"Mom? Dad? Ich muss mal mit euch reden. Und zwar wisst ihr ja, ich gehe trainieren. Und bei meiner Mentorin ist ein Brief angekommen. Der war von jemandem, der Ethan entführt hat und-" "Du meinst dein Bruder ist nicht tot?" Meine Mom klang so begeistert als hätte sie erfahren, dass er die ganze Zeit schon im Haus um die Ecke saß. "Ja Mom. Und die Hex- Evangeline hat auch eine Ahnung wer das gewesen sein könnte. Deswegen werden Taylor und ich nach diesen Leuten suchen. Evangeline meint das könnten wir schaffen." Okay, das Letzte war eine Lüge gewesen. Die Hexe wollte uns auch nicht wirklich gehen lassen, wusste aber, dass es nötig war. "Aber Evelynn! Das geht nicht. Sowas ist doch viel zu gefährlich. Wir rufen einfach die Polizei an. Dich lassen wir nicht gehen. Mag ja sein, dass dein Freund gut genug dafür ausgebildet ist, aber du gehst noch zur Schule!" Dad klang wirklich, als wolle er mich nicht gehen lassen, und ehrlich, hatte ich etwas anderes erwartet? Nein. Ich meine, gut, sie waren ja auch meine Eltern, die mussten mich ja beschützen wollen. Und ich verließ mich vermutlich viel zu sehr auf Taylor, denn ICH war ja wirklich nicht gerade gut darin, mich zu verteidigen. Wenn ich auf mich allein gestellt wäre, würde ich jämmerlich untergehen. Trotzdem widersprach ich meinem Vater. "Ach quatsch, ich muss gehen. Oder willst du zusehen wie Ethan stirbt? Die Polizei wird ihn nicht finden. Die sind doch viel zu doof dafür!" "Evelynn. Jetzt ist es aber genug. Die Polizei in Miami tut gute Arbeit und hat viel getan um deinen Bruder zu retten.", die Türklingel unterbrach uns. "Ich geh schon!" Froh, nicht mit meinen Eltern weiter auf der Couch sitzen zu müssen stand ich auf, rannte zur Tür und riss sie auf.
"Was...?" "Hallo Evelynn. Ich dachte mir schon, dass es Schwierigkeiten geben würde. Immerhin sind deine Eltern Menschen." Ein klitzekleines Grinsen musste ich mir schon verkneifen, als ich die Hexe in diesem Outfit vor mir stehen sah: Sie trug nicht wie sonst irgendein knallbuntes Kleid, diese komischen, spitze Schuhe und ihre langen Haare offen, sondern ein "Bussiness-Outfit" mit strengem Dutt. Vermutlich wollte sie so seriöser und vertrauenserweckender auf meine Eltern, die sie offensichtlich zu besuchen gedachte, wirken. "Ja, mhhm. Die sind im Wohnzimmer. Komm doch rein." Die Hexe machte einen Schritt nach vorne und bedeutete mir, vorzugehen. Sofort kam ich diesem indirekten Befehl nach und trat wieder ins Wohnzimmer. Evangeline ließ mir gar keine Zeit zu erklären, wer sie war und was sie hier tat, sondern übernahm diese Aufgabe einfach selbst. "Mr. & Mrs. Donelly? Mein Name ist Evangeline und ich bin Evelynns Mentorin. Sicher hat sie schon von mir erzählt. Sie scheinen schon von dem Brief gehört zu haben, da es ja schließlich Lynns Vorhaben war ihnen davon zu erzählen." Als ob de Hexe nicht schon längst wüsste, was ich meinen Eltern gesagt hatte! Ich hätte wetten können, dass sie die ganze Zeit "zugeguckt" hatte. "Nun ja, warum ich hier bin: Ich möchte ihnen mitteilen, dass ich Evelynn bei ihrem Vorhaben begleiten werde und dafür Sorge tragen werde, dass ihr nichts geschieht." Mit einem Blick zu mir sandte sie eine Nachricht in meinen Kopf. Das habe ich nicht vor. Aber ich bin davon überzeugt, dass sie eine Erklärung brauchen, auch wenn sie gleich nicht mehr wissen werden was ich ihnen jetzt erzähle und auch sonst andere Dinge glauben werden. Was sollte das jetzt? Ich kapierte gerade gar nichts mehr. "Was ist mit der Schule? Es gefällt mir nicht was sie da erzählen und ich werde meine Tochter nicht gehen lassen, aber ich würde trotzdem gerne wissen, wie sie sich das vorstellen. Meine Tochter geht noch in die Schule und hat einen Abschluss zu schaffen." "Ihre Tochter, wie sie so schön betonen, wird schon darüber hinwegkommen einen Monat zu verpassen. Das ist kein Problem." Mein Vater, der die ganze Zeit schon seine Sorgen äußerte, schnaubte verärgert. "Wissen sie. Ich kenne sie nicht. Sie könnten mit meiner Tochter was weiß ich noch anstellen. Und ich sehe keinen positiven Grund in ihrem Vorhaben außer der Tatsache, dass ich meinen Sohn wiederbekomme aber meine Tochter dabei eventuell verliere. Sie verpasst außerdem die Schule!" War ja klar, dass die Schule wieder das wichtigste Argument war, dachte ich augenverdrehend. "Mom, Dad, das ist die einzige Chance Ethan wiederzubekommen." "Evelynn. Das stimmt nicht. Das glaubst du nur, weil diese...Person...dir dein Gehirn irgendwie manipuliert hat." Die Worte meiner Mutter brachten mich auf eine Idee. Schnell ging ich näher an Evangeline heran und flüsterte ihr etwas zu: "Hey, wie wäre es, wenn du das Gehirn meiner Eltern nochmal ein bisschen verändern würdest, sodass dieses ganze Zeug für sie okay ist oder dass sie nichts mehr davon wissen. Dann könnte ich ja in mein Zimmer bei dir ziehen." "Evelynn. Das hatte ich doch vor. Das habe ich dir doch eben zu sagen versucht. Die Idee mit dem Zimmer bei mir ist allerdings gut. Geh doch mal kurz aus dem Raum. Dann erledige ich das." "Ja. Gut. mach aber bitte nicht mehr als das allernötigste." "Sicher Liebes. Sei unbesorgt Und jetzt geh!"
Ich wusste nicht, was Evangeline da tat, aber ich hoffte, dass für meine Eltern hinterher diese eigentlich ja nicht gerade lange Trennung nicht so schlimm war. Schnell packte ich das Zeug, das ich brauchte in meinen Koffer und ging mit diesem langsam die Treppe wieder hinunter. "Evelynn! Du kannst wieder reinkommen wenn du willst!" Langsam trat ich wieder ins Wohnzimmer und sah zu meinen Eltern. Sie saßen friedlich auf ihren Plätzen und lächelten mich an -irgendwie gruselig. "Mom, Dad, ich geh dann für ein paar Tage zu Evangeline. Aber ich werd auch in die Schule gehen, versprochen." "Ja Liebes. Ist gut." Beide standen auf, kamen auf mich zu und umarmten mich kurz.
Draußen stand zu meiner Überrraschung Taylor und wartete mit seinem Auto. Jetzt war mir auch klar, wie die Hexe zu mir nach Hause gekommen war. Er legte mir einen Arm um die Schultern: "Ich hab gehört wir wohnen jetzt unter einem Dach?" "Vorerst. Aber unter einem Dach bedeutet nicht in einem Zimmer", ich musste lachen da ich wusste, dass es das vermutlich doch hieß.
DU LIEST GERADE
Hexenjagd
ParanormalDas ist der 2. Teil. (Der 1. Teil heißt Hexenflammen;) Was, wenn du von einer Sekte verfolgt wirst, die dich umbringen will? Was, wenn du kein Mensch bist und übernatürliche Kräfte hast? Was, wenn du von einer Hexe in eine andere Zeit geholt wirst...