Kapitel 16

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Kapitel 16

Der Morgen war grau und regnerisch. Toni wachte vor Henry auf. Er betrachtete Henry einen Moment und sein Herz wurde schwer. Henry hatte gestern recht gehabt. Toni hatte ihn in eine unmögliche Situation gebracht. Er hatte Henry gar keine andere Wahl gelassen, als Luca zu helfen. Und damit hatte Henry seine ganze Zukunft aufs Spiel gesetzt. Ohne Zulassung durfte man solche Verletzungen nicht behandeln, zumindest nicht, ohne Hilfe zu holen. Wenn das herauskäme, könnte Henry vom Studium ausgeschlossen werden. Damit wäre sein Traum Arzt zu werden vorbei. Und ganz allein Toni wäre Schuld daran. Jetzt konnte er nur hoffen, dass es niemand herausfinden würde. Toni schwor sich, es wieder gut zu machen. Noch wusste er nicht wie, aber er würde sich etwas einfallen lassen.

Henry blonder Schopf lag auf dem Kissen und Toni strich zärtlich eine Strähne aus seinem Gesicht. Dann fuhr er langsam mit dem Zeigefinder über Henrys Nasenrücken. Henry murmelte etwas, was Toni nicht verstand, doch er wachte nicht auf. Toni betrachtete Henry noch einen Moment, dann stand er auf. Leise ging er ins Wohnzimmer wo Luca auf der Couch schlief. Sein Gesicht hatte wieder Farbe angenommen und er schnarchte leise. Ermutigt, dass Luca es schaffen würde, kochte Toni Kaffee, dann öffnete er den Kühlschrank, doch er fand weder Eier noch Speck. Henry musste dringend einkaufen gehen. Er begnügte sich daher mit einer Scheibe ungetoastetem Toast und dem Kaffee in den er – ganz untypisch für sich – einen Teelöffel Zucker zum wachwerden mischte.

Er fühlte sich als hätte er zwei Tage nicht geschlafen. Die Vorkommnisse des letzten Tages bzw. der Nacht forderten ihren Tribut. Er hatte unruhig geschlafen, war ein paar Mal aufgewacht, weil er glaubte Schritte zu hören, doch da war nichts gewesen. Auch hatte er mehrfach nach Luca gesehen, da er befürchtete, sein Zustand könnte sich in der Nacht verschlechtern. Toni gähnte, dann nahm er sein Handy und scrollte durch die verpassten Nachrichten. Eine von Marcus wegen dem Drogendeal mit den Kolumbianern, ein verpasster Anruf von Juri, aber ansonsten nichts Wichtiges.

Er hatte gerade die Webseite der New York Times geöffnet um die Nachrichten zu lesen, als Henry aus dem Schlafzimmer trat. Er sah genauso zerknittert aus, wie Toni sich fühlte. Sein Haar stand auf einer Seite ab, auf der anderen war es plattgelegen, was ihm einen komischen Look gab, als ob er Schlagseite hätte. Henry ging zuerst zu Luca, sah sich den Verband an und prüfte seine Temperatur, dann ging er in die Küche und wollte sich gerade einen Kaffee einschenken, als Toni ihm einen Becher hinschob.

„Hier, wie du ihn magst."

„Oh, danke Toni", sagte Henry, gähnte und nahm dann einen großen Schluck. Er seufzte. „Genau was ich jetzt brauche. So stark, dass ein Löffel drin stehen bleibt."

Toni schenkte ihm ein müdes Lächeln, dann sagte er: „Komm her."

„Was, wieso?" fragte Henry, aber er tat wie ihm geheißen und schlurfte zu Toni herüber. Der fuhr mit beiden Händen durch Henrys blonden Haarschopf. „So, besser. Jetzt siehst du nicht mehr aus, als ob du in eine Steckdose gefasst hättest." Henry schnaubte. „Guck dich mal an." Dann fuhr er Toni über das stoppelige Kinn. „Du solltest mal überlegen, ob du nicht doch einen Rasierer hier deponieren willst." Dann grinste er schüchtern und gab Toni einen flüchtigen Kuss. „Obwohl, ich mags ja, irgendwie." Bei diesen Worten fühlte Toni wie ihm ganz warm wurde. Henry dachte also daran, dass er öfter hier übernachten würde. Auch nach dem, was gestern passiert war. Er zog spielerisch an einer von Henrys Haarsträhnen.

„Irgendwie, ja?" sagte er, dann erwiderte er den Kuss. „Du weißt noch, was das letzte Mal passiert ist, als du etwas „irgendwie" mochtest, oder?" Zur Antwort wackelte Henry mit den Augenbrauen. „Habs nicht vergessen."

In dem Augenblick gab es ein dumpfes Geräusch, dann stöhnte Luca auf der Couch und Toni schreckte zusammen. Luca! Den hatte er fast vergessen. Verflucht nochmal, er flirtete hier mit Henry und dabei lag Luca auf der Couch. Er stand schnell auf und beugte sich über die Rückenlehne der Couch. Luca versuchte gerade sich aufzusetzen, die Hand fest auf seine verletzte Seite gepresst.

Corleone - Anthony & HenryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt