24. Kapitel

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Die Hexe trat hinter mich und begann zu sprechen: "Ich muss noch kurz etwas in deiner Schule erledigen. Oder willst du, dass deine Abwesenheit auffällt?" Sie zwinkerte mir kurz zu und rauschte dann davon. "Irgendwie finde ich benimmt sie sich seltsam. So kindisch oder?" "Ach quatsch", Taylor sah mich an, "die versucht nur alles, damit du dich besser fühlst. Und jetzt sorgt sie sogar dafür, dass keiner dich vermisst." Sanft zog er mich an meiner Hand ins Auto, ging um ebendieses herum, ließ sich auf seinen Sitz fallen und fuhr los. "Du solltest dankbar sein und sie nicht auch noch anzweifeln." Angenervt kniff ich die Augen zusammen, "Ich würde sie niemals anzweifeln. Ich mache mir nur Sorgen. Und mal abgesehen davon weiß ich gar nicht, ob es so gut ist, wenn mir etwas passiert. Schließlich weiß dann auch keiner wer ich bin wenn mir etwas passiert. Und ich will nicht vergessen werden. Zumindest nicht so komplett." "Evelynn, jetzt machst du dir wieder unnötige Sorgen. Deine Eltern kennen dich doch noch. Sie denken nur eine plausible Erklärung dafür zu haben, dich nicht jeden Tag zu sehen. " "Ja ist ja gut. Du hast ja Recht. Ich mach mir halt nur so meine Sorgen." "Das weiß ich doch."

Als wir angekommen waren, hoffte ich aus ganzem Herzen, dass niemand da sein würde. Vielleicht war ich feige, aber ich wollte mich einfach nicht mit denen unterhalten. Aber um diese Tageszeit war es quasi unmöglich niemanden anzutreffen, immerhin hingen die Ombré hier auch nicht den ganzen Tag in ihren Zimmern. So gut es ging versuchte ich ihre Blicke zu ignorieren und durchquerte mit gesenktem Kopf die Halle. Auf den Treppen wollte ich schon losrennen um auf mein Zimmer zu kommen aber Taylor hielt mich an meiner Hand zurück. "Die Genugtuung willst du ihnen jetzt doch nicht gönnen oder?", flüsterte er so leise, dass nicht mal das rothaarige Mädchen, das direkt neben uns stand und sich mit ihrer Freundin unterhielt, verstehen konnte. Der Weg bis zu meinem Zimmer war ab da wesentlich angenehmer, denn wer blieb denn bitte vor der Tür seines eigenen Zimmers stehen wenn er auch hineingehen konnte? Mein Zimmer lag relativ hinten im Gang, was mich allerdings nicht vor Nachbarn bewahrte. Von rechts drang laute Heavy Metal Musik in mein Zimmer, von links hörte man immer mal wieder laute Stimmen. Taylor war mir nicht in mein Zimmer gefolgt, er war in sein eigenes gegangen um sich umzuziehen. Ich hatte die Zeit hier nutzen wollen, aber irgendwie gelang es mir bei der Geräuschkulisse nicht, mich auch irgendetwas zu konzentrieren.

Schließlich klopfte es und ich war mehr als erleichtert, dass Taylor mich endlich zum Essen oder für irgendwas anderes abholte. Ja okay, zugegeben hätte ich auch einfach zu ihn rübergehen können, aber manchmal siegte die Faulheit. Doch es war nicht Taylor, der vor der Tür stand, sondern Robin. "Hi. Ich wollte mal gucken ob du dich hier schon eingerichtet hast. Sieht ja nicht so aus." Er ließ seinen Blick langsam über meine kahlen Wände schweifen. "Hey! Ich wohn hier noch nicht so lange. Also zumindest nicht so, dass ich es mir hier hätte gemütlich machen müssen." ich lächelte ihn an. "Ja, aber-" Sein Handy klingelte. "Warte mal kurz. Da muss ich rangehen", sagte er mit einem Blick aufs Display. "Hey Alter. Was ist?"..."Nein! Ich krieg das schon hin."...."Ja, die erledige ich noch."...."Ich will doch auch keinen Stress mit irgendwem. Aber es gibt Sachen die muss man tun für das, an was man glaubt auch wenn es den Grundsätzen widerspricht" Robin warf mir einen kurzen, besorgten Blick zu, als hätte er gerade erst bemerkt, dass ich Anwesend war. "Ja, ist gut. Ich erledige das innerhalb einer Woche. Dann wird sie dich nie wieder belästigen können. Versprochen." Der Ombré legte auf. Irgendwie war mir das Lächeln vergangen, "Das klang ja so als wolltest du jemanden umbringen." Kurz huschte ein zutiefst geschockter Ausdruck über sein Gesicht, aber dann fing er sich wieder. Das hatte ich jetzt schon ein paarmal bei ihm beobachtet, aber verstehen konnte ich es nicht." "Was? Ich? Jemanden umbringen? Quatsch!" Sein Lächeln schien mir zu erzwungen um wirklich zu glauben, dass hier nichts im Busch war. Doch er versuchte das zu überspielen: "Warum ich eigentlich gekommen bin: Evangeline möchte mit uns beiden sprechen. Sie hat Neuigkeiten."

"Hallo ihr zwei. Schön dass ihr es einrichten konntet." Ich achtete nicht wirklich auf die Worte, die wohl ein Seitenhieb auf unser spätes Kommen zu sein schienen und sah mir ihr Gesicht an. Die Hexe sah müde aus, erschöpft, so als wäre sie einen Marathon durch ganz Miami gelaufen. "Was ist los mit dir? Du sieht schlecht aus Evangeline." Ein müdes Lachen war die Antwort. "Weißt du Evelynn, das mit der Magie ist nicht so einfach. Jeder Spruch den ich nutze braucht etwas von meiner Kraft auf. Das ist ja auch der Grund warum ich nicht einfach in eines der Iram Vindicem Quartiere spaziere und die da einfach alle so verzaubere, dass sie sich nicht mehr an ihre bösen Machenschaften erinnern können. Nicht einmal die Hälfte von ihnen würde ich hinbekommen. Ganz zu schweigen davon, wenn ich gewungen wäre diese Leute zu töten. " "Das konnte ich ja nicht wissen. Wenn ich die Schatten rufe, dann passiert mit meiner Kraft nichts." "Das stimmt. Ich habe es dir ja auch nur erklärt. Aber kommen wir nun zum Grund, warum ich euch hierhin gerufen habe. Evelynn ich möchte dir mitteilen, dass ich es angesichts der Umstände für sinnvoll halte dich deine Prüfung wiederholen zu lassen. Wenn du auf der Suche nach deinem Bruder gerätst, sollst du dich verteidigen können und das wird nur mit deinen Dolchen gelingen. Und die wiederum bekommst du nur, wenn du diese Prüfung bestehst." Bis zu diesem Punkt hatte ein breites Lächeln auf meinen Lippen gelegen, aber jetzt verabschiedete es sich langsam. "Ja, aber letztes Mal bin ich doch auch durchgefallen!" "Genau. Und deswegen musst du jetzt noch einmal mehr mit Robin trainieren. Am besten die ganze Zeit. Die Prüfung ist übermorgen, da sonst viel zu viel Zeit vergeht." "Was? Zwei Tage? Das ist doch unschaffbar!" "Unschaffbar wäre es wenn du keine Grundkenntnisse hättest. Aber das letzte Mal bist du nur haarscharf durchgefallen. Wenn du jetzt nur ein kleines bisschen besser bist..."

"Nein! Du wirst nicht noch mehr Zeit mit diesem Kerl verbringen! Ich kann dir das genauso gut beibringen." Ich musste grinsen, "Du weißt aber schon, dass du einfach mal so gar keinen Grund hast eifersüchtig zu sein oder?" "Ich hab sehr wohl einen Grund dazu wenn dieser Kerl die ganze Nacht bei dir ist." "Ach Gott", ich verdrehte die Auegn, "Wenn du willst kannst du dich ja dazu setzen. Ist mir egal. Da würde nämlich eh nix passieren. Aber ich versteh einfach nicht warum du-" Es klopfte. "Ja bitte?" Robin steckte den Kopf zur Tür herein und lächelte mich an. "Kommst du jetzt trainieren? Sonst schaffst dus nicht." Er zwinkerte und ich wusste, obwohl ich ihm den Rücken zugekehrt hatte, dass mein Freund sich anspannte. Auch Robins Blick glitt nun zu ihm herüber. "Hey, wenn du magst kannst du ja auch helfen. Schaden kann es dir nicht." Erleichtert dabei sein zu können, ohne Robin gegenüber wie ein zu eifersüchtiger Freund (der er ja gewissermaßen war) dazustehen, ging er voller Tatendrang voraus.

"Ausweichen!" Taylor nervte. Dauernd gab er mir Anweisungen die in meiner aktuellen Situation einfach nicht auszuführen waren. "Jetzt Ducken!" Na super, wenn er laut aussprach was ich als Nächstes zu tun gedachte, verriet er Robin meinen nächsten Schritt und machte Gewinnen für mich unmöglich. Nachdem ich dreimal hintereinander auf der Matte gelandet war,  bat ich um eine Pause. Beim Trinken sah ich Taylor böse an, damit er kapierte, dass seine Kommentare alles andere als hilfreich waren. Ob er das bemerkte oder nicht, sein Gesichtsausdruck war belustigt. Und das lag an meiner Unfähigkeit. "Und Evelynn, freust du dich schon auf deine Dolche und den Zauber?" "Zauber? Welchen Zauber denn?" Meine Neugier war geweckt. Taylor grinste leicht böse: "Vielleicht einer, der dir endlich irgendwelche Kampfkompetenzen beschafft." "Idiot" Unser Lachen schallte durch den ganzen Raum bis Robin endlich antwortete, "Das darf ich dir nicht verraten, sonst ist der Zauber nicht mehr so eindrucksvoll. Aber ich denke du wirst dich freuen und du wirst uns Ombré ein bisschen besser verstehen." "Interessant." Jetzt konnte ich es noch weniger abwarten meine Dolche in der Tasche zu haben. Allerdings musste ich dazu erstmal die Prüfung bestehen.

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