Nachdem ich meinen Eltern alles erklärt hatte, was Evangeline mir gesagt hatte, sahen sie ein wenig skeptisch aus. Man sah ihnen an, dass sie sich erst untereinander beraten wollten, aber ich wollte das nicht. Ich wollte eine Antwort, und zwar so bald wie möglich. "Was meint ihr? Ich finde das toll." "Ist uns klar Evelynn. Aber ich weiß nicht, ob das nicht zu viel für dich wäre." "Och Mom, die Diskussion hatten wir doch schon. Ich werde das schaffen. Und ich wette, dass mir diese Sache gut tun wird." "Einverstanden. Du darfst dorthin." Ich riss die Augen auf und strahlte meine Eltern an. "Wirklich? Oh, ihr seid die-" "Unter einer Bedingung", mein Blick wurde misstrauisch, "wir wollen erst mal einen Probemonat, danach entscheiden wir, ob es dir gut geht." "Danke. Ihr seid wirklich die allerbesten." Ich freute mich so wahnsinnig, in ein paar Monaten schon würde ich eine fantastische Kämpferin sein. Zwar war ich auch jetzt schon ganz gut, aber eben noch lange nicht perfekt. Mit einem strahlenden Lächeln drehte ich mich in Richtung Treppe und ging hoch in mein Zimmer.
Dort angekommen schrieb ich Taylor sofort eine Nachricht: Ich darf! Wir treffen uns später.
Taylor war letztendlich noch total für die ganze Sache zu begeistern gewesen und jetzt wollte er sogar bein Evangeline einziehen. Er sagte, dass wir uns so öfter sehen würden, aber ich glaubte, dass der wahre Grund eher war, dass er so mehr Geld verdienen würde. Es war ja offensichtlich, dass man mit einem Security Job bei der Schweizer Garde nicht so viel verdiente, aber dadurch, dass Taylor zusätzlich noch Kosten für seine Wohnung, die zwar Eigentum der Garde war, ihn aber trotzdem etwas kostete, abdecken musste, hatte er noch ein Stück weniger Geld. Bei Evangeline würde er umsonst wohnen können, da sie mit ihrer Zauberei alle Kosten abdecken konnte. Ich glaubte allerdings nicht, dass sie viel für Strom bezahlen musste, denn es gab schließlich überall Kronleuchter mit echten Kerzen.Eigentlich hätte ich schon vor einer Viertelstunde bei Taylor sein müssen um ihm beim Umzug zu helfen, aber wie immer war ich zu spät. Er hatte gesagt, dass er auch allein packen konnte, aber mir war sonst sowieso langweilig. Und die Zeit verging doch sowieso schon langsamer, da ich mich schon auf Montag freute. Evangeline hatte das als meinen ersten Trainingstag angesetzt,damit sich alle darauf vorbereiten konnten. Worauf wusste ich allerdings nicht so genau. Taylor wollte schon Morgen dort einziehen und deswegen musste er jetzt alles in Kartons packen. Und ich hatte eine Nachmittagsbeschäftigung.
Taylor begrüßte mich mit einer Umarmung, er sah schon jetzt leicht gestresst aus. Seine Ärmel hatte er hochgekrempelt und in seinem kleinen Wohnzimmer standen schon ziemlich viele Kartons. Erst einmal war ich begeistert, wie viel mein Freund schon geschafft hatte, doch bei genauerem Hinsehen bemerkte ich dann, dass die Kisten noch leer waren. "Gute Arbeit Taylor. Wie ich sehe hast du die Kisten schonmal aufgestellt. Da brauch ich dir ja fast gar nicht mehr helfen." Meine Stimme quoll mal wieder über vor Sarkasmus. "Ach Lynn. Du bist doch hergekommen um mir zu helfen, dann kannst du doch jetzt auch mit anpacken." Ich verdrehte die Augen. "Ja, da hast du wohl recht. Aber du bist doch sonst nicht so faul." Taylor zuckte nur mit den Achseln. Wir fingen mit seinem Schlafzimmer an, aber die ganze Zeit über war es mir schleierhaft, wie wir einen solchen Umzug an nur einem Tag komplett hinbekommen sollten. Immerhin sparten wir uns die größeren Möbel, da mein Freund ja nur ein Zimmer für sich und ein Bad, das er sich mit einem anderen Jungen teilen musste, haben würde. Ich freute mich wahnsinnig darauf, Evangeline wiederzusehen, und ich freute mich schon darauf, Taylors neues Zimmer zu sehen. Aber erstmal musste alles sicher und ordentlich in den Kartons verstaut werden. Wir arbeiteten schweigend, aber ab und zu musste ich ziemlich lachen, zum Beispiel wenn ich wieder mal irgendetwas typisch Italienisches fand, was ich selbst nicht kannte. Taylor hatte in einer Ecke auch eine ziemlich komische Uhr stehen, bei der zu jeder vollen Stunde ein Vogel hervorkam und fröhlich zwitscherte.
Irgendwann klingelte es an der Tür und ich hob leicht erschrocken den Kopf. Taylor grinste. "Verwundert, dass irgendwer mit mir sprechen will?" "Wenn er nur mit dir sprechen wollte hätte er auch anrufen können." "Jaja. Ich geh mal aufmachen. Wir sind übrigens fast fertig." Zur Bestätigung das ich ihn gehört hatte, hob ich meinen Daumen nach oben. Seine Schritte entfernten sich und dann hörte ich, wie die Tür sich öffnete. "Hallo Evangeline." "Hallo mein lieber Junge. Ich bin hier, wie ausgemacht. Ist Evelynn schon da?" "Wohl eher immernoch", rief ich in Richtung Flur. Von dort aus kamen jetzt Taylor und Evangeline herein. "Hat Taylor dir bereits erklärt, was ich hier mache?" Ich schüttelte heftig meinen Kopf. "Also ich bin hier um Taylor die Kosten eines Umzugswagens zu ersparen. Wir haben besprochen, dass ich seine Sachen nach Brownsville zaubern werde. Das kostet relativ viel kraft, aber ich habe heute nichts mehr vor." Also würde ich Taylors neues Zimmer doch noch nicht sehen. "Ich verstehe dich nicht richtig. Was kostet Kraft?" ""Also Liebes, du weißt ja, dass ich fast alles irgendwie verzaubern kann?", während sie mir erklärte, was sie gemeint hatte, begann sie zu zaubern, "aber jeder Zauber saugt Kraft aus mir heraus. Das ermüdet ziemlich und kann im Schlimmsten Fall sogar zum Tod führen wenn man sich zu sehr verausgabt. Zum Beispiel kann ich durchaus einen Menschen mit meiner Magie töten, versuche ich es aber direkt danach wieder, würde ich selbst tot umfallen. Das unterscheidet mich auch von euch Ombré, mal ganz abgesehen davon, dass es viel mehr Ombré als Hexen gibt. Soweit ich weiß, leben zuzeit nur zwei auf Erden. Die andere Hexe verbirgt sich gut, da sie nicht gestört werden will", die ersten Kartons waren schon verschwunden und ich machte große Augen, "aber zurück zum Thema, uns unterscheidet, dass ihr so oft ihr wollt eure Magie anwenden könnt, eure Fähigkeiten aber begrenzt sind. Ich kann nahezu alles machen, habe aber nur eine bestimmte Menge an Kraft." "Verstehe." Dies also ein kleiner Exkurs zum Thema "reale magische Wesen". Ich musste Grinsen. So genau hatte mich das Ganze eigentlich nicht interessiert.
Das Klingeln erlöste mich. Die Zeit seit Taylors Umzug war schnell vergangen und heute war Montag. Der Montag meines ersten Trainingstages. Ich fragte mich, was ich heute wohl würde machen müssen und stand blitzschnell von meinem Pult auf. Als ich schon zur Tür eilte fing Zoe mich ab. "Hey, wollen wir heute was machen? Eis essen oder so?" "Ne, sorry. Ich würd ja gern, aber du weißt doch, dass ich auf dieser Schule angenommen worden bin und da ist heute Nachmittag erster Tag. Da muss ich hin." "Ok, na dann. Viel Spaß." Sie sagte es sarkastisch, da sie und alle anderen dachten, es wäre so etwas wie Nachhilfe für Psychos, aber mir war das egal. Ich war nur froh von hier wegzukommen und froh, dass ich heute meinen ersten Tag hatte und nicht erst morgen. Der Plan war nämlich eigentlich, dass ich montags, mittwochs und freitags zu meinem Therapeuten ging und an Dienstagen und Donnerstagen sowie am Wochenende trainieren. Mittlerweile war allerdings auch bei mir die Frage aufgetaucht, ob ich denn nicht lieber mehr Freizeit haben wollte. Ich stand jetzt schon seit einer Weile vor meinem Spind, als Ethan und Scarlett vorbeikamen. "Hey du. Viel Spaß heute. Immerhin bist du jetzt erlöst. Ich muss zu so einer neuen AG und Ethan hat noch Unterricht." "Tja, ich weiß nicht ob mein Schwetserherz da wirklich besser dran ist." Ich schlug Ethan mit der Hand in die Seite. "Natürlich bin ich das. Im Gegensatz zu euch freue ich mich nämlich darauf."
"Hallo Evelynn. Ich bin heute nicht für dich zuständig", Evangeline zwinkerte mir zu, "du hast oben im großen Saal Training. Allerdings brauchst du vorher noch deine Uniform." Na toll, hätte ich mir gar keine Sportsachen mitnehmen müssen.
Die rote Lederjacke sah toll aus und die Stifeletten hatten mir ja schon seit ich sie zum ersten Mal gesehen hatte gut gefallen. Es war wahrscheinlich die schönste Schuluniform, die es gab. "Na dann geh mal hoch." Ich rannte die Treppenstufen hoch und wunderte mich mal wieder über die Größe des Hauses, da es von außen fast winzig im Vergleich zu den ganzen Hochhäusern wirkte. Nachdem ich die Tür aufgestoßen hatte, blieb ich erst einmal stehen. Es waren mindestens dreißig Schüler anwesend, alle mit dergleichen Kleidung. Sie machten bgerade so etwas wie Zirkeltraining. Na super, ich würde direkt schon da versagen. Doch das, was mir gar nicht gefiel, war Robin, der vor ihnen stand und etwas demonstrierte. "Auch schon da? Du bist fünf Minuten zu spät." "Och Gott, Weltuntergang." "So solltest du besser nicht mit mir reden. Ich bin der Lehrer des Anfängerkurses. Also sei lieber nett zu mir." "Garantiert nicht. Ich bin hier um was zu lernen, nicht um nett zu dir zu sein." Robin ignorierte mich ab diesem Moment die komplette Stunde. Und abgesehen davon, dass ich am Ende vollkommen verschwitzt war und mir Muskeln wehtaten von denen ich nicht einmal gewusst hatte, dass es sie gab, hatte es mir nichts gebracht. "Hey, Evelynn. Übermorgen gibt's Einzeltraining. Freu dich schonmal." Super, das fing hier ja schon gut an.Unten an der Treppe fing Evangeline mich ab. "Und? Wie gefällt es dir bisher?" "Ehrlich gesagt, es geht so. Ich komme wie gesagt nicht so gut mit Robin klar. Ansonsten ist es aber cool. Darf ich Taylor noch besuchen gehen?" "Ja, natürlich. Geh nur. Viel Spaß. Musst du eigentlich zu einer bestimmten Uhrzeit wieder zu Hause sein?" "Nein, ich muss nur zu Hause bescheid sagen, wann ich komme. Sonst macht Mom sich ziemliche Sorgen." "Ja, das kann ich gut verstehen, bei allem was dir schon passiert ist." Mit diesen Worten verschwand sie hinter einer Tür.
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Hexenjagd
ParanormalDas ist der 2. Teil. (Der 1. Teil heißt Hexenflammen;) Was, wenn du von einer Sekte verfolgt wirst, die dich umbringen will? Was, wenn du kein Mensch bist und übernatürliche Kräfte hast? Was, wenn du von einer Hexe in eine andere Zeit geholt wirst...