"Also wir brechen hier jetzt wirklich in die Schule ein?" Taylor verdrehte sichtlich genervt die Augen. "Ernsthaft?! Das hatten wir doch schon. Du bist hier Schülerin, es ist notwendig. Blabla. Okay?" "Ja ist ja gut. Dann geh jetzt aber auch. Es ist auffällig wenn wir hier noch länger rumlungern." "Gott, jetzt drehst du völlig durch. Wir lungern nicht rum, wir sitzen an einer Bushaltestelle und gucken zur Schule um herauszufinden, ob da jemand ist. Was ich von Anfang an für unnötig gehalten habe, da es Samstag ist verdammt!" Ich grinste, er war also auch ein bisschen nervös. "Und jetzt gehen wir, weil es ja Samstag ist und sich niemand dadrinnen befindet und dann kannst du dich wieder beruhigen okay?" "Ihr zwei übertreibt. Definitiv." Lysander saß auf der Bank und beobachtete begeistert die Autos. Jep, er hatte unbedingt mitkommen wollen und auf meine besorgte Frage, ob er denn nicht auffallen würde (Ja, das war mir eigentlich total egal, ich hatte ihn nur nicht mitschleppen wollen), hatte er geantwortet, dass Evangeline ihnen allen einen Zauber auferlegt hatte, der die Goblins für Menschen wie Kleinkinder aussehen ließ. Na super, und wir sahen hier aus wie eine kleine, junge Familie. Deswegen hatten die Leute eben auch so komisch geguckt. Frechheit! Das hätte ja auch mein kleiner Bruder sein können, oder so.
Ohne dass ich es bemerkt hatte, waren Lysander und Taylor zum Tor geschlendert und hatten es aufgeschoben. Jetzt warteten sie darauf, dass ich mich erhob und ihnen folgte, immerhin war ich ja die Einzige, die genau wusste, wo es hinging.
"Jetzt rechts. Die Tür zur Klasse sollte offen sein. Oh man, da hab ich ja noch gar nicht drüber nachgedacht. Was machen wir denn, wenn hier zu ist? Dann müssen wir zurück nach Brownsville und Evangeline holen. Gott, das wäre ja mal superpeinlich." "Probiers doch erstmal aus. Dann kannst du dich immernoch verrückt machen." Irgendwie brachte dieser Goblin es fertig, die Ruhe selbst zu sein, obwohl wir hier doch gerade einen Einbruch begingen. Direkt korrigierte ich mich, Nein, kein Einbruch, ich ging ja hier zur Schule.
Allerdings hatte Lysander vollkommen recht. Die Tür war offen und so konnten wir einfach eintreten. Sofort sprintete ich zu meinem Platz und griff in die Ablage unter dem Tisch. Hätten die den Zettel nicht einfach in mein Schließfach werfen können? Wäre wesentlich einfacher zu holen gewesen. Ich griff zwischen alle Bücher, das Wörterbuch und die Hefte und verfluchte mich innerlich dafür, dass ich immer zu faul war, und meine Sachen nie in den Spind räumte. Als ich alles abgesucht, aber immernoch nichts gefunden hatte, drehte ich mich ratlos zu den Beiden um. "Was jetzt?" "Guck nochmal nach. Du hast bestimmt nicht richtig gesucht." "Dann guck du doch mal. Wenn ich einmal zu blind war, bin ich es sicher auch ein zweites Mal." Seufzend trat Taylor vor, griff einmal kurz unter den Tisch und drehte sich dann mit erhobener Augenbraue wieder zu mir. In der Hand hielt er einen kleinen, zusammengefalteten Zettel. "Ernsthaft?" Das Grinsen konnte er sich nur schwer verkneifen. "Wo hast du den denn jetzt her?" "Der war oben am Tisch festgeklebt. Hast wohl nicht überall gesucht, was?" "Ich ignorierte sein Kommentar völlig und riss ihm das Blatt aus der Hand.Wir nähern uns den Hexen und der Hexerei. Sucht an dem Ort über dem der Halbmond steht und der für die Voodoo Kultur bekannt ist.
Super, und das war jetzt wo genau? Hätten die da nicht einfach Las Vegas draufschreiben können? Oder New York? Oder San Francisco? Nein, es musste so ein bescheuertes Rätsel sein! "Ich fass es nicht! Wo gibt's denn hier Voodoo?", Lysander war völlig aus dem Häuschen und hüpfte über die Tische. Der machte wohl wirklich gerne Sport. "Hier doch nicht Lysander. Ich glaub ich hab eine Ahnung wo wir hinmüssen. Aber dann würden die uns ja tatsächlich durch ganz Amerika schicken. Bescheuert!" Taylor, Ernsthaft? Nur so eine blöde Andeutung, "Und wo müssen wir jetzt hin?" "Später. Erstmal hauen wir jetzt hier ab. Du hast mich mit deinem Einbruchsscheiß angesteckt und ich will nicht von irgendeinem Hausmeister erwischt werden." Schnell verließen wir das Gebäude und kehrten unbemerkt -zum Glück!- nach Brownsville zurück. Als wir hereinkamen lief Lysander erstaunlich schnell für diese kurzen Beine und ohne ein Wort davon. "Was war das denn jetzt? Wollte der nicht die ganze Zeit mitkommen und ja nichts verpassen?" "Egal. Lass ihn. So kriegen wir wenigstens etwas Ruhe." "Hey, schon wieder da? Das waren ja gefühlte zehn Minuten." Ich verdrehte die Augen. "Robin. Lass den Quatsch. Ich weiß, dass das ziemlich lange gedauert hat, aber wir mussten ja auf Nummer sicher gehen." Mit hochgezogenen Augenbrauen sah der Ombré mich an. "Auf Nummer sicher? Du bist eine Ombré? Du hättest dich einfach unsichtbar machen können und dann ohne Stress da rein spazieren können." Oh, auf die Idee war ich gar nicht gekommen. Stimmte tatsächlich. Falls nochmal so eine Aktion nötig war, würde ich das auch so machen. "Ja genau. Robin, du meinst also, ich soll sie alleine da rein marschieren lassen? Da könnten Iram Vindicem auf sie warten. Und mal ehrlich, sie mag zwar gut genug sein um Dolche zu besitzen, aber gut genug um fünf oder mehr Iram Vindicem gleichzeitig zu besiegen ist sie noch lange nicht." "Na danke auch Taylor. Ich steh direkt neben euch." Das wollte ich mir echt nicht länger anhören, also stapfte ich die Stufen hoch und direkt in Evangelines Arbeitszimmer. "Hey. Wir sind wieder da." "Gut. Und habt ihr den Hinweis?" "Ja, wieder nur so ein blödes Schnitzeljagd-Teil. Ich frag mich echt, was die sich dabei denken." "Was steht denn drauf?" Langsam hob ich den Zettel und übergab ihn ihr. "Mhh, habt ihr schon nachgedacht, was das bedeuten könnte?" "Ja, also Taylor meint, er wüsste, wo das wäre. Aber ich hab keine Ahnung. Und der zofft sich unten gerade mit Robin darüber, ob ich alleine ein Gebäude betreten kann." Die Tür öffnete sich und Lysander trat ein: "Tut mir leid, aber ich hab die Kuchenzeit verpasst als ich mit euch weg war und heute gab es Schokokuchen." Ein Lachen konnte ich mir nur schwer verkneifen. "Ja, das sehe ich. Du hattest anscheinend noch keine Zeit dich sauber zu machen." Sein ganzer Mund war mit Schokolade vollgeschmiert, die er sich nun, nach meiner Bemerkung, mit der Zunge ableckte. Gott, war der kleine Kerl süß! Als der gesamte Schokoladenrest verschwunden war, fing er wieder an zu reden und ja, Die Hexe und ich hatten ihm dabei zugesehen und ganz vergessen weiterzureden. "Also ich weiß jetzt wo wir hinmüssen. New Orleans", verkündete er mit einem stolzen Grinsen, "die Voodoo Kultur ist dort schon immer sehr ausgeprägt. Was das mit dem Halbmond soll verstehe ich allerdings nicht so richtig." "Vielleicht sollten wir mal im Internet nachgucken. Da steht bestimmt was. Allerdings, wenn die uns wirklich in New Orleans haben wollen, wie kommen wir da so ohne Geld hin? Klar Taylor verdient was, aber das braucht er ja selbst." "Evelynn. Ich bin unsterblich und da sammelt man so einiges an Geld. Eine kleine Reise nach New Orleans ist da nicht wirklich ein Problem. Speziell hellseherische Fähigkeiten sind nützlich. Ich weiß immer, worein ich investieren sollte. Ansonsten würde ich einfach Gedächntnisse verändern, aber ich gedenke nicht, mit euch mitzukommen, also gestaltet sich das schwierig." Sie hatte mittlerweile das Internet geöffnet und las sich die Seite durch: "Also von Voodoo Kultur steht hier recht viel. Einen Halbmond kann ich allerdings nirgendwo entdecken." Ich stellte mich hinter sie und las mit. Plötzlich fiel mir etwas auf. "Moment mal. Da steht bei Spitznamen "Crescent City". Ich mein, wenn man da noch ein "moon" dransetzt und "city" wegnimmt, wären wir bei Halbmond. Ist natürlich weit hergeholt, aber dann könnte es stimmen." "Ja, ganz sicher können wir natürlich nicht sein, aber das scheint mir eine plausible Erklärung. Was hältst du davon, wenn wir euch für Montag einen Flug buchen?" Einen Flug? Ich sollte mich wieder in so ein Teil setzen? "Ich persönlich fände Zug ja wesentlich besser." "Aber das dauert doch viel länger! Wir haben Zeitnot." "Quatsch, so viel länger dauert das bestimmt nicht. Und außerdem, also, ich hab Angst zu Fliegen. Das gefällt mir nicht, so hoch oben und um mich rum nur Luft." Ein kleines Lächeln glitt über die Lippen der Hexe. Also, falls du es noch nicht bemerkt hast, um dich herum ist meistens nur Luft." Darauf erwiderte ich nichts, sie wusste, wie ich das gemeint hatte.
"Nun gut. Dann eben eine Zugfahrt. Montagmorgen geht's los. Ich würde vorschlagen, dass du packen gehst", als ich schon fast aus der Tür und auf dem Weg zu Taylor war (um ihm alles zu erzählen) fiel ihr anscheinend noch etwas ein, "Du nimmst Lysander und Taylor mit, richtig?" Vermutlich musste Lysander mitkommen. Schließlich sollte er mich ja irgendwie beschützen können. Also nickte ich schicksalsergeben.Robin hatte uns zur Miami Central Station gebracht und wartete jetzt mit uns auf den Zug. Als er endlich in den Bahnhof fuhr, umarmte er mich, einen Tick zu lang, und grinste dann Taylor an. "Viel Spaß ihr zwei. Ich hoffe ihr kommt an einem Stück zurück. Evangeline hat gesagt, sie würde über Träume mit dir kommunizieren, also sieh zu, dass du wenigstens ein bisschen Schlaf bekommst." Dann ging er, vermutlich mit sich selbst sehr zufrieden, wieder zu seinem Wagen. Taylor seufzte, "Gut, dass ich den jetzt erstmal nicht mehr sehen muss. Und jetzt ab in den Zug ihr zwei!"
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Hexenjagd
ÜbernatürlichesDas ist der 2. Teil. (Der 1. Teil heißt Hexenflammen;) Was, wenn du von einer Sekte verfolgt wirst, die dich umbringen will? Was, wenn du kein Mensch bist und übernatürliche Kräfte hast? Was, wenn du von einer Hexe in eine andere Zeit geholt wirst...