19. Kapitel

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Ethan tauchte nicht auf, den ganzen Tag nicht. Meine Eltern waren wütend, sowohl auf mich, als auch auf meinen Bruder. Deswegen hatte ich auch ein bisschen Angst als ich nachmittags vor der Haustür stand und meinen Eltern erzählen musste, dass nichts normal war und er nicht einmal bei Scarlett übernachtet hatte. Im Prinzip war mein Bruder ja schon volljährig, doch natürlich waren sie besorgte Eltern und wollten deswegen wissen wenn wir die ganze Nacht wegblieben. Mit einem tiefen Seufzer schloss ich auf. Mom sprang auf, sie erwartete Ethan. Als ich alleine hereinkam veränderte sich ihr Blick. Deuten konnte ich es nicht wirklich, aber es sah ein bisschen besorgt aus. "Mom, Ethan war nicht bei der Übernachtung. Er ist hier losgegangen und nie dort aufgetaucht. Und er war nicht in der Schule oder hat sich sonstwie blicken lassen. Scarlett und ich haben rumgefragt. Keiner weiß wo er ist." "Was sagst du da?" Dad fasste mich an den Schultern und sah mich eindringlich an. "Bist du dir da ganz sicher?" "Michael, wir müssen die Polizei rufen!" Mom glaubte mir aufs Wort und war ziemlich ängstlich. "Ja. Ich rufe da gleich an. Aber vorher, Evelynn: Das macht ihr ganz sicher nicht damit wir nicht mehr sauer auf euch sind?" "Nein?!" Eine Träne lief über meine Wange. "Ich weiß echt nicht wo er ist! Und jetzt macht doch irgendwas." Endlich schien mein Vater mir zu glauben und nahm das Telefon in die Hand.

Es erschienen zwei Polizisten. Wir hatten gerade ein Verschwinden gemeldet und es kamen genau zwei Polizisten?! Die redeten mit meinen Eltern und fragten, wie wir auf die Idee kamen, dass Ethan etwas passiert sein konnte. Das war der Punkt an dem ich mich einbrachte. "Weil ich schon einmal von einer Gruppierung verfolgt wurde. Da musste ich quasi flüchten und meine Eltern haben sich ziemliche Sorgen machen müssen. Und jetzt ist mein Bruder verschwunden. Da können sie sich sicher vorstellen, dass wir hier nicht ganz unbeschwert durch die Gegend hüpfen." Gegen Ende war ich unhöflich geworden, das wusste ich selbst. Der eine Polizist allerdings sah nur bedingt erstaunt aus und lächelte amüsiert. Dieser Kerl nahm mich nicht ernst! Der andere kannte seinen Kollege anscheinend gut genug um dies zu verstehen. "Wann ist ihr Sohn denn verschwunden?" "Heute Nacht. Er wollte zu seiner Freundin gehen", ja, ich hatte beschlossen das leugnen zu vergessen. Das kaufte mir sowieso niemand ab, "und ist dort nie angekommen. Das hat sie mir heute Morgen erzählt. Und mitgeteilt wo er ist hat er auch seinen Freunden nicht." "Dann können wir aber leider erst nach 24 Stunden etwas tun. Zuvor sind uns die Hände gebunden. Melden sie sich dringenst noch einmal bei uns." Damit gingen sie und ließen eine ziemlich wütende Familie Donelly zurück. "Nicht zu fassen!" Ich rastete aus, aber meine Mutter, die Tränen in den Augen hatte beruhigte mich. "Lass uns doch hoffen dass er noch auftaucht." "Daran glaubst du doch selbst nicht!" Ich riss mich los und verbarrikadierte mich in meinem Zimmer. Natürlich wollte ich hoffen, es wäre unmenschlich ihn sofort für entführt oder tot zu halten. Ich schrieb Taylor und rief Scarlett an. Die war vollkommen fertig, genau wie ich, und redete nicht halb so viel wie sonst.

"Darf ich reinkommen? Oder willst du mich auch nicht sehen?" Ach Taylor. "Natürlich darfst du reinkommen. Er schloss die Tür und nahm mich sofort in die Arme. Ich konnte es nicht mehr aushalten und heulte los. Mein Freund hielt die Klappe und strich mir über den Rücken. "Der taucht schon wieder auf." Ich machte mir nicht die Mühe zu antworten sondern legte meinen Kopf an seine Schulter.

Irgendwann musste ich eingeschlafen sein, denn dieses Haus hier war definitv nicht zeitgemäß. Mir war  zwar nicht sofort klar was hier geschah, aber er schien als stände ich in einer Küche des 16. Jahrhunderts. Nichts Außergewöhnliches zu sehen, nur eine junge Frau die hochschwanger am Herd stand und kochte. Ihr Mann saß auf einem Stuhl am Küchentisch und sah ihr zu. Diese Idylle sollte gestört werden, und das auf eine höchst furchtbare Art und Weise. Die Inquisition klopfte an die Tür und betrat ohne weitere Erlaubnis das kleine Haus. "Mary Sullivan? Frau von Geoffrey Sullivan? Wohnsitz in Silverstone?" "Alles zutreffend. Was wollt ihr von mir?" Die junge Frau hob trotzig ihr Kinn an und sah den Männern direkt in die Augen. "Sie werden von Metzger Michaelson beschuldigt eine Hexe zu sein und mit dem Teufel zu verkehren." Dabei sah er diese Mary nicht einmal an, sein Blick ruhte allein auf ihrem Mann. "Das ist nicht wahr. Ihr beschuldigt meine Frau?  Wie könnt ihr es nur wagen? Ich bin aus gutem Hause. Wieviel wollt ihr?" "Ihnen sollte bekannt sein, dass wir uns nicht bestechen lassen. Wenn ihre Frau unschuldig ist wird sich das schon noch erweisen." "Wann denn? Bei einem fairen Prozess? Ihr wisst genau so gut wie ich mein Herr, wenn ihr sie nun mit euch nehmt, wird sie nie zu mir zurückkehren. Und auch das Kind wird sterben." "Es ist verständlich, dass sie nicht glauben wollen, dass ihre Frau zu der Brut Satans gehört, aber wir haben Beweise und zudem wird sie natürlicherweise einer Probe unterzogen werden. Wir sind zehn bewaffnete Männer also geben sie ihre Frau auf."  Damit packte er Mary und nahm sie mit sich.

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