Kapitel 14
Toni war kaum aus seinem Porsche gestiegen, als eine Stimme seinen Kopf herumfahren ließ.
„Mr. Garibaldi, schön Sie hier anzutreffen."
Er war so in Gedanken gewesen, dass er nicht aufgepasst hatte. Schon wieder! Er musste wirklich aufhören, immer so abgelenkt zu sein. Jetzt erst sah er den anderen Wagen, der ein paar Meter entfernt parkte. Der Mann der ihn angesprochen hatte war durchschnittlich groß und schlank, er trug einen Anzug von der Stange und war ganz offensichtlich ein FBI Agent. Toni konnte FBI Agenten aus drei Meilen Entfernung riechen. An seiner Seite stand ein Detective der New Yorker Polizei, der sich offensichtlich unwohl in seiner Haut fühlte. Er hatte seine Marke um den Hals hängen und seine Hand fuhr immer wieder nervös zu seiner Waffe.
Toni schloss den Wagen ab und ging dann auf die Tür zum Club zu. Der Agent passte ihn auf dem Weg dorthin ab. Anscheinend hatten sie auf ihn gewartet. Nach einem kurzen Blick zur Hintertür den Clubs blieb Toni stehen. Sein Herz pochte heftig in seiner Brust. Was wollte das FBI oder die Polizei von ihm? War etwas passiert? Hatte er bei irgendeinem seiner Geschäfte einen Fehler gemacht? Tonis Gedanken überschlugen sich, als er blitzschnell die letzten Wochen durchging, aber ihm fiel nichts ein, was diesen Besuch rechtfertigen könnte. Wenn sie gekommen wären, um mich zu verhaften, dachte er, hätten sie mehr Männer mitgebracht. Das beruhigte ihn etwas, aber nicht viel. Obwohl er innerlich aufgewühlt war, gab er sich nach außen ruhig und gelassen. Er setzte sein Standard Lächeln auf, distanziert aber nicht arrogant. Na gut, vielleicht etwas arrogant. Demonstrativ steckte er seine Hände in die Hostentaschen.
„Gentlemen, was kann ich für sie tun?"
Der Detective, ein kleiner Mann mit Bauchansatz und Halbglatze, antwortete ihm. „Sie sind Anthony Garibaldi, Eigentümer dieses Nachtclubs?"
„Manager. Das Corleone gehört meinem Vater."
Diesmal ergriff der Agent das Wort. „Vicenzo Garibaldi, richtig?" Als Toni nur nickte, wedelte der Agent mit der Hand, was wohl den ganzen Club einnehmen sollte. „Netter Club. Witziger Name."
Toni wusste, dass der Agent genau wusste, mit wem er es zu tun hatte. Daher zuckte er nur die Schultern. „Kennt jeder, bringt Kundschaft. Wollen Sie nicht reinkommen?" Er zog den Schlüssel aus der Tasche, öffnete die Hintertür und ließ die beiden Gesetzesvertreter in den Club. Besser sie unterhielten sich drinnen, als auf der Straße wo jeder mithören konnte.
„Sicher", sagte der Agent nur, bevor er Toni von Kopf bis Fuß musterte und dann den Club betrat. Dort sah sich der Agent in Ruhe um, sagte aber nichts. Toni ließ sich nicht leicht verunsichern, er kannte alle Verhörtechniken genau. Schweigen erzeugt ein Vakuum, das gefüllt werden will. Das wusste er, er wendete diese Technik gerne selber an. Deswegen tat er dem Agent nicht den Gefallen das Schweigen als erster zu brechen. Eine andere Regel von Verhören war, dass man nie etwas von sich aus ansprechen sollte. Lass immer die Behörden zuerst ihre Karten auf den Tisch legen. Daher holte Toni nur tief Luft und starrte die Männer mit seinem Standard Lächeln weiter an. Am Ende war es der Detective, der sich räusperte und das Wort ergriff.
„Mr. Garibaldi, ich bin Detective Rogers, das ist Agent McNamara vom FBI. Wir wurden von einem Angriff auf Sie informiert der gestern Abend, eigentlich heute in den frühen Morgenstunden, stattgefunden hat. Ist das korrekt?"
Daher wehte also der Wind, dachte Toni. Der Kampf bot dem FBI die Ausrede die es brauchte, um mit ihm zu reden. Aber woher hatte das FBI von dem Kampf erfahren? Er hatte gestern erfahren, dass sich Krankenhäuser nicht um Stich- oder Schnittwunden scherten, solange der Verletzte selber keine Anzeige erstatten wollte oder es offensichtlich war, dass es sich nicht um schwere Körperverletzung handelte. Vom Krankenhaus war das FBI daher nicht informiert worden. Und dieser Name, McNamara, war das nicht der gleiche Name, den sein Onkel vor Kurzen erwähnt hatte? Als es um das Abhören des Clubs ging? Scheiße...
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Corleone - Anthony & Henry
RomanceAnthony ist klug, sportlich, reserviert, liebt seine Designeranzüge und...ist in der Mafia. Nicht nur das, er ist der Sohn des Mafiabosses. Und er ist schwul. Was für ihn kein Problem ist, für die Mafia aber schon, denn Homosexualität ist eine Sünde...