Kapitel 6

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Kapitel 6

Toni parkte den Porsche vor dem Apartmentgebäude, stieg aus und suchte auf den Klingelschildern nach Henrys Namen. Erst da viel ihm auf, dass er seinen Nachnamen nicht kannte und auf den Schildern standen keine Vornamen. Doch er hatte Glück, denn die Tür ging auf und eine ältere Dame mit einem kleinen Hund trat heraus. Als sie Toni sah, schrak sie sichtlich zusammen. Doch Toni lächelte und fragte sie, ob sie Henry kenne. Die alte Dame sagte, dass er im fünften Stock, Wohnung 5F wohne, dann ging sie mit ihrem Hund schnell davon.

Toni bemühte sich gar nicht erst mit dem Aufzug. Er rannte die Treppe hoch, zwei Stufen auf einmal nehmend. Er fürchtete, wenn er stillstand und darüber nachdachte, würde er umkehren, sich wieder in sein Auto setzen und davonfahren. Mit klopfenden Herzen und leicht außer Atem stand er dann vor Henrys Wohnungstür. Sollte er wirklich? Was, wenn Henry es doch nicht so gemeint hatte? Was, wenn er sich getäuscht hatte? Doch Toni wusste, dass er das jetzt tun musste, sonst würde er den Mut verlieren. Also klopfte er an die Tür. Dann trat er einen Schritt zurück und wartete.

Eine Minute verstrich, ohne dass sich die Tür öffnete. Toni fuhr sich durch sein Haar und überlegte gerade, ob er noch einmal klopfen sollte, als er hörte, wie die Kette der Tür klirrte, als sie zurückgezogen wurde. Dann öffnete Henry die Tür. Er hatte geduscht, seine blonden Haare hingen ihm feucht um den Kopf und hatten sich leicht gekringelt. Barfuß, nur mit einer grauen Jogginghose bekleidet, stand er im Türrahmen. Toni stockte kurz der Atem, so umwerfend sah Henry aus. Henrys nackte Brust hielt seinen Blick gefangen und Toni musste sich bewusst zwingen, den Blick zu heben. Henry dahingegen runzelte verwirrt die Stirn. „Toni? Was machst du hier? Hab ich was in deinem Auto vergessen?"

Toni konnte später selber nicht mehr sagen, warum es das tat oder wie es passiert war. Aber anstelle einer Antwort machte Toni einen schnellen Schritt auf Henry zu, umfasste sein Gesicht mit seinen Händen und küsste ihn. Verdammt! Was tat er da nur? Was war in ihn gefahren? Er fühlte wie Henry sich versteifte, fühlte, wie er kurz überrascht zurückwich und Toni fürchtete, dass er einen Riesenfehler gemacht hatte. Doch dann wurden Henrys Lippen weich, er legte die Hände auf Tonis Hüften und erwiderte den Kuss. Es war, als ob er am Verdursten gewesen wäre und Henry ein Glas kaltes, frisches Wasser. Toni konnte gar nicht genug davon bekommen.

Als Henry seinen Kuss erwiderte, intensivierte er ihn, drückte Henry an den Türstock und presste seinen Körper an seinen. Henrys Finger krallten sich in sein Hemd und Toni fühlte, wie sein Herz noch schneller schlug und sich Wärme in seinem Bauch sammelte. Henry lachte leise an seinem Mund und ließ seine Finger höher wandern, zu Tonis Schultern, seinem Nacken. Er strich ihm über die weichen Haare dort und Tonis Knie wurden weich, als er Henrys Zunge an seiner spürte. Er wollte mehr, brauchte mehr! In dem Moment hörte Toni das „Pling" der Fahrstuhlkabine in seinem Rücken.

Er erstarrte und sprang hastig zurück. Schwer atmend, die Wangen gerötet, sah er zu Henry. Der lehnte sich seitlich an den Stückstock und verschränkte die Arme vor der nackten Brust. Er zog die Augenbrauen hoch und grinste frech. Aus dem Fahrstuhl stieg ein Mann, eine braune Tüte in der Hand. Er hob nicht einmal den Blick und schlurfte den Gang hinunter bevor er in seiner Wohnung verschwand. Toni stand still da, bis der Mann verschwunden war, dann sah er zu Henry. Der grinste noch breiter. „Wie es aussieht, hattest du etwas vergessen. Willst du jetzt mit reinkommen?"

Wollte er das? Toni wusste, wenn er jetzt zu Henry in die Wohnung ging, würde es nicht beim Küssen bleiben. Da war er sich sicher, denn sein Herz pochte und sein Bauch rumorte und er wollte so gerne seine Hände durch Henrys Haare streichen lassen. Es wäre das erste Mal seit Europa, seit er zurück war und seit er wieder für seinen Vater arbeitete, dass er mit jemandem intim wurde. Wenn er ehrlich mit sich war, hatte er ein wenig Angst. Angst sich zu öffnen, seine Barrieren abzubauen und sich gehen zu lassen. Dies war eine Kampf oder Flucht Situation. Er sah zu Henry, der ihn immer noch unverwandt ansah, mit funkelnden Augen. Und ohne T-Shirt. Toni schluckte.

Corleone - Anthony & HenryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt