Kapitel 20

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Kapitel 20

Auf dem Weg zu Henrys Wohnung hielt er an einem Supermarkt und kaufte einige Lebensmittel und eine gute Flasche Wein. Henry war erleichtert, als Toni ihm von seinem Gespräch mit Luca erzählte. Zwar konnte Toni Henry nicht die ganze Wahrheit erzählen, aber er blieb bei der Geschichte, dass seine erzkatholische Familie keine gleichgeschlechtliche Beziehung dulden würde und Luca deshalb versucht hatte, ihn zu beschützen. Aber während Toni immer noch unterschwellige Wut auf Luca verspürte, konnte Henry die ganze Sache jetzt als Panikreaktion eines besorgten Freundes abtun. Er musste sich keine Sorgen mehr machen, auf offener Straße überfallen zu werden. Und Henry gestand Toni, dass er ungemein erleichtert war, dass er Toni weiterhin treffen konnte.

„Es war schwer, dir nicht zu schreiben oder anzurufen", sagte Henry und lehnte sich auf der Couch zurück.

Sie saßen nebeneinander auf der Couch, vor sich die leeren Teller von dem Abendessen, dass Toni für sie gekocht hatte. Risotto mit Meeresfrüchten, grüner Salat und als Vorspeise Bruscetta mit frischem Basilikum. Henry nahm einen Schluck von seinem alkoholfreien Bier. „Es waren ja nur ein paar Tage, aber ich habe dich vermisst." Er sah mit einem schüchternen Lächeln zu Toni. Der fuhr mit den Fingern durch Henrys blonde Haare.

„Ich habe dich auch vermisst", sagte er und strich Henry behutsam über die aufgeschrammte Wange, wobei er aufpasste, die Wunde nicht zu berühren. Henry schloss die Augen und drehte sich so, dass er mit dem Rücken an Tonis Brust lehnte.

„Ich bin froh", sagte er, „dass das aus der Welt ist. Weißt du, Leo hat sich solche Sorgen gemacht. Erst hat sie mich stundenlang zugetextet, dass ich endlich wieder einen Freund brauche und sie wollte mich auf Grinder anmelden, nur um mich aufzumuntern." Er lachte kurz. „Und dann sieht sie mein Gesicht und denkt, ich wäre vor lauter Liebeskummer oder Stress in einen Fightclub eingetreten." Er schüttelte den Kopf.

„Du hast Leo von der ganzen Sache erzählt?" fragte Toni, während seine Finger Kreise auf Henrys Bauch malten. In seinen Armen zuckte Henry mit den Schultern. Er rutschte ein wenig auf der Couch herum, die für sie beide eigentlich zu klein war. Als seine langen Beine endlich bequem lagen, seufzte er erleichtert.

„Wir waren ja für Thanksgiving verabredet und als ich ihr abgesagt habe, kam sie einfach vorbei. So ist Leo, eine Naturgewalt die ein Nein nicht akzeptiert. Aber das ist es, was ich an ihr liebe. Irgendetwas musste ich ihr dann erzählen. Also hab ich ihr erzählt, dass ich die U-Bahntreppe hinuntergefallen wäre."

„Also hast du deine beste Freundin angelogen? Warum hast du ihr nicht einfach die Wahrheit gesagt?"

Henry zuckte mit der Schulter und drehte sein Bier in der Hand. „Ich dachte, so ist es einfacher. Ich wollte sie da auch nicht mit reinziehen. Außerdem wolltest du doch nicht, dass jemand von uns erfährt, oder?"

„Verstehe", sagte Toni und drückte Henry sanft an sich, immer auf die geprellten Rippen bedacht. „Es tut mir wirklich leid, dass das passiert ist, Henry. Wenn ich irgendetwas tun könnte, um es wieder gut zu machen, dann würde ich das."

„Och, da würde mir schon etwas einfallen", sagte Henry und stieß mit seinem bestrumpften Fuß an Tonis.

„Ach ja, und was?" fragte Toni und zog weiter sanfte Kreise auf Henrys Bauch. Henry nach allem was passiert war in den Armen halten zu können war beruhigend. Sein Körper war ein warmes, festes Gewicht an seiner Brust und Toni wollte in diesem Moment nirgendwo anders auf der Welt sein als in diesem kleinen Apartment in New York.

In seinen Armen zuckte Henry wieder mit den Schultern. „Du könntest mir zum Beispiel deinen schicken kleinen Porsche schenken."

Toni lachte. „Was? Meinen Porsche?"

Corleone - Anthony & HenryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt