu lieben..." Flüsterte ich vor mich.
Mein Herz raste unkontrolliert und meine Atmung wurde unregelmäßig.
Ich ging auf die Knie und der ganze Bahnhof war leer. Niemand, wirklich niemand war um mich herum. Ich fühlte mich einsam und allein.

,,Ich schwöre dich für immer zu lieben Zehra..." Flüsterte ich und haute eine Faust gegen den Boden. Ich hab es nicht geschafft. Sie ist weg.
Sie hat mein Herz genommen und ist endgültig weg.
Eine Träne floss über meine Wange.
Dieses Gefühl von Einsamkeit, Schwäche und im Stich Gelassen zu werden, zerstört mich grade immer  mehr. Schwäche, weil ich nichts dagegen tun konnte Zehra zu retten. Schwäche, weil ich ihr nicht sagen konnte was ich fühle. Einsamkeit, weil sie fort ist und nichts und niemand sie ersetzen kann.
Dieses Gefühl sie zu lieben, habe ich schon die ganze Zeit unterdrückt.
Ja ich liebe sie!
Und wie ich dich liebe Zehra. Noch nie habe ich so geliebt Zehra.
Schon seit dem ersten Tag, wusste ich das du etwas anderes wärst.

...

Nun bin ich zuhause angekommen. Meine Mutter machte die Tür auf und schaute mich verwundert an.
Sie wollte mich mit Fragen bombardieren, aber ich musste erst die Realität runterschlucken, weshalb ich ihr ein Zeichen gab, dass ich ihr später alles erkläre.
Im Zimmer holte ich mein Handy raus und rufte sie an. Geh ran Zehra geh ran!

,,Die gewählte Rufnummer ist nicht vergeben"

Krass Zehra. Krass das du alles schon vorher geplant hast. Ich suchte ihr Instagram Account, aber ihr Account wurde deaktiviert. Alles war Geplant.
Ich seufzte verzweifelt auf und machte mich auf den Weg zum Bad.
Ich stellte mich unter die Dusche und lies die Tropfen auf mein Körper herap fließen.
Mir kamen die ganzen Situationen in den Sinn, wo ich Zehra das erste mal im Bus sah. Ihre provokanten Sätze, ihre unschuldigen Augen, ihre schön duftenden Haare, einfach alles. Es ist alles meine Schuld. Ich habe sie gehen lassen. Wie konnte ich nur...
Ich weiß noch nicht einmal in welche Stadt sie gefahren ist! Meine Hände balten sich zu Fäusten und ich schlug gegen die Wand, bis sie anfingen zu bluten.
Ich schaute hoffnungslos auf meine Hände.
Warum bin ich so schwach? Warum bin ich so unfähig?! Warum bin ich so ein Mensch?! Schwach und zu nichts zu nutzen. Ein Leben welches mir mehr wert geworden ist, als mein eigenes konnte ich nicht retten.
Du...Du Yunus El-Zein, genau du, du hattest hohe Sprüche, hohe Erwartungen gegenüber dir selbst, aber ein Leben konntest du nicht retten. Ein Mädchen, welches dir viel bedeutet, konntest du nicht aufhalten. Ihr deine Gefühle zu gestehen konntest du nicht übers Herz bringen, so schwach bist du also.
Zehra's unschuldiges Herz leidet und das macht mich fertig.
Ich bin schuld dran, dass sie weg ist, das sie alleine ist! Ich stieg aus der Dusche und schaute zum Spiegel.

,,Yunus El-Zein" Ich schaute auf mich selbst und konnte mich selber nicht ansehen. Es steckt so viel Frust in mir.
Es sind gemischte Gefühle: Hass, Liebe, Einsamkeit, Schwäche, Leid und Schuldgefühle.

Ich weiß nicht welches Wort meine Situation am besten beschreibt, aber eins weiß ich, ich leide, ich leide und habe es verdient mit den Gedanken zu Leben, dass ich wegen Zehra schuldig bin.

Ich ging die Treppen meines Zimmers hoch. So ein Haus? So ein Name? Was bringt es mir? Ich hinterfragte alles, was ich sah, alles was mir bis jetzt nicht aufgefallen ist, alles was ich noch nie geschätzt habe. Es ist meine Schuld, dass sie die Operation nicht durchführen kann und das sie vielleicht sterben wird!

Ich öffnete meine Schublade und entdeckte dort das Bild, was ich ausgedruckt hatte. Das ist das Bild als sie genervt neben mir stand und ich sie grinsend anschaute.
Stumm schaute ich es mir an und setzte mich dabei auf's Bett.
Unkontrolliert tropfte eine Träne auf Zehra's Gesicht. Wie schwach ich doch bin.
Das ist mein Schicksal und ich muss versuchen damit zu leben.
Verzeih mir Zehra...

Das Kapitel ist zwar kurz, aber wir wollten euch nochmal Yunus Sicht zeigen.

An alle die denken das das Happy End immer näher kommt, ihr liegt falsch. Das ist erst noch der Anfang.
Vielleicht gibt es ein Happy End, oder auch nicht?
Das werdet ihr in der Zukunft erfahren :).

Wir hoffen euch hat das Kapitel gefallen!

Habibti ich schwöre dich für immer zu liebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt